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Nordkorea

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 180 von 180
Nordkorea 31.03.2009

Zwei US-amerikanischen Journalistinnen drohen mehrere Jahre Arbeitslager

Den zwei US-amerikanischen Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee droht möglicherweise eine Strafe zwischen fünf und zehn Jahren in nordkoreanischen Arbeitslagern.

Die Behörden der Demokratischen Volksrepublik haben angekündigt, die beiden Mitarbeiterinnen des in San Franzisko ansässigen Internetfernsehsenders Current TV (current.com) wegen „illegaler Grenzüberschreitung“ und „feindlicher“ Aktivitäten anzuklagen. Dies meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am 30. März.

Laura Ling und Euna Lee wurden am 17. März von nordkoreanischen Grenzwachen in der Nähe des Tumen-Flusses an der Grenze zwischen Nordkorea und China festgenommen. Nach Angaben der nordkoreanischen Behörden befanden die beiden Frauen sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf nordkoreanischem Territorium. Diese Information ist jedoch keinesfalls gesichert. Anderen Quellen zufolge haben die nordkoreanischen Grenzbeamten vermutlich den Grenzfluss Tumen überquert während Ling und Lee am chinesischen Ufer Filmaufnahmen gemacht haben.

Ling und Lee recherchierten in der Grenzregion zum Thema Frauenhandel: Nach eigenen Angaben wollten die beiden Frauen, das Netzwerk aufspüren, das den illegalen Transfer von nordkoreanischen Frauen nach China organisiert.

Die beiden Journalistinnen werden zur Zeit in der Hauptstadt Pjöngjang festgehalten. ROG fordert die nordkoreanischen Behörden auf, keine Anklage gegen die beiden Journalistinnen zu erheben und sie freizulassen. Zudem sollten die Nachbarstaaten, insbesondere China, diplomatischen Druck auf die nordkoreanische Regierung ausüben, um eine Entlassung der Frauen zu erreichen, so ROG.

„Dass ausländische Journalisten in Nordkorea von der Polizei angehalten, ihre Personalien überprüft oder sie sogar für kurze Zeit festgenommen werden, passiert häufiger. Aber so lange wie die beiden Journalistinnen ist seit der Inhaftierung des japanischen Reporters Takashi Sugishima von Dezember 1999 bis Februar 2002 kein/e Medienmitarbeiter/in mehr festgehalten worden“, kritisiert ROG.

Nordkorea gehört zu den Ländern mit den weltweit schwierigsten Arbeitsbedingungen für ausländische Journalistinnen und Journalisten. Die Behörden gewähren gelegentlich Presse-Visa bei kulturellen oder sportlichen Ereignissen oder bei ausländischen Staatsbesuchen. Nach Einreise in das Land stehen die Medienmitarbeiter/innen unter scharfer Beobachtung der Behörden, die sie daran hindern, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten. Ganze Regionen des Landes sind für internationale Medien geschlossen.

Als ebenfalls schwierig erweist sich für ausländische Pressevertreter/innen, in den chinesischen Provinzen an der nordkoreanischen Grenze zu recherchieren. Auch süd- und nordkoreanische Journalisten, die häufig in der Grenzregion arbeiten, berichten, dass es sehr riskant sei, zu Themen wie Flucht und Grenzhandel zu arbeiten. „Die Razzien durch die chinesische Polizei sowie die Präsenz von zahlreichen, verdeckt ermittelnden nordkoreanischen Agenten macht die Arbeit dort sehr kompliziert“, sagte ein Journalist, der für eine unabhängige nordkoreanische, in Seoul ansässige Radiostation arbeitet, gegenüber ROG.

Nordkoreaner/innen, die Nachrichtenmedien mit Informationen beliefern, nehmen große Gefahren in Kauf. So ist etwa ein Angehöriger der Armee seit Oktober 2006 in Haft. Ihm wird vorgeworfen, heimlich eine öffentliche Hinrichtung gefilmt zu haben, die später von einem japanischen Fernsehsender gezeigt wurde.

Der nordkoreanische Fernsehjournalist Song Keum Chul befindet sich seit 1996 in einem Arbeitslager, weil er die offizielle Interpretation einiger historischer Ereignisse hinterfragt hat.

Schätzungen internationaler Menschenrechtsorganisationen zufolge sind mindestens 200.000 Menschen in Arbeits- und Umerziehungslagern eingesperrt.

ROG und die „Internationale Women’s Media Foundation“ (www.iwmf.org), übersetzt die „Internationale Frauen-Medien-Stiftung“, haben am 27. März eine Petition für die umgehende Freilassung von Ling und Lee gestartet. Ihr koreanischer Assistent mit chinesischer Staatsbürgerschaft wird offenbar von der chinesischen Polizei festgehalten. Der US-amerikanische Kameramann der beiden Journalistinnen, Mitch Koss, wurde nach der Flucht vor den nordkoreanischen Grenzbeamten ebenfalls von der chinesischen Polizei festgenommen. Nach einigen Tagen wurde ihm jedoch erlaubt, das Land zu verlassen.

Unterzeichnen Sie hier die Petition für die Freilassung von Euna Lee und Laura Ling:


Weitere Informationen:
Anja Viohl
Tel.: 030 615 85 85



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