Pressegespräch am 24.11.2021 online und in Berlin ICS

Malta: Wie arbeiten in einem Klima der Einschüchterung und Straflosigkeit?

© picture alliance / AP Photo / Rene Rossignaud

Am 16. Oktober 2017 wurde in Malta die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe ermordet. Sie musste den höchsten Preis dafür zahlen, dass sie Korruption bis in die obersten Regierungskreise aufgedeckt und angeprangert hatte. Gut vier Jahre später ist die brutale Tat noch lange nicht aufgearbeitet. Einer der Auftragsmörder wurde verurteilt, die restlichen Attentäter, Mittelsmänner und Drahtzieher mussten sich jedoch bislang nicht vor Gericht verantworten. Das zögerliche Vorgehen von Justiz und Ermittlungsbehörden ermutigt bis heute jene, die mit aller Macht kritischen Journalismus in Malta zum Schweigen bringen wollen.

Der Abschlussbericht einer unabhängigen öffentlichen Untersuchung gab im Juli 2021 dem Staat eine Mitverantwortung an Daphne Caruana Galizias Tod, weil er eine allgegenwärtige Atmosphäre der Straflosigkeit geschaffen habe. Die Journalistin musste über viele Jahre immer wieder mit Morddrohungen leben. Zudem liefen zum Zeitpunkt ihres Todes 47 Verleumdungsklagen gegen sie, mit denen sich ihre Familie teilweise bis heute auseinandersetzen muss. Auch wenn aufgrund der Mordermittlungen mehrere hochrangige Politiker bis hin zu Premierminister Joseph Muscat zurücktreten mussten, hat sich bis heute an der vergifteten Atmosphäre in Malta nichts geändert: Noch immer sehen sich kritische Journalistinnen und Journalisten mit einem Klima des Hasses, das von führenden politischen Kräften des Landes und ihrer Armee von Internet-Trollen geschürt wird, sowie mit missbräuchlichen Klagen konfrontiert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Malta auf Platz 158 von 180 Staaten. Seit 2013 hat sich das Land um 36 Plätze verschlechtert.

Wie ist es in diesem Klima überhaupt möglich, journalistisch zu arbeiten? Inwiefern bieten internationale Journalistennetzwerke Schutz? Und wie stehen die Chancen, dass der Mord an Daphne Caruana Galizia doch noch restlos aufgeklärt wird? Darüber sprechen:

Caroline Muscat, Gründerin und Chefredakteurin des investigativen maltesischen Nachrichtenportals The Shift, das immer wieder Zielscheibe von Hasskampagnen, Klagen und Diskriminierung ist. Muscat hält sich aktuell im Rahmen eines RSF-Stipendiums in Berlin auf.

Rebecca Vincent, RSF-Direktorin für internationale Kampagnen. Sie betreut für RSF den Fall Daphne Caruana Galizia und war in den vergangenen vier Jahren viele Male in Malta vor Ort.

Moderation: Juliane Matthey, RSF-Pressereferentin

Wann: am Mittwoch, den 24. November um 17:00 Uhr

Wo: in Präsenz in der RSF-Geschäftsstelle sowie online per YouTube: https://youtu.be/3HsiUlUbOrg

Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 15 begrenzt. Alle Anwesenden müssen den Nachweis einer vollständigen Impfung oder Genesung vorweisen (2G-Regelung) und sich über die Corona-Warn-App registrieren. In den Innenräumen muss eine medizinische Maske getragen werden.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Wir bitten um Anmeldung per E-Mail.

Im Anschluss an das Pressegespräch sowie darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Interviews zu führen. Bitte wenden Sie sich bei Interesse an presse@reporter-ohne-grenzen.de.

 

Zur Person

Caroline Muscat ist Chefredakteurin von The Shift, einem investigativen Online-Nachrichtenportal, das sie im November 2017, wenige Wochen nach dem Mord an Daphne Caruana Galizia, gründete. Zuvor war sie Nachrichtenredakteurin bei der Times of Malta und der Sunday Times of Malta. Ihr Schwerpunktthema ist Korruption. Sie war Mitherausgeberin des Buches „Invicta: The Life and Work of Daphne Caruana Galizia“. Muscat erhielt 2019 den RSF Press Freedom Award in der Kategorie Unabhängigkeit und 2020 den Preis der US-Botschaft in Malta für „Women of Courage“, neben weiteren Auszeichnungen.

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