Ägypten 07.02.2011

Bilanz der Gewalt: Rund 150 Festnahmen und Übergriffe / Ein Journalist getötet

Nach letzten Informationen sind mindestens 70 Journalisten seit dem 2. Februar in Kairo festgenommen worden. Sieben von ihnen werden offenbar weiter festgehalten. Reporter ohne Grenzen (ROG) hat bislang keine Informationen über ihren Verbleib. Weit mehr als 70 Journalisten wurden angegriffen.

Ein Journalist wurde bei den Unruhen der vergangenen Tage getötet: Ahmed Mohammed Mahmud, Fotograf der Zeitung Al Taawun, starb am 4. Februar an den Verletzungen einer Schussverletzung vom 28. Januar. Mahmud wurde der staatlichen Zeitung Al Ahram zufolge an diesem Tag von einem Heckenschützen getroffen, als er Aufnahmen von den Straßenschlachten zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in der Nähe des Tahrir-Platzes machte. 

Weitere Zahlen zu den Repressionen gegen Journalisten während der Unruhen in Ägypten finden Sie hier.


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Pressemitteilung vom 4.2.2011

 

Bilanz der Gewalt: Weit mehr als 100 Festnahmen und Übergriffe

 

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist entsetzt angesichts der zahlreichen Übergriffe gegen Journalisten bei den Unruhen in Kairo. Mindestens 60 Journalisten, die über die aktuellen Ereignisse in Ägypten berichtet haben, wurden seit dem 2. Februar festgenommen. Acht von ihnen werden offenbar noch immer festgehalten. Rund 70 Journalisten wurden bislang körperlich angegriffen oder bedroht.

Zudem wurden mehrere Büros von Medien überfallen, Ausrüstungen wie Kameras und Material konfisziert oder zerstört. In erster Linie machen Anhänger der Mubarak-Regierung regelrecht Jagd auf Mitarbeiter internationaler Medien in Kairo. Vor allem Fernsehteams und Fotografen wurden zum Ziel von Angriffen, Drohungen und Behinderungen.

Unterstützer und Mitarbeiter von Reporter ohne Grenzen demonstrierten heute vor der ägyptischen Botschaft in Paris gegen die aktuelle systematische Gewalt gegen Medienmitarbeiter in dem nordostafrikanischen Land. ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard sprach am Rande der Protestkundgebung von einer „alarmierenden Situation mit ständigen Schikanen, die darauf abzielen, Berichterstattung zu unterdrücken und Kairo von Journalisten freizumachen.“ Diese Situation sei untragbar, die unvergleichliche Hass- und Gewaltkampagne gegen Journalisten müsse sofort ein Ende finden.  

Unter den festgenommenen Journalisten waren nach ROG bislang vorliegenden Informationen auch vier Mitarbeiter deutscher Medien: Eine französische Mitarbeiterin sowie ein ägyptischer Mitarbeiter der Deutschen Welle, die heute Morgen festgenommen wurden, sind heute Nachmittag wieder freigelassen worden. Das gleiche gilt für eine Mitarbeiterin des deutsch-französischen Fernsehkanals ARTE und ihren ägyptischen Assistenten. Eine Reporterin des ZDF und der New York Times, die am 2. Februar festgenommen wurde, kam gestern wieder frei.

Ausführliche Informationen zu den Repressionen in Ägypten finden Sie hier. 


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