05.09.2002

31 Journalisten starben im Jahr 2001 in Ausübung ihres Berufes

 

Im Jahr 2001 wurden nach Recherchen von Reporter ohne Grenzen
mindestens 31 Journalistinnen und Journalisten ermordet. 716 Reporter
wurden wegen ihrer Berichterstattung bedroht, angegriffen oder entführt.
Mindestens 489 wurden wegen ihrer Arbeit festgenommen, verhört oder
zeitweilig inhaftiert. Zurzeit befinden sich 110 Journalisten in Haft. Ein
Drittel der Weltbevölkerung lebt in Ländern ohne Pressefreiheit.

31 Journalisten ermordet, allein acht in Afghanistan

Seit Beginn der amerikanischen Militäraktion in Afghanistan zählt das Land
zu den gefährlichsten Einsatzgebieten für Berichterstatter. Allein im
November 2001 kamen dort acht Reporter ums Leben.

In Kolumbien wurden drei Journalisten unter Beteiligung von Paramilitärs
ermordet. Unter ihnen auch Flavio Bedoya, Mitarbeiter der
Wochenzeitung Voz, der am 27. April erschossen wurde. Nachdem er in
einem Artikel die "Unfähigkeit" der Armee und der Polizei
kritisierte, die Paramilitärs wegen ihrer Verbrechen festzunehmen, erhielt
er Morddrohungen.

Reporter ohne Grenzen hat die Bilanz noch nicht abgeschlossen und
untersucht weitere Todesfälle von Reportern, die im Zusammenhang mit ihrer
Berufsausübung stehen könnten.

Birma, China, Iran, Eritrea und Nepal halten die meisten Journalisten
fest

Insgesamt 110 Journalisten sind zurzeit in Haft. Davon halten allein fünf
Länder mehr als die Hälfte fest: Birma (18), Iran (18), China (12), Eritrea
(8) und Nepal (7). Die Haftbedingungen sind in fast allen Ländern schlecht. Unzureichende
Ernährung, mangelnde medizinische Versorgung, Überfüllung der Zellen und
die hygienischen Verhältnisse führen zu schweren gesundheitlichen Schäden
und psychischen Erkankungen der Gefangenen.

Myo Myint Nyein ist seit September 1990 in Birma im Gefängnis. Die
Folgen der Haft haben ihn gesundheitlich stark geschwächt und psychisch
krank gemacht. Man hält ihn seit acht Monaten in einem Hundezwinger.

Vorübergehend festgehalten, verhört oder entführt wurden 489
Journalistinnen und Journalisten. Besonders in der Demokratischen Republik
Kongo
, in Kuba, Pakistan und Zimbabwe nehmen staatliche Sicherheitskräfte
Reporter oft ohne Begründung in Gewahrsam und lassen sie nach einigen
Stunden oder Tagen wieder frei. Manchmal allerdings müssen sie Wochen oder
Monate warten, um auf freien Fuß zu kommen.

Jeden Tag ein Erscheinungsverbot in Kraft getreten

Im vergangenen Jahr sind 378 mal Medien mit Erscheinungsverbot belegt
worden. Allein in der Türkei stellten die staatliche Aufsichtsbehörde und
die Gerichte mehr als 100 Radio- und Fernsehsender, Zeitungen und
Zeitschriften zeitweilig ein. In den meisten Fällen wurden die Medien nach
Kritik an der Regierung oder Beiträgen über links-extreme Bewegungen wegen
"Aufruf zur Gewalt" oder "Bedrohung der
Staatssicherheit"eingestellt.

Folgen des 11. September für die Pressefreiheit

Zahlreiche Anti-Terror-Gesetze sind nach dem 11. September verabschiedet
worden, die die Pressefreiheit einschränken könnten. In Kanada und den USA
ist der Quellenschutz bedroht und die Kontrolle des Internets verstärkt
worden.

In Kasakhstan stehen alle strategischen Einrichtungen unter Beobachtung
des Innenministers. Im November besetzten dessen Truppen das Gebäude des
privaten Fernsehsenders KTK und unterbrachen zeitweilig die
Ausstrahlung des Programms.

Zur Situation der Pressefreiheit im Jahr 2001


Reporter ohne Grenzen zieht Bilanz:





Vergleich zum Jahr 200020022001
Ermordete Journalisten3132
Bedrohungen, Übergriffe, Entführungen716510
Festnahme, Verhör, zeitweilige Inhaftierung489329
Erscheinungsverbote378295
Inhaftierte Journalisten11068

Reporter ohne Grenzen ist eine internationale gemeinnützige
Menschenrechtsorganisation, die sich für die Verteidigung der
Pressefreiheit einsetzt. Neben der deutschen Sektion und dem
Internationalen Sekretariat in Paris, gibt es Sektionen in acht
europäischen Ländern sowie Büros in Abidjan, Bangkok, Montreal, Moskau
Tokio und Washington.

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