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Liberia

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 66 von 180
Mexiko / Liberia / Saudi-Arabien 05.11.2014

ROG ehrt Mexikanerin als Journalistin des Jahres

Die Journalistin Sanjuana Martinez. © RSF

Reporter ohne Grenzen zeichnet die mexikanische Reporterin Sanjuana Martinez als Journalistin des Jahres 2014 aus. „Trotz Drangsalierungen und Todesdrohungen lässt sich Martinez nicht davon abbringen, Themen wie den sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern oder Details über den illegalen Drogenhandel in Mexiko ans Licht zu bringen“, sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. „Sie ist beispielhaft für all jene Journalisten, die sich trotz massiver Repressionen nicht einschüchtern lassen.“ Als Medium des Jahres würdigt ROG die Tageszeitung Frontpage Africa aus Liberia. Der 32-Jährige Informationsaktivist Raef Badawi aus Saudi-Arabien wird als Netizen des Jahres ausgezeichnet.

Die Mexikanerin Sanjuana Martinez berichtet seit Jahren als freiberufliche Journalistin für die Tageszeitung La Jornada über sexuelle Übergriffe auf Frauen und Kinder. Nach der Veröffentlichung eines Buches im Jahr 2006, das mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester aufdeckte, erhielt sie zahlreiche Todesdrohungen. 2012 wurde sie für 24 Stunden unrechtmäßig festgehalten, eine Anordnung, die offenbar ein Racheakt des zuständigen Richters war. Martinez hatte den Richter zuvor wiederholt kritisiert, weil er 2008 eine Razzia bei einer Nichtregierungsorganisation angeordnet hatte, die sich für Frauenrechte einsetzte.

Die 51-Jährige schreibt seit mehr als 18 Jahren auch für das einflussreiche, auf gesellschaftspolitische Hintergrundberichte spezialisierte Magazin Proceso. Neben ihren journalistischen Artikeln hat sie mehrere  Bücher verfasst, etwa über die Verwicklungen der katholischen Kirche in Sex-Skandale oder über die Auswanderung mexikanischer Bürger in die USA. In ihrer Heimat hat Martinez zahlreiche Journalistenpreise gewonnen, das US-Magazin Forbes bezeichnete sie 2013 als eine der 50 einflussreichsten Frauen in Mexiko.

Mexiko ist das gefährlichste Land in Amerika, seit dem Jahr 2000 wurden dort rund 90 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Viele Medien meiden heikle Themen, Selbstzensur ist alltäglich. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 152 von 180 Ländern

ROG-Preis auch an liberianische Zeitung Frontpage Africa 

Als Medium des Jahres 2014 zeichnet ROG die 2005 gegründete liberianische Tageszeitung Frontpage Africa aus. Das Blatt hat sich in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf erworben. In investigativen Artikeln haben die Redakteure mehrere Fälle von Korruption und Nepotismus in Liberias politischer Elite aufgedeckt. Den Herrschenden im Land ist die Zeitung deswegen ein Dorn im Auge.

2013 musste Frontpage Africa für drei Monate den Druck einstellen und der Gründer der Zeitung, Rodney Sieh, wurde inhaftiert. Grund dafür war Siehs Weigerung, wegen angeblicher Verleumdung des Agrarministers Chris Toe eine Geldstrafe in Höhe von knapp 1,3 Millionen Euro zu zahlen. Die Zeitung hatte zuvor Ergebnisse eines Berichts der liberianischen Anti-Korruptionsbehörde gedruckt.

Die Behörden in Liberia schikanieren die Zeitungsmacher immer wieder und versuchen, das Erscheinen des Blattes zu verhindern. Erst im September zwangen sie die Redakteure, den Stromgenerator für die Druckerpresse abzuschalten, angeblich wegen Umweltbelastungen. Nachdem die Vermieterin massiven Druck bekam, musste die Redaktion schließlich umziehen.

Vor allem ruinöse Verleumdungsklagen führen in Liberia dazu, dass sich viele Journalisten selbst zensieren. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf Platz 89 von 180 Ländern.

Netizen-Preis an Informationsaktivist in Saudi-Arabien 

Den Netizen-Preis 2014 verleiht ROG dem saudi-arabischen Informationsaktivisten Raef Badawi. Der 32-Jährige ist Mitbegründer der Diskussionswebseite Liberal Saudi Network, die sich bei ihrer Gründung als Forum für politische und religiöse Debatten in Saudi-Arabien  verstand. Im Juni 2012 wurde Badawi wegen Vergehen gegen die öffentliche Ordnung verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, sich über die Religionspolizei lustig gemacht zu haben.

Im vergangenen Jahr wurde Badawi zunächst zu sieben Jahren Haft und 600 Peitschenhieben wegen Verbreitung liberalen Gedankenguts verurteilt. Die Webseite Liberal Saudi Network musste schließen. Im Mai dieses Jahres klagte die Staatsanwaltschaft Badawi schließlich wegen Gotteslästerung an. Das Strafmaß wurde auf zehn Jahre Haft, 1000 Peitschenhiebe und eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 200. 000 Euro erhöht. Ein Berufungsgericht bestätigte das Urteil vor wenigen Wochen.

Das Königreich Saudi-Arabien betrachtet Medien als Propaganda- und Erziehungsinstrument. Gotteslästerung kann mit dem Tod bestraft werden. Rund 400.000 Internetseiten in dem Land sind gesperrt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Saudi-Arabien auf Platz 164 von 180 Ländern.

Bei einer Veranstaltung in Straßburg hat Reporter ohne Grenzen am Mittwoch (5. November) die Preise verliehen. Sie sind jeweils mit einem Preisgeld in Höhe von 2500 Euro verbunden, das die Journalisten und ihre Familien unterstützen soll. 



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