Nominierte: Prize for Independence
Der Preis für Unabhängigkeit wird an Journalisten, Medien oder NRO vergeben, die sich Druck - sei es finanziellem, politischem, wirtschaftlichem oder religiösem - widersetzen. Oder weil sie sich zu beispielhaften Werten und Standards zur Durchsetzung von Pressefreheit bekennen und diese durchsetzen.
TOLOnews (Afghanistan)
TOLOnews (Afghanistan)
Der private Fernsehsender TOLOnews wurde bereits 2005 mit dem RSF Press Freedom Award ausgezeichnet. Der Sender setzt seine Arbeit in Kabul fort, auch wenn die Taliban seit ihrer Machtübernahme am 15. August 2021 kontinuierlich Druck auf ihn ausüben. TOLOnews ist einer der größten privaten Fernsehsender Afghanistans und seine neutrale, faktenbasierte Berichterstattung verkörpert die besten Grundsätze des Journalismus. Dadurch, dass der Sender seine Berichterstattung trotz der schwierigen Umstände weiterführt, zeigt er, dass eine unvoreingenommene Berichterstattung auch unter den widrigsten Umständen aufrechterhalten werden kann und muss.
Omar Radi (Marokko)
Omar Radi (Marokko)
Der Enthüllungsjournalist und Menschenrechtsaktivist Omar Radi wird seit mehr als zehn Jahren von der Justiz in Marokko verfolgt, weil er über Korruption und andere sensible Themen berichtet. Die Behörden begannen im Juni 2020 gegen ihn wegen Spionageverdachts zu ermitteln. Kurz zuvor hatte Amnesty International berichtet, dass die Spähsoftware Pegasus dafür genutzt wurde, Informationen von seinem Handy zu erhalten. Einen Monat später wurde er auf Grundlage eines Vergewaltigungsvorwurfs festgenommen. Im Juli 2021 wurde er wegen vermeintlicher Vergewaltigung und Spionage zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Die Behörden hatten ihn schon mindestens drei Jahre vor diesem Prozess im Visier. Im April 2021 begann er einen Hungerstreik als Protest gegen seine Inhaftierung, musste aber den Streik nach 21 Tagen abbrechen, da er an Morbus Crohn leidet. Sein Gesundheitszustand ist seitdem sehr schlecht.
Lady Ann Salem (Philippinen)
Lady Ann Salem (Philippinen)
Lady Ann Salem verkörpert eine neue Generation von Journalistinnen und Journalisten auf den Philippinen, die dem Vorbild von Maria Ressa folgt. Dafür wurde sie zum Ziel des sogenannten Red-Taggings. „Red-Tagging“ umschreibt die Praxis, dass Personen und Organisationen von der Regierung grundlos als Kommunistinnen oder Terroristen „markiert“ werden. Im Dezember 2020 wurde Salem aufgrund von Terrorismusvorwürfen inhaftiert, nachdem die Polizei in ihrem Haus Waffen platziert hatte. Im Februar 2021 erklärte ein Gericht ihre Inhaftierung für ungültig. Sie musste jedoch einen weiteren Monat warten, bis sie freigelassen wurde. Sie ist Redakteurin von Manila Today und koordiniert das alternative Mediennetzwerk Altermidya, das vor allem ausführliche Artikel, Berichte und Vor-Ort-Recherchen veröffentlicht und über die Randgruppen der philippinischen Gesellschaft berichtet, die von den Mainstream-Medien ignoriert werden. Als Mitglied der International Association of Women in Radio and Television (IAWRT) kämpft sie zudem für Frauenrechte.
Bettie K. Johnson Mbayo (Liberia)
Bettie K. Johnson Mbayo (Liberia)
Die unabhängige Investigativjournalistin Bettie K. Johnson Mbayo gründete 2020 The Stage Media, ein Unternehmen für Fact Checking und investigativen Journalismus und eine der zuverlässigsten Quellen für Nachrichten und Informationen in Liberia. Mit ihrer investigativen Arbeit hat sie mehrere große Skandale in den Bereichen Politik, Korruption, Menschenrechte und Probleme von Frauen in Liberia dokumentiert und enthüllt. Nachdem sie einen Fall von Korruption enthüllt hatte, boten ihr hochrangige Beamte an, die Öffentlichkeitsarbeit für die Regierung zu übernehmen. Sie lehnte das Angebot aber ab. Auch ihre Familie wurde bereits unter Druck gesetzt. Ihr Ehemann, der Arzt ist, wurde vom Leiter eines Krankenhauses bedroht. Zuvor hatte Bettie K. Johnson Mbayo einen Bericht über eine Frau veröffentlicht, die gezwungen wurde, im Krankenhaus zu bleiben, da sie die Rechnungen für ihre Behandlung nicht zahlen konnte. Dem Paar wurden auch internationale Forschungsstipendien angeboten, um sie dazu zu bringen, das Land zu verlassen.
Bolot Temirow (Kirgistan)
Bolot Temirow (Kirgistan)
Die kirgisischen Behörden haben Bolot Temirow immer wieder belästigt und ausspioniert. Der bekannteste Investigativjournalist Kirgistans lässt sich von dieser juristischen Verfolgung und Erpressung aber nicht unterkriegen und lädt weiterhin seine Berichte in Form von Videos auf seinem YouTube-Kanal Temirov Live hoch. Er wurde wegen vermeintlichen Drogenbesitzes angezeigt, nachdem ihm die Polizei bei einer Razzia im Februar 2022 die Drogen untergeschoben hatte. Temirow hatte kurz vor dieser Razzia Videos veröffentlicht, in denen er eine korrupte Beteiligung von Verwandten des Politikers Kamtschibek Taschijew an der staatlichen Ölgesellschaft analysierte. Die Ölgesellschaft verklagte ihn daraufhin. Seit April laufen drei Strafverfahren. Die Polizei verhörte seine Frau und Mitarbeiter von Temirov Live, zugleich wurden mit versteckter Kamera gefilmte Videos von seinem Privatleben online gestellt. Trotzdem postet Temirov weiter, vor allem über Korruptionsfälle.
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