Nominierte: Prize for Courage

Der Preis für Mut - Courage - wird an Journalist*innen, Medien oder Nichtregierungsorganisationen vergeben, die Mut in der Praxis, Verteidigung oder Förderung von Journalismus in einem feindlichen Umfeld und trotz Bedrohung ihrer Freiheit oder Sicherheit beweisen.

Juan Lorenzo Holmann Chamorro (Nicaragua)

Juan Lorenzo Holmann Chamorro (Nicaragua)

Juan Lorenzo Holmann Chamorro war seit zwei Jahren Geschäftsführer der unabhängigen Zeitung La Prensa, als er am 13. August 2021 das Ende der Print-Version verkünden musste. Grund dafür war ein Mangel an Druckpapier, der durch die Regierung von Präsident Daniel Ortega mutwillig herbeigeführt worden war. Die Polizei durchsuchte die Redaktionsräume und nahm Juan Lorenzo Holmann Chamorro am selben Tag fest. Sie brachten ihn in ein Haftzentrum für politische Gefangene, das als „Folterzelle“ berüchtigt ist. Er wird seitdem dort festgehalten, darf nicht mit einem Anwalt sprechen und seiner Familie wurden nur sieben Besuche gewährt. Im März 2022 wurde er wegen angeblicher Geldwäsche zu neun Jahren Haft verurteilt, obwohl es keine aussagekräftigen Beweise für die Anklage gab. La Prensa erscheint weiterhin in digitaler Form, inzwischen aus dem Exil. Die Redaktion hat trotz aller Schwierigkeiten niemals aufgehört, Nachrichten zu veröffentlichen. 

Mahmud al-Atmi (Jemen)

Mahmud al-Atmi (Jemen)

Mahmud al-Atmi stammt aus der heute von Houthi-Rebellen kontrollierten Hafenstadt Al Hudaydah und berichtete seit 2014 als freiberuflicher Journalist für jemenitische Medien über die Menschenrechtsverletzungen durch die Houthi. 2018 gründete er in Aden die Webseite almmarsa.com, die sich auf die westlichen, von den Houthi kontrollierten Provinzen des Jemen konzentriert. Al-Atmis Bruder wurde im folgenden Jahr als Vergeltungsmaßnahme inhaftiert, sein Vater wurde dazu gezwungen, ein Dokument zu unterzeichnen, mit dem er sich von seinem Sohn distanzieren musste. Einige Monate später konnten die Houthi sein Auto und den Ort, an dem er wohnte, ermitteln. Am 9. November 2021 wurde sein Auto in die Luft gesprengt, als er mit seiner Ehefrau, der Journalistin Rasha Al-Harazi, zur Geburt des gemeinsamen Kindes ins Krankenhaus fuhr. Sie und das Kind waren sofort tot. Er selbst überlebte den Anschlag schwer verletzt. Er lebt nun in den Vereinigten Arabischen Emiraten und setzt dort seine Arbeit fort.

Huang Xueqin (China)

Huang Xueqin (China)

Sophia Huang Xueqin ist eine ehemalige Investigativreporterin für Xinkuaibao und Southern Metropolis Weekly. Sie hat sich für Frauenrechte eingesetzt und sexuelle Belästigung von Mädchen und Frauen, insbesondere im Medienbereich, dokumentiert und aufgedeckt. Sie wurde am 19. September 2021 in der südlichen Stadt Guangzhou gemeinsam mit dem Gewerkschaftsaktivisten Wang Jianbing festgenommen. Als Grund wurde der Verdacht auf „Anstiftung zum Umsturz der Staatsmacht“ angegeben. Bereits 2019 war die Reporterin für drei Monate inhaftiert. Damals wurde ihr vorgeworfen, „Streit zu schüren und Unruhe zu stiften“, weil sie über die Pro-Demokratie-Proteste in Hongkong berichtet hatte. Für ihren Artikel über die Aktivistin Li Qiaochu, der von Initium Media veröffentlich wurde, erhielt sie von der Society of Publishers in Asia (SOPA) eine Auszeichnung für herausragende Berichterstattung über Frauenthemen.

Narges Mohammadi (Iran)

Narges Mohammadi (Iran)

Narges Mohammadi wurde in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder festgenommen und verbrachte einen Großteil der Zeit im Gefängnis. Trotzdem hat sie ihren Kampf für Pressefreiheit und Menschenrechte nie aufgegeben und ist deshalb ein Symbol für großen Mut. Nicht einmal im Gefängnis hat sie aufgehört, über die entsetzliche Lage der Gefangenen im Iran, insbesondere der weiblichen Insassen, zu informieren. Sie musste zahlreiche Opfer bringen, damit ihre Stimme gehört wird. Mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Taghi Rahmani, hat sie zwei Kinder, die sie nicht aufwachsen sehen kann, weil sie seit 2011 nur wenige Monate nicht in Haft war. Auch ihre Herzprobleme bewahrten sie nicht davor, misshandelt und gefoltert zu werden und 154 Peitschenhiebe zu erhalten. Dennoch gibt sie die Hoffnung nicht auf und ruft weiterhin zu zivilem Widerstand auf. Sie verfasste auch im Gefängnis zahlreiche Artikel, drehte einen Dokumentarfilm und ein Buch mit dem Titel „Weiße Folter“, das auf ihren Interviews mit 16 Gefangenen basiert. Das letzte Mal wurde sie am 16. November 2021 festgenommen, seitdem befindet sie sich in Haft.

Han Thar Nyein (Myanmar)

Han Thar Nyein (Myanmar)

Han Thar Nyein fiel als einer der ersten unabhängigen Medienschaffenden der Verfolgung durch die Junta zum Opfer. Er wurde knapp einen Monat nach dem Militärputsch im Februar 2021 verhaftet. Vor zehn Jahren gründete der Journalist die Nachrichtenagentur Kamayut Media mit, die die Welt mit vertrauenswürdigen Informationen über das Geschehen in Myanmar versorgt. Trotz des Militärputsches wollte er diese Arbeit weiterführen. Aktuell wird er im berüchtigten Insein-Gefängnis am Stadtrand von Yangon festgehalten. Dort wurde er Opfer von extremer Gewalt, Folter, Verbrennungen am ganzen Körper sowie Vergewaltigungs- und Morddrohungen. Sein Kollege bei Kamayut Media, Nathan Maung, wurde zur selben Zeit wie er festgenommen. Da dieser US-Staatsbürger ist, wurde er dank diplomatischer Verhandlungen schnell wieder freigelassen. Als myanmarischer Staatsbürger hat Han Thar Nyein dieses Privileg nicht und sitzt noch immer in Haft.

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