Syrien 20.08.2014

Abscheu über Enthauptungs-Video

Fotojournalist James Foley verschwand 2012 in Syrien. © picture alliance

Reporter ohne Grenzen reagiert mit Abscheu auf die Veröffentlichung einer brutalen Hinrichtung des US-amerikanischen Journalisten James Foley. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) veröffentlichte am Dienstag ein Video, das offenbar die Enthauptung von James Foley zeigt. Zu sehen war zudem ein weiterer US-Reporter, der sich in ihrer Gewalt befinde. Auch ihm drohe der Tod.

„Wir sind bestürzt über die brutale Gewalt an James Foley“, sagt ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff. „Es ist schrecklich, dass die Milizen vom Islamischen Staat einen unabhängigen Journalisten auf solch grauenhafte Weise zum Opfer internationaler Politik machen.“

Der 40-jährige Foley, ein freier Journalist, der unter anderem für die Nachrichtenagentur AFP und die Bostoner Medienfirma GlobalPost arbeitet, war 2012 in einem umkämpften Gebiet in Nordsyrien unterwegs, als sein Auto von vier Extremisten gestoppt wurde. Seitdem fehlte von dem Journalisten jede Spur. 

Das nun im Internet veröffentlichte Video beginnt mit einer Sequenz, in der US-Präsident Barack Obama seine Entscheidung für die Luftangriffe im Irak darlegt. Dann wird ein Mann – offenbar Foley - in einer orangefarbenen Kluft gezeigt, der auf Wüstenboden kniet. Neben ihm steht ein maskierter IS-Kämpfer in schwarzer Kleidung. Auf dem Bildschirm erscheint Foleys Name in englischer und arabischer Sprache. 

Der Gefangene spricht zunächst, dann sieht man, wie der vermummte Mann offenbar dessen Hals aufschneidet. In der nächsten Szene scheint die Geisel tot auf dem Boden zu liegen, der Kopf liegt auf der Leiche.

In dem Video wird schließlich auch ein zweiter Mann gezeigt, von dem es heißt, er sei der US-Journalist Steven Sotloff. Der IS-Kämpfer droht, der Amerikaner könne das nächste Opfer sein. Sotloff wurde im August 2013 nahe der syrisch-türkischen Grenze entführt. Er recherchierte damals als freier Reporter für die Medien „Time“, „National Interest“ und „MediaLine“. 

Reporter ohne Grenzen hat bereits im vergangenen Jahr in seinem Länderbericht „Unabhängiger Journalismus in Syrien – Ein Ding der Unmöglichkeit“ auf die Bedrohung durch die Terrormiliz Islamischer Staat hingewiesen. Die ausführliche Analyse können Sie hier nachlesen.

Syrien ist das derzeit gefährlichste Land der Welt für Journalisten. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf Platz 177 von 180 Staaten. In diesem Jahr wurden dort bislang neun Journalisten sowie elf Onlineaktivisten und Bürgerjournalisten getötet. Seit Beginn der Proteste gegen das Assad-Regime im März 2011 sind in Syrien insgesamt 39 professionelle Journalisten und mehr als 100 Medienschaffende getötet worden, die meisten davon einheimische Bürgerjournalisten. Dutzende werden vom Assad-Regime festgehalten, sind in Geiselhaft von Rebellengruppen oder werden vermisst. Im Irak kamen 2014 drei Journalisten ums Leben. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht der Irak auf Platz 153 von insgesamt 180 Staaten.

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