Türkei 09.10.2019

#FreeThemAll: Bülent Şik

Stadtansicht Istanbul
Istanbul © picture alliance / NurPhoto

Im April 2018 veröffentlichte der Forscher Bülent Şik die Ergebnisse einer Studie zu krebserregenden Umweltgiften in der türkischen Tageszeitung „Cumhuriyet“. Seit dem 26.September ist nun klar, dass er dafür womöglich ins Gefängnis muss: Von einem Istanbuler Gericht wurde Şik wegen der „Verbreitung von unter Verschluss gehaltenen Informationen“ zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt.

In der Studie, die Şik zusammen mit Kollegen für das türkische Gesundheitsministerium angefertigt hatte, war eine gefährlich hohe Konzentration von potenziell krebserregenden Stoffen in der Wasserversorgung und den landwirtschaftlichen Erzeugnissen einer ganzen Reihe von Gemeinden festgestellt worden. Şik gab zu Protokoll, die Studie öffentlich gemacht zu haben, weil die Behörden sie ignoriert und keine Gegenmaßnahmen eingeleitet hätten. Erol Önderoglu, Türkei-Experte der Organisation Reporter ohne Grenzen, nannte das Urteil gegen Şik „maßlos ungerecht“ und einen „Akt der Zensur“. Er forderte die türkische Politik außerdem dazu auf, Gesetze zum Schutz von Whistleblowern zu verabschieden. Şik selbst hat mittlerweile Berufung gegen das Urteil eingelegt.

In der Rubrik #FreeThemAll werden auch Fälle inhaftierter Medienschaffender vorgestellt, die nicht im ROG-Barometer der Pressefreiheit stehen. In das Barometer nimmt ROG nur Fälle auf, in denen die Organisation einen direkten Zusammenhang der Haft mit der journalistischen Tätigkeit belegen kann. In zahlreichen weiteren Fällen ist ein Zusammenhang wahrscheinlich, aber (noch) nicht nachzuweisen.



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