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Afghanistan

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 152 von 180
Afghanistan 13.03.2007

Italienischer Journalist endlich frei

Reporter ohne Grenzen ist erleichtert über die Freilassung von Daniele Mastrogiacomo, italienischer Reporter von La Repubblica. Im Austausch gegen fünf Taliban ließen die Entführer den Journalisten nur wenige Stunden vor dem Ablauf des zweiten Ultimatums frei.
Adjmal Naskhbandi, sein afghanische Führer befindet sich immer noch in Geiselhaft.

„Die Initiativen, die in Afghanistan und Italien unternommen wurden, haben zu dem glücklichen Ausgang der Entführung beigetragen“, sagte die Organisation für Pressefreiheit. „Bedauerlich ist jedoch, dass die Freilassung erst zustande kam, nachdem der afghanische Fahrer getötet wurde und fünf Talibankämpfer freigelassen wurden. Wir rufen alle Taliban-Führer auf, insbesondere Mullah Dadullah, Angriffe auf Medien und Journalisten zu verurteilen.“

Daniele Mastrogiacomo begab sich kurz nach seiner Befreiung in ein Krankenhaus nach Lashkar Gah, der Provinzhauptstadt von Helmand. Dort bestätigte der italienische Arzt, Gino Strada, der auch eine Schlüsselrolle bei den Verhandlungen mit den Entführern spielte, dass es ihm gut gehe. Auch das italienische Außenministerium und La Repubblica bestätigten die Freilassung und den Austausch von fünf Taliban.

Die Entführer drohten, Mastrogiacomo zu töten. Sie forderten die Freilassung von Talibankämpfern. Der Fahrer des Journalisten wurde ermordet, nachdem die erste Frist verstrichen war. Gestern gaben die Taliban bekannt, dass sie ihn an Stammesführer übergeben hätten.

Mastrogiacomo und sein Führer wurden am 4. März in der südlichen Provinz Helmand entführt. Der Journalist recherchierte dort für eine Geschichte über die Region. Einige Distrikte sind dort von den Taliban kontrolliert.

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Pressemitteilung vom 13. März 2007

Entführter Journalist bittet Italiens Regierung um Hilfe/Afghanischer Fahrer exekutiert

In einer Videobotschaft bittet der entführte italienische Journalist Daniele Mastrogiacomo die italienische Regierung, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um sein Leben zu retten. Das Video wurde am 12.3. von der Taliban aufgezeichnet und über „Emergency“, eine italienische Hilfsorganisation, die im Süden Afghanistans stationiert ist, an die Regierung Italiens weitergeleitet. Das Ultimatum der Taliban läuft am 16. März aus.

Reporter ohne Grenzen fordert die umgehende Freilassung des am 4.März entführten Journalisten der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“: „Wir rufen jeden auf, sein Möglichstes zu tun, Mastrogiacomos Leben zu retten. Der Journalist wird von den Taliban als Druckmittel missbraucht. Er ist weder ein Spion, noch ist er für die Afghanistan-Politik seiner Regierung verantwortlich. Er muss bedingungslos freigelassen werden.“

Am 16.3. gab ein Taliban-Sprecher bekannt, der afghanische Fahrer Mastrogiacomos sei hingerichtet worden. Er sei „exekutiert, nachdem man ihn der Spionage schuldig befand“, so der Sprecher von Mullah Dadullah zur Afghanischen Nachrichtenagentur.

Daniele Mastrogiacomo sagt in dem Video auf Italienisch: „Mein Name ist Daniele Mastrogiacomo. Heute ist der 12.März und es ist acht Uhr morgens hier in Afghanistan. Mir geht es gut. Ich bin sicher, dass alles gut endet. Tut alles, was ihr könnt, mir bleiben nur noch zwei Tage.“

Der Journalist wirkt müde und angespannt. Er trägt eine Kopfbedeckung und spricht sehr monoton. Ein Mann im verdunkelten Hintergrund des Bildes fordert ihn zum Reden auf. Ein Sprecher der Taliban, Shahabuddin Atal, bestätigte gegenüber der Afghanischen Nachrichtenagentur, dass dieser Mann Mullah Dadullah sei. Der Sprecher warf der italienischen Regierung vor, das Leben ihrer Bürger in Gefahr zu bringen, wenn sie ihre Truppen in Afghanistan stationiert ließen. Der Abzug der Truppen ist die zentrale Forderung von Mullah Dadullah.

Ein weiterer Sprecher des Mullahs, Yussuf Ahmadi sagte: „das Ultimatum ist abgelaufen“. Gleichzeitig betonte er jedoch, die Taliban hätten den italienischen Behörden ihre Bereitschaft zur Fortsetzung ihrer Verhandlungen signalisiert.

Teile des Videos können auf der Website von La Repubblica angesehen werden:
tv.repubblica.it/home_page.php

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Pressemitteilung vom 8. März 2007

Lasst Daniele Mastrogiacomo frei!

Immer mehr Menschen in Italien demonstrieren für die Freilassung des in Afghanistan entführten Journalisten Daniele Mastrogiacomo.
Seine Entführer haben sich zuletzt am 10.März mit neuen Forderungen an die Öffentlichkeit gewandt.

In einer Audiobotschaft, vermutlich von Mullah Dadullah, Anführer der Talibangruppe, die Daniele Mastrogiacomo entführt hat, droht dieser mit der Ermordung des Journalisten. Er setzte eine Frist von sieben Tagen, innerhalb derer die italienischen Streitkräfte einen Plan zum Abzug der Truppen aus Afghanistan vorlegen sollten. Daraufhin forderte die italienische Regierung die Entführer auf, zu beweisen, dass Mastrogiacomo noch am Leben ist. Erst am 8. März hatte das italienische Unterhaus zugestimmt, 2.000 Soldaten am Hindukush stationiert zu lassen.

Mehr als 47.000 Menschen haben bereits die Petition für die Freilassung Daniele Mastrogiacomos unterzeichnet, die von dessen Kollegen bei der Tageszeitung „La Reppublica“ initiiert wurde: www.repubblica.it/speciale/2007/appelli/mastrogiacomo/.

Für die Freilassung des am 4.März entführten Journalisten setzen sich auch Ala al-din al-Ghoobashi, der Imam der Moschee von Rom, die Pakistanische Gemeinschaft in Italien, sowie Berühmtheiten aus Sport und Kultur wie der Fußballprofi Francesco Totti und der Literaturnobelpreisträger Dario Fo ein.

In Afghanistan hielt der Italienische Botschafter eine Pressekonferenz ab und appellierte an die Geiselnehmer, den Italiener freizulassen. Italienische Kollegen veröffentlichten eine Erklärung in der sie die umgehende Freilassung Danieles forderten; er sei lediglich seinem Beruf nachgegangen, die Menschen zu informieren.

Mit der Geiselnahme des Italieners versuchen die Taliban auch, zwei ihrer inhaftierten Kämpfer freizupressen: Abdul Latif Hakimi sitzt seit etwa eineinhalb Jahren in Pakistan in Haft, Mohammad Hanif wurde im Januar in Afghanistan festgenommen.


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Pressemitteilung vom 8. März 2007


Der Militärchef der Taliban, Mullah Dadullah, hat auf einer Tonbandaufzeichnung bestätigt, dass seine Streitkräfte den italienischen Journalisten Daniele Mastrogiacomo und dessen afghanische Führer Ajmal and Ghulam Haidar in ihrer Gewalt haben. Mullah Dadullah beschuldigte sie der Spionage für das britische Militär. Er sagte, sie hätten den Standort der Taliban-Truppen lediglich in Erfahrung gebracht, um ihn dann der NATO mitzuteilen. „Wir können nicht akzeptieren, dass unsere Männer gefangen gehalten werden während westliche Journalisten frei sprechen. Über ihr Schicksal wird später entschieden.“

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Pressemitteilung vom 6. März 2007

Reporter ohne Grenzen fordert die sofortige Freilassung des italienischen Journalisten Daniele Mastrogiacomo und seiner zwei afghanischen Begleiter. Sie verschwanden vor zwei Tagen im Süden Afghanistans. Es wird vermutet, dass sie von Talibankämpfern verschleppt wurden.

„Die Entführung von Journalisten widerspricht allen humanitären Gesetzen“, so die Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit. „Daniele Mastrogiacomo ist kein Spion. Er ging als Journalist lediglich seiner Aufgabe nach, Menschen zu informieren. Wir appellieren mit Nachdruck für seine Freilassung.“

Die italienische Tageszeitung „La Repubblica“, für die Mastrogiacomo arbeitete, hat seit über 48 Stunden keine Nachricht mehr von ihm erhalten. Zuletzt soll er aus der südlichen Provinz Kandahar berichtet haben. Das italienische Außenministerium hat mittlerweile einen Krisenstab eingerichtet, der sich mit dem Fall befasst.

Nur wenige Stunden zuvor gab ein Sprecher der Taliban bekannt, einen britischen Journalisten und zwei Afghanen namens Sayed Agha und Ajymal in der südlichen Provinz Helmand in ihre Gewalt gebracht zu haben. Der Sprecher erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, die drei seien Spione. Dieser entführte Journalist könnte der vermisste Italiener Daniele Mastrogiacomo sein. Ein Taliban-Sprecher habe während eines Gesprächs den entführten Briten „Doniele“ genannt, erklärte ein Journalist gegenüber ROG.

Mastrogiacomo ist ein erfahrener Auslandsjournalist, der über die Kriege in Somalia, im Irak und im Libanon berichtete. Er fuhr nach Afghanistan, um über die kürzlich begonnene Frühjahrsoffensive der NATO-Streitkräfte gegen die Taliban zu berichten.

In den vergangenen Wochen wurden bereits mehrere Journalisten, unter ihnen ein „Al-Jazeera“- Team und zwei pakistanische Reporter, von Taliban-Kämpfern entführt. Alle wurden unversehrt wieder freigelassen.

Im Oktober 2006 wurde der italienische Fotograf Gabriele Torsello für 23 Tage verschleppt. Damals riefen sogar die Taliban zu dessen Freilassung auf.

WEITERE INFORMATIONEN:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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