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Mexiko

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 128 von 180
Mexiko 28.07.2021

Erneut zwei Journalisten ermordet

Menschen mit Protestschildern.
Mahnwache für Ricardo López und Abraham Mendoza Mendoza © picture alliance / ZUMAPRESS.com / El Universal

Reporter ohne Grenzen verurteilt die Morde an zwei Journalisten in Mexiko in der vergangenen Woche und fordert die Ermittlungsbehörden auf, unverzüglich und gründlich die Verantwortlichen inklusive aller Hinterleute zu ermitteln. Ricardo López wurde am 22. Juli in Guaymas im Bundesstaat Sonora hingerichtet, nur drei Tage nachdem Abraham Mendoza Mendoza in Morelia, der Hauptstadt des Bundesstaats Michoacán, ermordet wurde.

„Es ist unerträglich, dass dieses Jahr schon wieder mindestens vier Medienschaffende ermordet wurden – und das, obwohl in den meisten Fällen bekannt war, dass sie in Lebensgefahr schweben und sie teilweise sogar offiziell unter staatlichem Schutz standen. Wie viele Journalistinnen und Journalisten sollen noch getötet werden, bis die mexikanischen Behörden endlich wirksame Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen?“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr.

Ricardo López wurde am 22. Juli, seinem 47. Geburtstag, auf einem Supermarktparkplatz in Guaymas ermordet. Er war Präsident der Vereinigung freier Journalistinnen und Journalisten in Guaymas und Empalme. Als Chef des Online-Mediums InfoGuaymas hatte er über das spurlose Verschwinden des lokalen Journalisten Pablo Felipe Romero berichtet. Im März dieses Jahres machte López öffentlich, dass er und mehrere andere Medienschaffende in der Region im Bundesstaat Sonora Morddrohungen erhalten hatten. Die Region ist eine der besonders gefährlichen für Journalistinnen und Journalisten im Land.

Der 38-jährige Abraham Mendoza Mendoza wurde am 19. Juli auf dem Weg vom Fitnessstudio zu seinem Auto erschossen. Er hatte seit 2013 als Nachrichtenchef, Produzent und Moderator für Voces Radio gearbeitet. Er hatte zudem für EXA-Morelia, einen anderen lokalen Radiosender, berichtet und Sendungen auf Central TV AM, Grupo Acir Radio und das Programm Observatorio der Vasco-de-Quiroga-Universität moderiert. In den sozialen Medien übte er häufig offene Kritik an politischer Korruption, sowohl auf lokaler als auch auf Bundesebene. Er hatte jedoch zuletzt nicht berichtet, bedroht worden zu sein. Einige Stunden nach dem Mord teilte die Staatsanwaltschaft Michoacán mit, dass drei Tatverdächtige festgenommen worden seien und weiter ermittelt werde. RSF untersucht aktuell ebenfalls, ob der Mord an Mendoza in Zusammenhang mit seiner Berichterstattung stand.

Mindestens zwei weitere Journalisten wurden seit Anfang 2021 in Mexiko wegen ihrer Arbeit getötet: Gustavo Sánchez Cabrera wurde am 17. Juni im südlichen Bundesstaat Oaxaca erschossen, als er gemeinsam mit seinem Sohn auf einem Motorrad unterwegs war. Wie im jüngsten Fall von Ricardo López hätten die Behörden die Tat kommen sehen können: Sánchez hatte der Polizei wie auch RSF wiederholt von Drohungen berichtet und darauf gewartet, dass für ihn Schutzmaßnahmen im Rahmen des nationalen Schutzmechanismus für Journalisten und Menschenrechtsverteidigerinnen eingeleitet werden. Die Leiche von Benjamín Morales Hernández, Gründer und Redakteur der Online-Nachrichtenagentur Noticias Xonoidag, wurde am 3. Mai, dem Welttag der Pressefreiheit, am Straßenrand zwischen Caborca ​​und Sonoyta im nordwestlichen Bundesstaat Sonora gefunden.

Zudem gab es Mitte Juli Berichte, dass ein hochrangiger Polizeibeamter einen Auftragsmörder auf den Chefredakteur der Nachrichtenplattform El Diario de la Tarde de Iguala im Bundesstaat Guerrero, Julio Zubillaga, angesetzt habe und dass dieser Beamte auch die Razzia veranlasst habe, die Sicherheitskräfte einige Tage zuvor in Zubillagas Haus durchgeführt hatten. Der Journalist befindet sich bereits seit 2020 im Programm des nationalen Schutzmechanismus.

25 mexikanische Medienschaffende mit Pegasus-Software überwacht

Mexiko ist eins der gefährlichsten Länder der Welt für Medienschaffende. Vergangenes Jahr wurden dort mindestens acht Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit ermordet.

Anfang vergangener Woche wurde zudem im Rahmen der Enthüllungen des Pegasus-Rechercheprojekts bekannt, dass mit der Spyware Pegasus des israelischen Unternehmens NSO mindestens 180 Journalistinnen und Journalisten in 20 Ländern überwacht wurden, darunter mindestens 25 mexikanische Journalistinnen und Journalisten. Unter ihnen ist auch die bekannte Investigativjournalistin Marcela Turati, die vor allem über Menschenrechtsverletzungen und die verheerenden Auswirkungen des Drogenkrieges auf die mexikanische Bevölkerung recherchiert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 143 von 180 Ländern.



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