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Nepal

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 95 von 180
Nepal 08.02.2005

König schränkt Pressefreiheit weiter ein

Reporter ohne Grenzen hat heute die Anwesenheit zahlreicher Sicherheitskräfte in Redaktionsbüros in Katmandu und ihre Kontrolle über noch nicht veröffentlichte Nachrichtenartikel verurteilt.

Die Menschenrechtsorganisation verlangte gleichzeitig die Freilassung von inhaftierten Journalisten und ein Ende der Schikanen gegen Familien von Journalisten, die sich noch versteckt halten, um einer Verhaftung zu entgehen.

Nachdem bereits jegliche Veröffentlichung von kritischen Artikeln für die kommenden sechs Monate verboten wurde, hat der königliche Palast heute eine Reihe weiterer Anweisungen erlassen. Negative Berichte über die Sicherheitskräfte werden zukünftig mit Gefängnis oder Hausarrest bestraft. Im Rahmen des verhängten Ausnahmezustands darf das Militär jede Kommunikation überwachen und sperren.

Der Generalsekretär des nepalesischen Journalistenverbandes (FNJ), Bishnu Nisthuri, wurde am 4. Februar in seinem Haus in Katmandu festgenommen, während die Polizei das Büro des Verbandes umstellte.

Doch entgegen früheren Berichten sind weder der Präsident des nepalesischen Journalistenverbandes, Tara Nath Dahal noch K. C. Netra, der Korrespondent von BBC World Service in der Stadt Nepalgunj im Südwesten des Landes festgenommen worden. Dahals Familie wurde allerdings laut Berichten vom Militär belästigt.

Lokale FM-Radioübertragungen des nepalesischen BBC World Service Programms in Landessprache wurden gesperrt. Englischsprachige Sendungen von BBC hingegen werden gebilligt. Der private TV-Sender Nepal One darf noch immer nicht senden und seine Studios werden vom Militär überwacht. Indische Fernsehsender über Kabel oder Satellit sind nicht verfügbar.

Die Fernsehprogramme von BBC World und CNN sind zugelassen, werden aber zensiert, sobald sie über die Situation in Nepal berichten. Die meisten unabhängigen Wochenzeitungen in Katmandu, darunter auch Budhabar, wurden geschlossen.

Fünf Tageszeitungen und ein Dutzend Wochenzeitungen in Nepalgunj mussten ihre Arbeit einstellen. Einer der Verantwortlichen richtete den Herausgebern aber aus, sie würden ihre Arbeit bald wieder aufnehmen dürfen. Zeitungen in Butwal, im Westen des Landes, haben gestern eine Ausgabe vorbereitet, nachdem die Redaktionen für eine Woche geschlossen waren. Offiziere der Armee baten Journalisten darum, Nachrichten zu veröffentlichen, die den „Geist der königlichen Proklamation ehren“.

In Chitawan (südwestlich von Katmandu) standen die Zeitungen gestern kurz davor, nach Verhandlungen mit der Militärbehörde wieder erscheinen zu dürfen.

Die Zensur verhindert jede unabhängige Berichterstattung. Ein nepalesischer Herausgeber, der von The Times of India zitiert wurde, sagte, er habe noch nie eine derartige Zensur gesehen: „Früher konnte man die Grenzen austesten, indem man etwas Provokatives schrieb. Aber jetzt haben wir deutliche Warnungen erhalten, nichts entgegen der Interessen des derzeitigen Regimes zu tun.“ Nichtsdestotrotz veröffentlichten die Tageszeitungen Kantipur und Kathmandu Post heute Leitartikel, die den König dazu aufriefen, die Pressefreiheit wieder herzustellen.

Um den Mangel an Nachrichten auszugleichen, zirkulierte in Butwal ein Untergrund-Bulletin, das Berichte von BBC und der indischen Presse wiedergab.

Aufgrund der erzwungenen Sperre von Radio Kantipur FM wurden Berichten zufolge 28 Journalisten des Senders entlassen. ähnlich könnte es Mitarbeitern von Printmedien der Kantipur Gruppe ergehen.

 

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