Irak 09.01.2006

Amerikanische Journalistin entführt, ihr irakischer Übersetzer erschossen

Reporter ohne Grenzen ist sehr besorgt über das Schicksal der US-amerikanischen Journalistin Jill Carroll, die am 6. Januar in Bagdad entführt wurde. Ihr irakischer Übersetzer wurde erschossen.

„Wieder einmal sind Journalisten, die im Irak arbeiten, in einen tödlichen Hinterhalt geraten,“ so die Menschenrechtsorganisation. „Der Tod des Übersetzers zeigt erneut, dass einheimische Journalisten den größten Preis für freie Meinungsäußerung im Irak zahlen müssen.“

Jill Carroll ist freie Journalistin, die an einem Bericht für „The Christian Science Monitor“ arbeitete. Sie wollte den sunnitischen Politiker Adnan al-Dulaimi treffen, als sie am Samstag gegen 10 Uhr von bewaffneten Männern entführt wurde.

Ihr irakischer Fahrer konnte unverletzt entkommen. Ihr Übersetzer wurde tot in der Nähe des Ortes der Entführung gefunden.

Auf der Internetseite des „Christian Science Monitor“ richtet sich die Familie der Journalistin an die Entführer und bittet sie, Jill Carrol freizulassen. Sie sollen „Jills Arbeit berücksichtigen, mit der sie dazu beigetragen hat, die Wahrheit über den Irakkrieg darzustellen“.

Carroll arbeitet bereits seit Oktober 2003 im Irak und hat von dort für die italienische Nachrichtenagentur ANSA, den „San Francisco Chronicle“ und andere US-amerikanische Tageszeitungen berichtet. Seit Februar 2005 hat sie regelmäßig Artikel für „The Christian Science Monitor“ verfasst, wie David Clark Scott, der Herausgeber der „World News“ des „Monitor“ bestätigt. „Sie ist eine einfühlsame, einfallsreiche, couragierte Journalistin,“ sagt er. „Aber Jill ist keine Person, die übertriebene Risiken eingeht.“

Insgesamt wurden 55 Journalisten und 21 Medienassistenten seit Beginn des Krieges im März 2003 im Irak getötet. Unter den 76 Mordopfern sind 56 (73%) Iraker und vier Opfer (5%) waren Amerikaner. Bagdad ist weiterhin Iraks gefährlichste Stadt mit 27 Todesfällen von Journalisten und Medienassistenten. Danach kommt Mosul mit 12 Mordopfern. Der pan-arabische Satellitensender „AL-Iraqiya“ ist das am härtesten betroffene Medium mit zehn getöteten Journalisten und Medienassistenten.

Jill Carroll ist die 31. entführte Journalistin im Irak seit Beginn des Krieges. Fünf der entführten Journalisten wurden getötet: die vier Iraker/innen Raeda Wazzan, Houssam Hilal Sarsam, Ahmed Hussein Al Maliki, Ahmed Jabbar Hashim und der Italiener Enzo Baldoni. Die anderen Entführten kamen frei. 23 der 31 Entführungen fanden in Bagdad oder in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt statt.

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