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Mexiko

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 128 von 180
Mexiko 28.06.2012

Im Kreuzfeuer der Kartelle: Journalisten in Mexiko

© Franziska Senkel

Mexiko gehört zu den gefährlichsten Orten für Journalisten weltweit. Allein in den vergangenen zwei Monaten wurden fünf Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet, mehr als 80 waren es in den vergangenen zehn Jahren. Blogger werden geköpft, Leichen von Reportern grausam verstümmelt. Viele von ihnen sind Opfer im Kampf der Regierung gegen die Drogenkartelle, die Reporter ohne Grenzen (ROG) zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit zählt. Selten gehen die Behörden den Morden nach, kaum ein Täter wird bestraft.
 
Um ihr Leben zu schützen, berichten deshalb immer weniger Journalisten über Drogenhandel, die Gewaltherrschaft der Kartelle und ihre engen Verbindungen in die Politik. Stattdessen sind Blogs entstanden (z.B. www.borderlandbeat.com), in denen oft auch Redakteure anonym Informationen veröffentlichen, die sie in ihren Zeitungen oder Sendern nicht zu publizieren wagen. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 149 von 179 und damit auf einer ähnlich schlechten Position wie Afghanistan oder Pakistan.

Eine der wenigen Journalistinnen, die die Machenschaften des organisierten Verbrechens und seiner politischen Komplizen aufdecken, ist die 35-jährige Ana Lilia Pérez. Sie ist seit 2003 für die investigative Berichterstattung der Magazine Contralínea und Fortuna zuständig und publiziert in großen Tages- und Wochenzeitungen wie La Jornada, Milenio und El Financiero.

In mehreren Büchern hat Pérez darüber berichtet, wie die Mafia den Staat und seine Unternehmen unterwandert. Nachdem sie in „Camisas Azules, Manos Negras” („Blaue Hemden, schwarze Hände”, 2005) über die Verbindungen zwischen der Regierung, dem staatlichen Mineralölkonzern Pemex und der Drogenmafia schrieb, wurde sie mit dem Tod bedroht und mit Prozessen überzogen. Nicht nur Profiteure aus dem Drogengeschäft griffen sie an, sondern auch Politiker, denen sie Korruption und Machtmissbrauch vorgeworfen hatte.

In ihrem jüngsten Buch „El Cártel Negro“ („Das Schwarze Kartell“, Dez. 2011) greift Pérez dieses Thema erneut auf. Sie recherchiert, wie der Ölkonzern Pemex über sein Tankstellen-Netz Geld aus dem Drogengeschäft wäscht und auf diese Weise zu einer der wichtigsten Einkommensquellen der Regierung geworden ist. Nachdem zwei ihrer Kolleginnen wenige Monate vor der Präsidentenwahl am 1. Juli gefoltert und ermordet wurden, ist die Journalistin vor wenigen Tagen außer Landes gereist und verbringt als Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte ein Jahr im Exil in Deutschland.

Ana Lilia Pérez über den Drogenkrieg in Mexiko: „Inferno auf Erden“, in Süddeutsche Zeitung vom 08.06.2012.

Weitere Informationen zur Pressefreiheit in Mexiko in englischer Sprache finden Sie hier.

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