Brasilien 04.05.2010

Brasilien: ROG kritisiert Gerichtsverfahren gegen französischen Dokumentarfilmer

Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert brasilianische Gerichte auf, keine Zensurmaßnahmen gegen den französischen Filmemacher José Huerta zu beschließen.

 

Huerta muss sich insgesamt acht Prozessen stellen. In einem davon geht es um eine strafrechtliche Anklage, weil Huerta im Jahr 2008 über die negativen Auswirkungen eines Tourismusprojektes auf das kleine Fischerdorf Parajuru im Nordosten Brasiliens drehte. Dafür droht dem Filmemacher eine Buße von 60.000 Euro.

 

Das Strafgerichtsverfahren begann am 5. Mai 2010. ROG macht darauf aufmerksam, dass die beleidigenden Äußerungen, die Huerta laut Anklageschrift getätigt haben soll, nicht im Film zu finden sind. „Wir fordern das Gericht im Bundesstaat Ceará auf, keinem Druck stattzugeben“, so ROG.

 

„Wir haben den Film 'Eine Woche in Parajuru' gesehen und können bezeugen, dass die Absicht des Regisseurs eine objektive Darstellung war. Es kommen darin sowohl die österreichischen Investoren des Tourismusprojektes zu Wort als auch die Menschen aus dem Dorf", so die weltweite Organisation.

 

Huerta ist kein Gegner von Veränderungen um jeden Preis. Er kritisiert allerdings die fehlende Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung. Dies hätte die österreichische Firmengruppe vornehmen müssen, um demografischen oder umweltzerstörenden Problemen vorzubeugen. Gisele Wisniewski, Managerin der dort investierenden Firma, verweigerte dem Regisseur allerdings eine Antwort auf seine Fragen. Die negativen Konsequenzen des Tourismusprojektes vor Ort machte Huerta in seinem Film deutlich.

 

Nach einer öffentlichen Vorführung des Films in Parajuru im April 2009 wurde Huerta wegen Verunglimpfung angezeigt. Dies führte zu insgesamt acht Gerichtsverfahren, über die der Regisseur jedoch erst im Januar 2010 informiert wurde.

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