Mexiko 03.11.2006

Ermittlungsfehler im Fall Brad Will / 7 Journalisten verletzt

Zwei der mutmaßlichen Mörder des Indymedia-Kameramanns Brad Will wurden gestern verhaftet und einem Richter vorgeführt. ROG verurteilt aber Fehler bei den Ermittlungen zu den tödlichen Schüssen und die Tatsache, dass drei weitere mutmaßliche Beteiligte fliehen konnten.

Die Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit ist außerdem empört über das gewalttätige Vorgehen der Präventiven Bundespolizei (PFP) beim Auseinandertreiben von Protestierenden in Oaxaca während der letzten Tage. Dabei waren fünf Journalisten verletzt und zwei weitere zusammengeschlagen worden.

"Zwei von Wills mutmaßlichen Mördern mögen sich in Haft befinden, doch drei weitere - zwei Polizeibeamte und ein Paramilitär - reagierten nicht auf eine gerichtliche Vorladung und sind nicht zu finden", so ROG. "Die Untersuchung entbindet die Regierung des Bundesstaates Oaxacas in keinster Weise von der Verantwortung in diesem Fall und wir wiederholen unsere Forderung nach einer föderalen Untersuchungskommission."

Die Organisation fügte hinzu: "Wir verurteilen ebenso das äußerst brutale Vorgehen der Polizei, von dem auch sieben Journalisten betroffen waren. Die Bundesbehörden müssen die Verantwortlichen bestrafen."

Die zwei Männer, die gestern auf Befehl des Staatsanwalts von Oaxaca wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an Wills Mord verhaftet wurden, sind Abel Santiago Zárate und Manuel Aguilar. Zárate ist gewählter lokaler Repräsentant der Partei der Institutionellen Revolution (PRI), die die Regierung Mexikos kontrolliert; Aguilar ist sein Bodyguard.

Die nationale Tageszeitung „Milenio“ veröffentlichte die Namen der drei anderen mutmaßlichen Mörder, die sich nun auf der Flucht befinden. Es handelt sich demnach um die Polizeibeamten Carlos Soriano und Juan Carlos Sumano sowie den Paramilitär Pedro Carmona. Letzterer wurde von Zeugen als der Schütze identifiziert, der den tödlichen Schuss auf Will abgab, während dieser am 27. Oktober einen Lehrerprotest dokumentierte.

Gestern kam es erneut zu Gewalt als die Bundespolizei PFP den Campus der Universität von Oaxaca betrat und Barrikaden auflöste, die von der Volksversammlung der Bewohner Oaxacas (APPO) errichtet worden waren. Die APPO protestiert seit fünf Monaten um ihrer Forderung nach Absetzung des PRI Gouverneurs von Oaxaca, Ulises Ruiz Ortiz, Nachdruck zu verleihen.

Unter den etwa 60 Personen, die bei den Gewalttätigkeiten verletzt wurden, befindet sich der Fotograf Jorge David Jaramillo Velásquez der Tageszeitung „El Universal“, die Fotografen Miguel Dimayuga und Germán Canseco der Wochenzeitung „Proceso“ sowie der Kameramann Jorge Brindis vom öffentlichen Fernsehsender „Canal 9“. Sie wurden von Glassplittern oder Benzinbomben verletzt. Jaramillo wurde in einem ernsten Zustand ins Krankenhaus eingeliefert, seine Verletzungen seien jedoch nicht lebensbedrohlich, wie Reporter ohne Grenzen erfuhr.

Mario Mosqueda Hernández, Korrespondent des unabhängigen Presseagentur „Centro de Medios Libres de México“ wurde während der gestrigen Ereignisse zusammengeschlagen und von zehn Bundespolizisten über den Boden geschleift. Er trug Verletzungen am Kopf, Rücken und linken Arm davon.

Gilardo Mota von der lokalen Wochenzeitung „Opinión“ sagte gegenüber AFP, er sei von der Bundespolizei am 1. November für 48 Stunden festgehalten und geschlagen worden, nachdem er am 30. Oktober beim Fotografieren der Polizeiaktionen festgenommen worden war. Er wurde schließlich freigelassen, nachdem er eine Kaution von 3.000 Pesos (216Euros) bezahlt hatte. Am 31. Oktober griffen Polizeikräfte den Fotografen Alberto López Cruz von der lokalen Tageszeitung Extra an und entwendeten seine Kamera. Das „Centro de Medios Libres de México“ berichtet außerdem, dass zwei Journalisten aus Guatemala seit gestern verschwunden sind.

WEITERE INFORMATIONEN:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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