23.11.2004

128 Journalisten hinter Gittern – ROG fordert Freilassung

Presserklärung vom 23. November 2004

Berlin/Paris, 23. 11.04. Am morgigen internationalen Tag „Journalisten hinter Gittern“ ruft Reporter ohne Grenzen die Regierungen von u.a. China, Iran, Birma und Kuba auf, die in ihren Ländern inhaftierten Journalisten freizulassen.

„Weltweit sind derzeit 128 Journalisten im Gefängnis, für das, was sie recherchiert, geschrieben, gesagt oder gefilmt haben", sagt Elke Schäfter, Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (ROG). „über 500 wurden in diesem Jahr vorrübergehend festgenommen. Diese Zahlen zeigen, wie gefährlich die Arbeit von Journalisten in vielen Teilen der Welt ist."

Die Menschenrechtsorganisation erinnert anlässlich des internationalen Tages „Journalisten hinter Gittern" daran, dass Journalisten häufig die Ersten sind, die ihre Freiheit verlieren, wenn Regierungen Kritik im Keim ersticken und eine freie Meinungsbildung verhindern wollen.

In 21 Ländern sind zur Zeit Journalisten wegen ihrer Berichte im Gefängnis. Allein in Kuba und China sind es je 26, im Iran 15, in Eritrea 14 in Nepal und Birma je elf.
„Manche Journalisten kommen für einige Stunden oder Tage in Polizeigewahrsam, um Druck auf sie auszuüben und sie einzuschüchtern“, sagt Elke Schäfter. „Andere werden für Jahre weggesperrt, damit sie schweigen.“ Viele müssen monatelang ohne Anklage im Gefängnis ausharren. Kommt es irgendwann zu einem Prozess, ist man bei der Anklage erfinderisch: Anstiftung zum Aufruhr oder Gefährdung der inneren Sicherheit sind häufige Gründe. Auch angeblicher Ehebruch, sexueller Kontakt zu Minderjährigen oder Homosexualität werden vorgeschoben. Geständnisse werden häufig erpresst. „Ihr einziges Verbrechen aber war, die öffentlichkeit zu informieren“, so Schäfter. Weiterhin kritisiert ROG, dass in vielen Ländern – auch europäischen – Beleidigung und Verleumdung noch immer mit Haftstrafen geahndet werden.

Besonders aufmerksam macht Reporter ohne Grenzen auf das Schicksal von drei inhaftierten Journalisten:
- Der 74-jährige Birmese Win Tin ist seit 15 Jahren hinter Gittern. Dank internationaler Proteste steht er seit einigen Tagen auf einer Liste von Gefangenen, die bald entlassen werden sollen. öffentlichkeit für Win Tin ist gerade jetzt wichtig!
- Fathimath Nisreen wurde in den Malediven mit 22 Jahren zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil sie an dem unabhängigen Newsletter Sandhaanu mitgearbeitet hat. Auch hier haben internationale Appelle dazu beigetragen, dass ihre Strafe in fünf Jahre Verbannung auf eine Insel umgewandelt wurde. Auch dieses Urteil muss aufgehoben werden!
- Der Iraner Reza Alijani, 42, wird seit den achtziger Jahren immer wieder wegen seiner regimekritischen Berichte eingesperrt. Derzeit sitzt er seit Juni 2003 hinter Gittern – ohne Anklage oder Prozesstermin. Reza Alijani muss sofort freigelassen werden!

Weitere Informationen:
Reporter ohne Grenzen - Katrin Evers
Fon +49/30/615 85 85
Fax +49/30/614 56 49
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