Pressegespräch am 17.11.2021 online oder in Berlin ICS

Bedrohte Medien in Indien

Zeitungsstand im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir.
Zeitungsstand im indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir © picture alliance / ZUMAPRESS / Saqib Majeed

Indien wird oft als die größte Demokratie der Welt bezeichnet und auf dem politischen Spielfeld so behandelt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht das Land jedoch auf Platz 142 von 180 Staaten. Neben dem mutmaßlichen Einsatz der Spähsoftware Pegasus durch den Staat sehen sich Medienschaffende Polizeigewalt und Übergriffen durch Angehörige radikaler politischer und religiöser Gruppen ausgesetzt. Drohungen und Repressalien durch korrupte Politikerinnen und Politikern gefährden vor allem die Arbeit lokaler Reporterinnen und Reporter.

Welche Zusammenhänge gibt es zwischen diesen Bedrohungen und der sich mit der Wiederwahl von Premierminister Narendra Modi 2019 weiter verfestigenden hindu-nationalistischen Ideologie? Wie können Medienschaffende mit einer Regierung umgehen, die nach außen ein demokratisches Image pflegt und gleichzeitig politische Zensur ausübt? Über diese und weitere Fragen berichtet:

Siddharth Varadarajan, Gründer und Chefredakteur des unabhängigen Nachrichtenportals The Wire.

Moderation: Lisa Dittmer, Referentin für Internetfreiheit bei Reporter ohne Grenzen

Wann: am Mittwoch, den 17. November um 16 Uhr
Wo: in der RSF-Geschäftsstelle in Berlin oder online per Livestream unter: https://youtu.be/_uL_yXjOwwY

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Wir bitten um Anmeldung per E-Mail. Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 15 begrenzt. Alle Anwesenden müssen den Nachweis einer vollständigen Impfung oder Genesung vorweisen (2G-Regelung) und sich über die Corona-Warn-App registrieren. In den Innenräumen muss eine medizinische Maske getragen werden.

Mehrfach ausgezeichneter Journalist, mit Pegasus ausspioniert

Siddharth Varadarajan ist ein international ausgezeichneter Investigativjournalist, dessen Recherchen zahlreiche strategische Diffamierungsklagen nach sich zogen. Er gehört zu denjenigen, die intensiv zur Aufdeckung der Pegasus-Spionage-Attacken gegen Journalistinnen und Journalisten beitrugen, nachdem er mit mindestens vier weiteren indischen Mitarbeitenden von The Wire selbst Ziel eines Spionageangriffes wurde.

Allein 2021 wurden in Indien bereits drei Journalisten ermordet, im vergangenen Jahr starben mindestens vier wegen ihrer journalistischen Arbeit. Zugenommen hat auch der Missbrauch rechtlicher Mittel: Sowohl lokale Behörden als auch ranghohe nationale Politikerinnen und Politiker verklagen kritische Medienschaffende, um diese einzuschüchtern. Radikale Anhängerinnen und Anhänger der Regierung organisieren sich in den sozialen Medien in Troll-Armeen, die insbesondere Journalistinnen mit Online-Hass-Kampagnen überziehen. 2021 schrieb Indien zudem traurige Geschichte mit dem längsten Internet-Shutdown, der je in einer Demokratie verzeichnet wurde: Eineinhalb Jahre lang blieb der Bevölkerung von Jammu und Kashmir der Zugang zum Internet verwehrt.

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