Media Ownership Monitor

Medienbesitz bedeutet Meinungsmacht. Und Meinungsmacht garantiert Einfluss. Die Kontrolle über Massenmedien unterscheidet sich deshalb von jedem anderen Wirtschaftszweig. Unabhängige Medien und eine vielfältige Medienlandschaft sind Grundpfeiler einer gesunden Demokratie. Reporter ohne Grenzen hat mit dem Media Ownership Monitor ein standardisiertes Recherche- und Publikationsinstrument entwickelt, das die Transparenz von Besitzverhältnissen nationaler Massenmedien schafft bzw. fördert. Wir nehmen Medienbesitzer unter die Lupe und decken ihre Interessen auf. Ihre Meinungsmacht über die verschiedenen Mediensektoren – TV, Radio, Print und Online – bilden wir in unseren Online-Datenbanken anschaulich ab.

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Das Projekt

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Medienpluralismus

Media Ownership Monitor

Projektländer

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Media Ownership Monitor?

Der Media Ownership Monitor (kurz: MOM, engl. für Medienbesitz-Monitor oder -Wächter) ist ein internationales Rechercheprojekt zum Thema Medientransparenz.

In ausgewählten Zielländern fragen wir: wem gehören die Massenmedien, wer kontrolliert sie und welche Interessen stecken dahinter?

Die Antworten werden in einer Online-Datenbank veröffentlicht. Diese ist für die gesamte Bevölkerung nutzbar und soll deren Wissen über Medien, also die Medienkompetenz fördern. Zusätzlich zu diesen Informationen erforschen wir landesspezifischen Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Markt- und Wettbewerbssituation und das medienrechtliche Umfeld. Aus den Eigentumsanteilen der einflussreichsten Medienbesitzer*innen in Verbindung mit deren Unternehmenserfolg (Marktmacht) sowie der Reichweiten ihrer Medien (Meinungsmacht) ergibt sich im zweiten Schritt ein Indikator dafür, wie stark der Medienpluralismus in einem Land gefährdet ist.

Die datenjournalistische Recherche wird mit unabhängigen lokalen Partnern, meist zivilgesellschaftlichen Nichtregierungsorganisationen (NROs), durchgeführt. Nach Ende der gemeinsamen, drei- bis viermonatigen Recherchephase übernehmen diese das Projekt und betreiben es in ihrem Land selbstständig weiter. Mit dieser Bestandsaufnahme, der Einordnung und ständigen Aktualisierung schärfen wir das politische Bewusstsein für das Problem der Medienkonzentration, stoßen Debatten an und helfen, die rechtlichen Rahmenbedingungen in den entsprechenden Ländern zu verbessern. Langfristiges Ziel ist es, einen unabhängigen, leistungsfähigen und pluralistisch organisierten Mediensektor zu fördern, der als Basis für das individuelle Grundrecht auf Meinungsfreiheit und informationelle Selbstbestimmung dient.

Wer steckt hinter dem Media Ownership Monitor und wer finanziert das Projekt?

MOM wird von Reporter ohne Grenzen e. V., der deutschen Sektion der internationalen Organisation Reporters sans frontières (RSF) betrieben, die sich weltweit für Presse- und Informationsfreiheit und für den Schutz von Journalist*innen einsetzt.

Finanziert vom deutschen Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), wird der Media Ownership Monitor bislang in Entwicklungsländern durchgeführt – auch wenn Konzentrationstendenzen natürlich nicht nur dort zu beobachten sind und der MOM als standardisiertes Instrument überall einsetzbar wäre.

Warum ist Transparenz von Medienbesitz wichtig?

Es ist nicht egal, wem ein Sender, ein Verlag oder ein Internetportal gehört, denn Medienbesitz bedeutet Meinungsmacht. Und Meinungsmacht garantiert politischen Einfluss. Die Kontrolle über Massenmedien unterscheidet sich deshalb von jedem anderen Wirtschaftszweig, denn deren Unabhängigkeit und Vielfalt sind Grundpfeiler einer gesunden Demokratie. Nur sie garantieren eine professionelle Berichterstattung, die auch Kritik und Kontrolle staatlicher Gewalt einschließt. Medienpluralismus ist überall dort in Gefahr, wo die Macht über Medieninhalte und damit die öffentliche Meinung in den Händen einiger Weniger liegt und deren Interessen dient.

Oft sehen Eigentümer*innen ihre Massenmedien nicht als ein Instrument, das der Allgemeinheit und deren Meinungsbildung dient, sondern auch oder sogar ausschließlich als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen. So lassen sich manche Unternehmer*innen dafür bezahlen, bestimmte politische Inhalte zu veröffentlichen. Andere zeigen sich mit ihren Medien loyal zur Staatsmacht, um sich Vorteile zu sichern oder sie betrachten ihren Medienbesitz als Waffe im Konkurrenzkampf ganz anderer Branchen, wo sie auch unternehmerisch aktiv sind. Viele Medien gehören nämlich zu großen Mischkonzernen.

Ein erster Schritt, solchen Missbrauch von Medieneigentum zu vermeiden oder zumindest einzudämmen, ist es, solche oft verborgenen Zusammenhänge öffentlich darzustellen. Der MOM schafft Transparenz darüber, wer Einfluss auf Medieninhalte nehmen kann und gibt so auch Auskunft darüber, wie unabhängig, aber auch wie vielfältig oder eintönig die Medienlandschaft in einem Land ist.

Warum verstecken sich Besitzer*innen?

Es gibt eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Gründen, warum Medienbesitz verschwiegen oder gar aktiv versteckt wird. Diese Gründe können ganz legitim oder gar illegal sein, sowie persönlicher, rechtlicher oder geschäftlicher Natur – oder ein Mix aus allen Formen.

In einigen Ländern ist Medienbesitz gesetzlich eingeschränkt, um Konzentrationstendenzen und Kartelle zu vermeiden. Wenn dort jemand sein oder ihr Medienimperium über diese Schranken hinaus erweitern möchte, werden Strohmänner, manchmal auch –frauen, oder Tarnfirmen, oft im Ausland, genutzt.

Wenn Medienunternehmer*innen öffentliche Ämter bekleiden, ergibt sich daraus meist ein Interessenskonflikt, der nicht offenbart werden soll.

Manchmal erhalten Medienbesitzer*innen auch Drohungen oder sehen sich mit anderen Gefahren konfrontiert, die entweder von Regierungen oder konkurrierenden Unternehmen ausgehen. In dem Fall bevorzugen sie es, unerkannt zu bleiben, um sich zu schützen.

In seltenen Fällen geschieht die Verschleierung des Besitzes ungewollt, wenn etwa Unternehmensstrukturen durch Firmenfusionen und Übernahmen mit der Zeit derart komplex werden, dass die letztendlichen Eigentümer*innen hinter unübersichtlichen Konstruktionen verschwinden.

Nicht zuletzt können die auch in anderen Bereichen üblichen, also nicht-medien-bezogenen Gründe für Besitzverschleierung beobachtet werden, wie zum Beispiel Steuerflucht.

Wie werden die Medien ausgewählt?

Entscheidend für die Auswahl ist der Einfluss von Medien auf die öffentliche Meinung. Daher werden Sender, Zeitungen und Webseiten nach folgenden Kriterien bewertet:

Welche Medien haben die größte Reichweite?

Je mehr Menschen ein Medium erreicht, desto mehr Einfluss auf die öffentliche Meinung kann die*der Besitzer*in potentiell nehmen. Basis für die Auswahl sind aktuelle Mediennutzungsumfragen sowie Marktforschungsergebnisse.

Wie sehr beeinflussen die Medien die politische Meinung?

Der MOM konzentriert sich auf Medien, die Meinung, Einstellungen und Verhalten der Öffentlichkeit insbesondere bei sozialen und politischen Themen beeinflussen. Das schließt die Medien ein, die sich inhaltlich auf die heimischen und somit für die Bevölkerung wichtige Themen beziehen. Im Umkehrschluss werden international ausstrahlende Sender (z.B. AlJazeera) ausgeklammert. Fachmedien oder Massenmedien mit einem besonderen thematischen Fokus (Musik, Sport etc.), soziale Netzwerke, Suchmaschinen und reine Werbeträger werden – von begründeten Ausnahmen abgesehen – ausgeschlossen, da sie nur wenig zur politischen Willensbildung beitragen oder als reine Distributoren betrachtet werden.

Wie werden Daten erhoben?

Daten werden im ersten Schritt mittels Online-Recherche erhoben. Zusätzlich werden öffentliche Register, Regulierungsbehörden und Forschungsinstitute kontaktiert, alle ausgewählten Medienhäuser angeschrieben und deren Management sowie Eigentümer*innen interviewt. Wie Daten im Einzelnen ausgewählt und verarbeitet werden, ist auf den Länderwebseiten jeweils in den FAQs nachzulesen. Quellen sind sorgfältig dokumentiert, archiviert und werden nach Verfügbarkeit auch zum Download angeboten.

Um die so erhobenen Daten und Schlussfolgerungen zu überprüfen und zu bewerten, arbeiten die MOM-Teams während des gesamten Forschungsprozesses mit einer Beratergruppe zusammen, die sich in jedem Land aus lokalen Medienexperten zusammensetzt.

Welche Lösungen schlägt das Projekt vor?

Der Media Ownership Monitor schlägt keine konkreten Lösungen bei Missständen vor und gibt auch keine Empfehlungen zu konkrete Regulierungsmodellen ab, die vom jeweils besonderen Umfeld in einem Land, dem bestehenden Rechtsrahmen sowie den ökonomischen Rahmenbedingungen abhängen können.

MOM schafft vor allem Transparenz, die Medienkompetenz der Bevölkerung fördert und so eine demokratische Diskussion sowie, darauf aufbauend, eine gute Regierungsführung ermöglicht. Der ungehinderte Zugang zu einer Vielfalt an Informationen fördert die Meinungsfreiheit und schließlich Entscheidungen, die Standpunkte und Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung widerspiegeln.

Wie werden die Länder ausgewählt?

Der Media Ownership Monitor beruht auf einer standardisierten Methodik, die wir im Prinzip weltweit anwenden können – denn Konzentrationstendenzen im Medienbereich sind fast überall sichtbar. Vorerst wird der MOM allerdings vorwiegend in den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern veröffentlicht, da dies eine Finanzierungsbedingung des BMZ ist. Ein ähnliches, EU-finanziertes Projekt – der Media Pluralism Monitor (MPM), der vom Center for Media Pluralism and Freedom des European University Institute in Florenz koordiniert wird – liefert Ergebnisse für EU-Mitgliedsstaaten und einige Anwärterstaaten.

Ein wichtiges Auswahlkriterium ist der World Press Freedom Index von RSF, der Hinweise auf mögliche Defizite in Bezug auf Medienpluralismus, Unabhängigkeit und Transparenz gibt (vergleiche: Rangliste der Pressefreiheit 2018). Der politische Kontext ist ebenfalls ausschlaggebend für das Gelingen eines Projekts. Zum einen sollten zivilgesellschaftliche Akteure,  wie unsere lokalen Partnerorganisationen, relativ frei arbeiten können. Zum anderen sollte die Medienlandschaft zu einem gewissen Grad offen sein, da in einem Land, in dem z.B. alle Medien staatlich kontrolliert sind, der MOM kaum sinnvolle neue Erkenntnisse liefern würde.

Für welche Länder ist der Media Ownership Monitor verfügbar?

2015: Kambodscha, Kolumbien

2016: Tunesien, Türkei, Ukraine, Philippinen, Peru, Mongolei

2017: Serbien, Ghana, Brasilien, Albanien, und Marokko.  

2018: Mexiko, Tansania, Sri Lanka, Libanon, Ägypten, Pakistan.   

Media Ownership Monitor19.07.2019

Pakistan: Wenig Medienvielfalt und laxe Gesetze

Die Medienvielfalt in Pakistan ist in hohem Maße gefährdet. Nur eine Handvoll Medien vereinen mehr als die Hälfte der Mediennutzer auf sich. Eine laxe Gesetzgebung setzt der Konzentration wenig Grenzen. Das sind zentrale Ergebnisse des Rechercheprojekts Media Ownership Monitor (MOM) Pakistan von Reporter ohne Grenzen und dem lokalen Partner Freedom Network.

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Media Ownership Monitor31.05.2019

Wem gehören die Medien in Indien?

Die Medienlandschaft Indiens wirkt zwar vielfältig, doch trotz der enormen Anzahl an Printmedien und Rundfunksendern gefährdet eine hohe Medienkonzentration den Medienpluralismus im Land. Das sind einige Ergebnisse des Projekts Media Ownership Monitor Indien, das Reporter ohne Grenzen zusammen mit DataLEADS in Delhi vorgestellt hat.

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Argentinien10.04.2019

Konglomerate von Gnaden der Regierung

Eine kleine Gruppe von Großkonzernen kontrolliert den Medienmarkt in Argentinien und bestimmt so, was die große Mehrheit der Bevölkerung liest, sieht und hört. Das zeigt das Projekt Media Ownership Monitor Argentinien, das Reporter ohne Grenzen und die Journalistenkooperative Tiempo Argentino in Buenos Aires vorgestellt haben.

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Ägypten25.01.2019

MOM-Projekt unter widrigen Bedingungen

Zur Vorstellung des Projekts Media Ownership Monitor (MOM) Ägypten veröffentlicht ROG am heutigen Freitag erstmals Rechercheergebnisse auf einem Tor-Server, um die Online-Zensur im Projektland zu umgehen. Ägypten ist das erste der 21 MOM-Projektländer, in dem sowohl die deutsche als auch die internationale Seite von ROG sowie die von MOM selbst gesperrt wurden.

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