Afghanistan 27.09.2010

Ein Journalist weiter in Haft trotz Intervention Karzais

Trotz der Intervention von Präsident Hamid Karzai wird Hodschatullah Mudschadadi, Leiter von Radio Kapisa, weiterhin von der Nationalen Sicherheitsbehörde (NDS) in Kabul festgehalten. Er sollte wie die anderen beiden Medienmitarbeiter am 24. September freigelassen werden.

 

„Wir sind schockiert über die Vorgehensweise der Nationalen Sicherheitsbehörde und befürchten, dass Mudschadadi aufgrund seiner Kontakte zu den Taliban in Haft bleiben wird“, sagt Reporter ohne Grenzen (ROG). „Wir fordern den afghanischen Präsidenten erneut auf, einzugreifen, und eine sofortige Freilassung von Hodschatullah Mudschadadi zu erwirken."

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Pressemitteilung vom 24.09.10

 

Drei Journalisten nach Intervention von Präsident Karzai wieder frei

 

 

Reporter ohne Grenzen (ROG) begrüßt die heutige bedingungslose Freilassung von drei afghanischen Journalisten, die in den vergangenen Tagen von der NATO-geführten ISAF-Truppe und der afghanischen Polizei festgenommen wurden. Die Medienmitarbeiter Rahmatullah Neksad, Mohammed Nader und Hodschatullah Mudschadadi wurden auf Initiative von Präsident Hamid Karzai entlassen.

„Wir sind sehr erleichtert, dass die Festnahmen schnell als Fehler erkannt wurden und begrüßen Präsident Karzais persönliches Eingreifen in die Fälle“, so ROG.

Karzai hatte gestern den Informations- und Kulturminister beauftragt, alles Nötige zu tun, um die Freilassung der drei Journalisten zu erwirken. Wie der Stellvertreter des Ministers gegenüber ROG sagte, wurden daraufhin die ISAF und zuständigen afghanischen Behörden kontaktiert, um eine „glückliche Lösung“ für die drei Journalisten zu erreichen.

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Pressemitteilung vom 23.09.10

 

 

ROG verurteilt Festnahmen von drei Journalisten

 

 

Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert die Festnahme von drei afghanischen Journalisten während und in den Tagen nach der Parlamentswahl in dem vorderasiatischen Land am 18. September. Die Medienmitarbeiter sind offenbar wegen ihrer Berichterstattung über die Wahl und Kontakte, die sie zu den Taliban unterhielten, verhaftet worden.  


Zwei von ihnen arbeiteten für den arabischen Nachrichtensender Al Jazeera: Der Kameramann Rahmatullah Neksad, der ebenfalls für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) tätig war, wurde am 20. September in der Provinz Ghasni im Osten von der NATO-geführten Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe  (International Security Assistance Force - ISAF) festgenommen. Er wird beschuldigt, für die Taliban Propaganda zu treiben.

 

Zudem wurde ein Korrespondent von Al Jazeera, Mohammed Nader, am 22. September von einer gemeinsamen Einheit aus Angehörigen der ISAF-Truppen und der afghanischen Armee in der südafghanischen Unruheprovinz Kandahar festgenommen.

Der dritte inhaftierte Journalist, Hodschatullah Mudschadadi, ist Leiter von Radio Kapisa sowie einer afghanischen Journalistenvereinigung. Die Polizei nahm Mudschadadi am 18. September, am Tag der Wahl, in der Provinz Kapisa nordöstlich der Hauptstadt Kabul fest.


„Journalisten konnten während der Wahlkampfzeit und des Urnengangs ungehindert ihrer Arbeit nachgehen – auch dank der Bemühungen der Unabhängigen Wahlkommission. Die drei Festnahmen durch ausländische oder afghanische Kräfte überschatten die bisherige störungsfreie Entwicklung“, so ROG.


„In allen drei Fällen wurden die Journalisten, die in Provinzen mit hohem Sicherheitsrisiko gearbeitet haben, wie gefährliche Kriminelle behandelt. Wir fordern Präsident Hamid Karzai auf, einzugreifen und zu prüfen, ob mit den Festnahmen keine gravierenden Irrtümer begangen wurden“, teilt ROG weiter mit. „Journalisten haben das Recht, mit allen Konfliktparteien zu sprechen und dürfen nicht wegen solcher Verbindungen verhaftet werden. Wir befürchten, dass die drei Medienmitarbeiter lediglich verfolgt werden, weil sie in Kontakt zu den Taliban standen.“

 

Lesen Sie hier die ausführliche Pressemitteilung auf Englisch.

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