Syrien 20.07.2015

Alle inhaftierten Journalisten freilassen

Der syrische Journalist Mazen Darwish. ©picture alliance/Eventpress

Reporter ohne Grenzen (ROG) begrüßt, dass die syrische Regierung die beiden Medienaktivisten Hussein Ghareer und Hani Al-Zitani vom syrischen Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit (SCM) freigelassen hat. Gleichzeitig fordert die Organisation, dass auch der nach wie vor inhaftierte Leiter des Zentrums, Mazen Darwish sowie alle weiteren inhaftierten Journalisten auf freien Fuß gesetzt werden.

„Wir freuen uns, dass Hussein Ghareer und Hani Al-Zitan nach über drei Jahren Haft endlich freigekommen sind. Gleichzeitig fordern wir die umgehende Freilassung aller anderen inhaftierten Journalisten“, sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. „Gerade wegen der Unübersichtlichkeit des syrischen Konflikts ist es so wichtig, dass Journalisten unabhängig über die militärische und politische Auseinandersetzung berichten können.“

Ghareer und al-Zitan kamen am Wochenende während des Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadan mit Hunderten weiteren Personen frei, die alle wegen Terrorismus-Anschuldigungen inhaftiert waren. Die Behörden nannten keine Gründe für diese plötzliche Entscheidung und ROG konnte keine Informationen über den aktuellen Fall von Mazen Darwish bekommen.

SCM dokumentiert Menschenrechtsverstöße

Das SCM beobachtet die Entwicklungen innerhalb der syrischen Opposition und veröffentlicht Berichte über Menschenrechtsverletzungen und die Lage der Medien in Syrien. Zudem dokumentiert es  die Namen aller während des Syrien-Konflikts Verhafteten, Verschwundenen und Getöteten. Bei der Erstürmung des Zentrums durch Geheimdienstoffiziere der syrischen Luftwaffe am 16. Februar 2012 wurden Darwish und die beiden jetzt Freigelassenen verhaftet. 

Seither wurden sie unter unmenschlichen Haftbedingungen festgehalten und mehrmals gefoltert. Wiederholt war völlig unklar, wo man die Inhaftierten gefangen hielt und wie es ihnen ging. Zwei weitere Kollegen, Mansour Omari und Abd al-Rahman Hamada, kamen am 6. Februar 2013 auf Kaution frei.

Das offizielle Verfahren gegen die drei Männer begann im Februar 2013, wurde anschließend jedoch mehrmals unterbrochen und verschoben. Schon vor einem Jahr kritisierte ROG gemeinsam mit 60 weiteren Menschenrechtsorganisationen den Leiter des Anti-Terrorismus-Gerichts in Damaskus wegen der zahlreichen Verschiebungen. Kurz zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 2139 die Freilassung aller willkürlich festgehaltenen Personen in Syrien gefordert.

Die Medien - Gemeinsamer Feind aller Kriegsparteien 

Internationale und einheimische Journalisten sind in Syrien regelmäßig Opfer von gezielter Gewalt durch alle Kriegsparteien: von Regierungskräften, bewaffneten Oppositionsgruppen sowie der Al-Nusra Front, vom Islamischen Staat (IS) und anderen extremistischen Milizen.

Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2011 wurden mindestens 43 professionelle Journalisten und 127 Bürgerjournalisten getötet. Rund 30 Journalisten und Bürgerjournalisten sind derzeit in Syrien inhaftiert. Mindestens 25 weitere werden vermisst oder von extremistischen Gruppen wie dem „Islamischen Staat“ als Geiseln gehalten – unter ihnen befinden sich 6 Ausländer.

Dutzende Nothilfeanfragen an Reporter ohne Grenzen

Dutzende Journalisten sind während der vergangenen Jahre vor der Gewalt in ihrem Land geflohen. ROG hat seit 2011 im Rahmen seiner Nothilfearbeit über 40 Journalisten bei ihrer Flucht nach Deutschland unterstützt.

ROG zählt Syrien zu den gefährlichsten Länder für Journalisten weltweit. Auf der Rangliste der Pressefreiheit belegt das Land Platz 177 von 180 Ländern. 



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