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Eritrea

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 174 von 180
Eritrea 18.09.2006

Was haben Sie am 18. September 2001 gemacht?

Präsident Afeworki
Präsident Afeworki

Eritrea hat sich vor fünf Jahren selbst vom Rest der Welt isoliert. Während die Weltöffentlichkeit noch voll mit den Anschlägen vom 11. September beschäftigt war, schloss Präsident Issaias Afeworki am 18. September alle privaten Medien in Eritrea. Fünf Tage später begann eine beispiellose Verfolgung von Oppositionellen und Vertretern unabhängiger Medien. Hunderte von Regierungsgegnern sind seitdem im Gefängnis. Mindestens 13 Journalisten sind noch in Haft. Reporter ohne Grenzen ruft alle afrikanischen Zeitungen dazu auf, diese Woche Artikel über eine der größten politischen Tragödien der letzten 50 Jahre zu veröffentlichen.

Am 18. September ordnete der eritreische Präsident Issaias Afeworki die Schließung aller privaten Medien an und brachte damit alle unabhängigen Berichterstatter mit einem Schlag zum Schweigen. Die Hauptstadt Asmara, bis dahin in Liedern gelobt für ihr „dolce vita“, wurde mundtot gemacht. Die Verfolgung begann fünf Tage später, am 23. September. Innerhalb weniger Stunden wurde die Hauptstadt zum Jagdgrund für die Polizei. Einige der bekanntesten Journalisten des Landes versteckten sich in Kellern. Oppositionelle und Konkurrenten des Präsidenten wurden von der Polizei in Lastwagen geworfen und in den städtischen Polizeistationen eingesperrt.

Einige hatten den Mut, zu Fuß zu fliehen, um eventuell die Flüchtlingscamps im Sudan zu erreichen. Andere, wie der Dichter und Dramatiker Fessehaye Yohannes, lieferten sich selbst der Polizei aus, um die Hetzjagd zu beenden und Solidarität mit ihren inhaftierten Kollegen zu zeigen. Ein früherer Zeitungsherausgeber, der jetzt als politischer Flüchtling in Schweden lebt, sagte: „Das war das Ende all unserer Hoffnungen.“

18.-23. September 2001 – eine schwarze Woche für die Pressefreiheit in Afrika

Was war passiert in Eritrea, dass sich die Situation nach einer Dekade der Unabhängigkeit so veränderte?
Der Präsident hatte Wahlen versprochen, doch es wurden keine abgehalten. Der Präsident hatte bürgerliche und politische Freiheiten versprochen, doch die Polizei machte jeden unter dem geringsten Vorwand zur Zielscheibe. Es gab Proteste, kritische Artikel und offene Briefe, in denen die Verfasser Menschenrechtsverletzungen beklagten und eine demokratische Verfassung verlangten. Dahinter standen 15 Beamte der regierenden Partei, bekannt als die „Gruppe der 15“. Diese Initiative kam vor fünf Jahren, am 18. September, zu einem abrupten Ende. Unabhängig von ihrer Stellung oder den publizierten Artikeln gerieten Journalisten ins Visier, weil sie für unabhängige Medien berichteten. In nur wenigen Tagen wurde Eritrea zu einem der gefährlichsten Länder für unabhängige Journalistinnen und Journalisten weltweit.

Seitdem gibt es keine unabhängigen Publikationen mehr. Für Nachrichten muss die Bevölkerung Regierungsmedien vertrauen – oder einigen ausländischen Radiosendern, die in Asmara zu empfangen sind. Präsident Afewerki wacht streng über alles, was vor sich geht in Eritrea.

Neben Hunderten von Oppositionellen leiden 13 Journalisten irgendwo in den Gefängnissen des Landes. Ihre Namen: Dawit Issac, Fessehaye Yohannes, Yusuf Mohamed Ali, Mattewos Habteab, Dawit Habtemichael, Medhanie Haile, Temesgen Gebreyesus, Emanuel Asrat, Said Abdulkader, Seyoum Tsehaye, Hamid Mohamed Said, Saidia Ahmed und Saleh Al Jezaeeri. Nach Äthiopien ist Eritrea das größte Gefängnis für Journalisten in Afrika.

Die wenigen Eritreer, die es geschafft haben, nach ihrer Entlassung aus dem Land zu fliehen, erzählen von schrecklichen Haftbedingungen. Häftlinge werden in Militärlagern in Metall-Container gesperrt. Einige werden gefoltert. Quecksilber wird in ihre Ohren geschüttet. Keiner von ihnen stand vor Gericht oder hatte einen Anwalt. Auch Familienbesuche sind nicht erlaubt. Es ist noch nicht einmal bekannt, ob sie noch leben. Jedes Jahr wiederholt die Regierung, dass sie „Vaterlandsverräter“ und „Spione für Äthiopien“ seien.

Die Regierung von Eritrea hört auf niemanden mehr. Die einzige Chance auf Veränderung liegt in der internationalen Öffentlichkeit.

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