07.03.2008

Appell für Journalistinnen und Frauenrechte

Zakia Zaki

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März fordert Reporter ohne Grenzen mehr Unterstützung für Journalistinnen und all jene, die sich im Internet für die Rechte von Frauen einsetzen. Immer häufiger üben Regierungen und religiöse Gruppen Druck auf sie aus.

“Wer sich für Frauenrechte engagiert, muss auch im Jahr 2008 mit langwierigen Prozessen, Morddrohungen, Gefängnis und Folter rechnen”, so Reporter ohne Grenzen. “Das ist nicht akzeptabel. Alle Fälle müssen an die Öffentlichkeit gebracht werden.”


Besonders im IRAN stehen all jene unter Druck, die Frauenrechte zum Thema machen. Viele Frauen kämpfen im Internet für ihr Recht auf freie Meinungsäußerung. Im vergangenen Jahr ließ die Regierung 40 von ihnen festnehmen, darunter 32 Journalistinnen und Bloggerinnen. Einige verbrachten mehrere Wochen im Gefängnis. Inzwischen sind alle wieder frei, müssen aber mit Anklagen rechnen. Für das iranische Sicherheitsministerium sind sie “Staatsfeinde im Dienste von Ausländern”.

Die wöchentlich erscheinende iranische Frauenzeitschrift “Zanan” musste am 28. Januar dieses Jahres ihren Betrieb einstellen, wegen angeblicher “Schädigung der geistigen Gesundheit” ihrer Leserinnen. Vor wenigen Tagen, am 3. März, durfte die Frauenrechtlerin und Herausgeberin der Internetseite “WeChange”, Parvin Ardalan, den Iran nicht verlassen. Als sie nach Stockholm fliegen wollte, um den Olof-Palme-Preis entgegen zu nehmen, wurde sie aus dem startbereiten Flugzeug abgeführt.


In AFGHANISTAN drängen die konservativen Teile der Bevölkerung auf ein Gesetz, das den zahlreichen Frauen im Fernsehen vorschreiben soll, den religiösen Bekeidungskodex zu befolgen. Im Februar wurde drei Journalistinnen in Mazar-i-Sharif mit der Entführung ihrer Familienangehörigen gedroht, sollten sie weiterhin im Fernsehen auftreten. Die drei Frauen erhielten keinen polizeilichen Schutz.

Am 22. Januar verurteilte ebenfalls Mazar-i-Sharif ein Gericht den jungen Journalisten Sayed Perwiz Kambachsch zum Tode. Er hatte einen Artikel über die Rolle der Frau im Koran aus dem Internet heruntergeladen. Das Gerichtsverfahren gegen den 23-Jährigen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Rechtsbeistand statt. Für seine Verurteilung hatten sich der Rat der Mullahs und lokale Behörden stark gemacht.

Der Fall Zakia Zaki ist bis heute nicht aufgeklärt. Die Besitzerin des Senders “Radio Peace” hatte in ihren Sendungen den Missbrauch von Frauen thematisiert. Im Juni letzten Jahres wurde sie in ihrer Wohnung in der nordafghanischen Provinz Parwan vor den Augen ihres zweijährigen Sohnes erschossen.


In INDIEN lebt die aus Bangladesch stammende Autorin und Frauenrechtlerin Taslima Nasreen seit November letzten Jahres unter Polizeischutz. Sie erhielt Morddrohungen, weil sie die Verletzung der Frauenrechte im Namen des Islams scharf verurteilte. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy wollte ihr bei seinem Indienbesuch im Januar den “Simone de Beauvoir”- Preis überreichen. Um Ärger mit einflussreichen muslimischen Gruppen zu vermeiden, sah er schließlich davon ab.

Weitere Informationen:
Katrin Evers
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