Jahreskonferenz am 29./30. Juni in Hamburg ICS

Netzwerk Recherche

Welche Rolle spielen heutzutage soziale Netzwerke für den Journalismus? Was bedeuten weiße Flecken in der Berichterstattung für unsere Sicht auf die Welt? Wie können Journalisten sich gegen Geheimdienste wehren? Über diese und weitere spannende Themen werden Reporter ohne Grenzen beim diesjährigen Netzwerk-Recherche Treffen diskutieren.

Am Freitag, 29. Juni 2018 von 10:15 bis 20:00 Uhr
und Samstag, 30. Juni 2018 von 10:45 - 17:30 Uhr
beim NDR Fernsehen
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg

Folgende Panels werden von Reporter ohne Grenzen organisiert:

Chance oder Risiko? Die Bedeutung sozialer Netzwerke für den Journalismus. Mit ROG-Vorstandsmitglied Katja Gloger und unserem Referenten für Internetfreiheit Daniel Moßbrucker.

Der Ruf sozialer Medien hat zuletzt deutlich gelitten: Im Zuge der Flüchtlingskrise entstanden hier Orte voller Hass und Hetze. Facebook steht, insbesondere seit der US-Wahl, wegen der Verbreitung von „Fake News“ in der Kritik. Auf der ganzen Welt drängen Regierungen nun darauf, die Netzwerke schärfer zu regulieren, indem die Meinungs- und Pressefreiheit beschnitten wird.

Deutschland machte hierzu 2017 mit dem hochumstrittenen Netzwerkdurchsetzungsgesetz den Anfang, mittlerweile soll der Ansatz auch von Russland, Thailand oder den Philippinen übernommen werden. Die europäische Debatte verkennt allzu häufig, welche Bedeutung soziale Medien heute für den Journalismus haben – außerhalb Deutschlands noch viel stärker als hierzulande. Gerade in Ländern ohne ein gefestigtes Mediensystem sind sie häufig die einzige Möglichkeit für unabhängige Medien, kritisch zu berichten.

Freitag, 29.Juni, 10:45 - 11:45 Uhr. Das Panel findet auf englischer Sprache statt.

- Weiße Flecken der Berichterstattung in einer globalisierten Welt. Mit Gemma Pörzgen, Journalistin und ROG-Vorstandsmitglied.

Der Sparkurs vieler Redaktionen in den Auslandsredaktionen führt dazu, dass immer weniger Geld da ist, um eine regelmäßige Berichterstattung aus aller Welt zu bezahlen. Allein der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat noch ein weit verzweigtes Korrespondentennetz, das die globalisierte Welt widerspiegelt. Immer mehr Tageszeitungen verzichten auf einen Korrespondenten vor Ort, sondern greifen auf Texte zurück, die in der Heimatredaktion geschrieben werden, das Feature aus der Agentur oder Texte von freien Journalisten, die zum ersten Mal in ein Land gereist sind.

Es gibt inzwischen ganze Regionen, die die deutsche Auslandsberichterstattung nicht mehr abbildet und wo kein ständiger Korrespondent vor Ort ist - sei es der Krieg in Jemen oder Zentralasien. In der kasachischen Hauptstadt Almaty sitzt eine einzige freie Journalistin. Aber auch Länder der EU wie Rumänien oder Bulgarien gehören in der deutschen Presselandschaft inzwischen zu den weißen Flecken. Was bedeutet das für unseren Blick auf die Welt und für die außenpolitischen Akteure?

Freitag, 29.Juni, 10:45 - 11:45 Uhr.

- Verzerrte Wahrnehmung - Das Russland-Bild in deutschen Medien. Mit Katja Gloger, ROG-Vorstandssprecherin; Moderation: Ulrike Gruska (Pressereferentin)

Es gibt nur wenige Länder, deren mediale und politische Wahrnehmung in Deutschland derart polarisiert ist wie die Russlands. Die einen kritisieren, deutsche Journalisten würden die russische Führung pauschal verurteilen und widersprüchliche Entwicklungen zu wenig wahrzunehmen. Andere meinen, deutsche Medien seien zu Putin-freundlich. Während der Fußball-Weltmeisterschaft wird diese Debatte zwischen Bewunderung und Abneigung wieder einmal hochkochen.

Ist die deutsche Berichterstattung über Russland zu stark von Stereotypen geprägt? Wenn ja, welche politischen Konsequenzen haben diese Stereotypen? Haben sie sich über die Jahre verändert? Worauf gründet sich die besondere Wahrnehmung Russlands in Deutschland? Spiegeln deutsche Medien die unterschiedlichen Facetten zwischen russischer Regierungspolitik und den Stimmungen in der Bevölkerung ausreichend wider? Hat die Berichterstattung russischer (Staats-)Medien Einfluss auf das Russlandbild hierzulande?

Freitag, 29.Juni, 16:45 - 17:45 Uhr.

- Wie sich JournalistInnen gegen Geheimdienste wehren können. Mit Christian Mihr, ROG-Geschäftsführer. 

Geheimdienste sind eine Blackbox, denn ihr Handeln ist naturgemäß intransparent. Zwar sind Journalisten erwiesenermaßen eine Hochrisikogruppe für staatliche Überwachung, doch von Praktiken der Geheimdienste erfahren sie meist nur per Zufall. Sich dagegen zu wehren, ist für Betroffene fast unmöglich. Die Organisation Reporter ohne Grenzen und der Rechtsanwalt Niko Härting haben erfolgreich den Bundesnachrichtendienst verklagt, weil er ihre Kommunikation illegal überwacht haben soll – und in Teilen Recht bekommen! Die taz bezeichnete den Klageerfolg als „schärfste Konsequenz aus dem NSA-Skandal in Deutschland“. In ihrem Workshop berichten Härting und ROG-Geschäftsführer Christian Mihr, was sie dazu brachte, den BND zu verklagen. Wie sind sie vorgegangen? Was sind Strategien, um Geheimdienste vor Gericht zu bringen? Und was nützt das Ganze nun Journalisten in der Praxis? Sie werden dabei Mittel und Wege aufzeichnen, damit auch andere Journalisten von dem Urteil profitieren können und ihre Kommunikation gegen Teile der BND-Überwachung vorsorglich absichern lassen.

Samstag, 10:45 -11:30 Uhr.

Weitere Panels mit Reporter ohne Grenzen:

China auf dem Weg zur IT-Diktatur. Mit ROG-Pressereferentin Anne Renzenbrink.

George Orwells Roman „1984“ wirkt in mancher Hinsicht fast putzig dagegen: Im Jahr 2014 wurde in der chinesischen Küstenstadt Rongcheng ein „Sozialkredit“-System eingeführt, das von möglichst allen Menschen möglichst alles erfasst: Verkehrsverhalten, Zahlungsmoral, private Vermögen, Strafregister, die Internetnutzung in allen Facetten ... Wer im Sinne der Kommunistischen Partei ein guter Bürger ist, kann Punkte sammeln. Wer Unerwünschtes tut oder sagt, bekommt Punkte abgezogen. Mit ganz realen Folgen im Alltag.

Es war nur ein Pilotprojekt. Bis 2020 soll das Sozialkredit-System auf ganz China und seine inzwischen rund 1,4 Milliarden Bürger ausgeweitet werden. Was bedeutet diese massive digitale Überwachung für die Bürger, die Zivilgesellschaft und den Journalismus?

Samstag, 12:00 - 13:00 Uhr. Das Panel findet auf englischer Sprache statt.

- Darknet research - international cases. Mit Daniel Moßbrucker, Referent für Internetfreiheit.

Am Freitag, 14:00 - 15.00 Uhr. Das Panel findet auf englischer Sprache statt.



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