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China

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 178 von 180
KÜRZUNGEN BEI RADIO FREE ASIA 16.05.2025

RSF-Interview mit uigurischer Journalistin

Die uigurische Journalistin Gulchehra Hoja steht vor einer Wand mit Werbung für Marken, wie Toyota, während einem Event. Sie trägt ein hellblaues Kopftuch und lächelt freundlich.
Die uigurische Journalistin Gulchehra Hoja spricht über die Folgen, sollte der uigurische Dienst von RFA Ende Mai eingestellt werden. © picture alliance/AP Images | Charles Sykes

Der uigurische Dienst von Radio Free Asia (RFA) soll Ende Mai eingestellt werden. Hintergrund ist ein Dekret von Donald Trump. Darin ordnete der US-Präsident Mitte März an, das Geld für die United States Agency for Global Media (USAGM) zu kürzen. Die Behörde ist für alle staatlich finanzierten Auslandssender der USA zuständig. Reporter ohne Grenzen (RSF) hat mit der uigurischen Journalistin Gulchehra Hoja über die Folgen gesprochen. Sie lebt in den USA und berichtet seit 2001 für RFA.

RSF: Worüber berichtet der uigurische Dienst von RFA?  

Hoja: Seit 26 Jahren decken RFA-Journalistinnen und Journalisten die Menschenrechtsverletzungen des chinesischen Regimes gegen Uigurinnen und Uiguren sowie andere Turkvölker auf. Sie versorgen die Welt mit Fakten und Nachrichten aus erster Hand. Wir haben über die Unterdrückung und die ungerechte Politik der chinesischen Behörden in Xinjiang berichtet. Unsere Nachrichten wurden von der US-Regierung als Referenz für die Politik gegenüber China sowie von internationalen Menschenrechtsorganisationen und Forschungszentren verwendet.

Welche Folgen hat die Schließung für Uigurinnen und Uiguren?

20 Millionen Uigurinnen und Uiguren hatten nur eine zuverlässige internationale Nachrichtenquelle und einen Radiosender, der ihre Stimme in die Welt tragen konnte: Radio Free Asia. Die bedauerliche Entscheidung der Trump-Regierung bringt die Stimme der Uigurinnen und Uiguren zum Schweigen. Der Völkermord des Regimes geht weiter und China verstärkt seine Propaganda, um ihn zu normalisieren.

Was müssen RFA-Journalisten aushalten, die über China berichten?

RFA-Journalistinnen und Journalisten waren schon immer Opfer transnationaler Repression Chinas. Ich stehe im Visier, seitdem ich unter meinem eigenen Namen im Radio gesprochen habe. Meine Familie wurde als Geisel genommen. Meine Eltern wurden unter Druck gesetzt. Seitdem kann ich nicht mehr nach Hause zurückkehren. Im Februar 2018 erfuhr ich, dass 25 meiner Verwandten in die sogenannten Umerziehungslager gebracht worden waren. Außerdem waren 50 Familienmitglieder von sechs Medienschaffenden unseres Senders entführt worden. Wir haben uns diesen Drohungen nicht gebeugt und weiter berichtet.

Könnte die Schließung des uigurischen Dienstes von RFA die Propaganda aus Peking stärken?

China hat schon früher versucht, Sendungen von RFA zu blockieren und spezielle Störsender eingerichtet. Indem die US-Regierung nun unseren Radiosender abschaltet, belohnt sie die chinesische Regierung. Ohne RFA gibt es kaum noch unabhängige Informationen in China. Ich kann das Motiv immer noch nicht verstehen. Der Verlust unseres Radiosenders ist ein Zeichen dafür, dass die USA ihr Versprechen von Demokratie und Menschenrechten nicht eingehalten haben. Ich denke das schadet auch den USA. Nichts kann Radio Free Asia ersetzen.

Wie geht es Ihnen damit, dass uigurische Stimmen nach der Schließung ihre Plattform verlieren könnten?

Die Schließung eines so wichtigen Mediums bedeutet für uns Medienschaffende nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern zerstört auch unsere Moral. Ich habe 24 Jahre lang nicht nur meinen Verstand, sondern auch mein Herz und mein Leben diesem Sender gewidmet. Infolgedessen wurde ich zur Zielscheibe des chinesischen Regimes und als „Terroristin“ bezeichnet. Früher hatte ich keine Angst vor diesen Drohungen, sondern war eher stolz darauf, da ich vollstes Vertrauen hatte, dass die amerikanische Regierung unsere Arbeit schätzt und uns unterstützen würde. In einer Zeit, in der China mein Volk foltert und tötet, brauchen wir als uigurische Journalistinnen und Journalisten in den USA mehr denn je Schutz. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber was uns am meisten beunruhigt, ist die Hoffnungslosigkeit unseres Volkes.

Wie geht es für RFA-Journalistinnen und Journalisten weiter?

Seit 24 Jahren hört unser Volk, dass Radio Free Asia die Stimme der Unterdrückten ist, die Stimme der freien Presse. Das war auch unser Versprechen an unser Volk. Es war unsere Aufgabe, ihre Stimme in die Welt zu tragen. Wir werden diesen Auftrag nicht aufgeben, denn wir können unsere Berichterstattung auch über die sozialen Medien verbreiten. Ich habe großen Respekt vor meinen furchtlosen Kollegen. Es braucht Mut, sich für Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung einzusetzen. Wir sind stolz darauf, Journalistinnen und Journalisten zu sein.

Auf der neuen Rangliste der Pressefreiheit ist China um sechs Plätze gefallen und belegt nun Rang 178 von 180 Staaten.



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