Irak 25.08.2004

Italienischer Journalist entführt, zwei französische Journalisten seit Tagen vermisst

In einem Appell hat sich Reporter ohne Grenzen an die Entführer des seit Tagen als vermisst geltenden italienischen Journalisten Enzo Baldoni von der Wochenzeitung Diario gewandt und seine sofortige Freilassung gefordert. Eine Gruppe, die sich als Islamische Armee im Irak bezeichnet, hat sich in einem am 24. August von Al Dschasira ausgestrahlten Video zu der Entführung bekannt. Sie forderten den Abzug der italienischen Streitkräfte aus dem Irak binnen 48 Stunden. Als Nachweis für seine Identität nannte Baldoni in dem Video seinen Namen. Außerdem wurden sein Pass und sein Presseausweis gezeigt.

"Wir rufen die Entführer auf, Enzo Baldoni sofort freizulassen. Journalisten sind nicht Teil des Konflikts. Sie stehen nicht für die Politik ihrer Regierung. Ihr Leben zu gefährden, um politische Forderungen durchzusetzen, ist völlig inakzeptabel. Ihr ziviler Status muss anerkannt werden", erklärte die internationale Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit in ihrem Aufruf.

Seit vergangenem Freitag hatte sich der italienische Journalist Enzo Baldoni nicht mehr gemeldet. Er hatte Bagdad mit einem Konvoi des Roten Kreuzes und einem Team des italienischen Fernsehens Rai Uno verlassen, um nach Nadschaf zu gelangen. Nachdem der Konvoi kurz vor der Stadt Kufa angeschossen worden war, hatte das Rote Kreuz beschlossen, das Vorhaben abzubrechen. Der Journalist entschied - trotz des hohen Risikos - alleine weiterzufahren. Baldoni wollte in Nadschaf Moqtada al Sadr, den Schiiten-Führer interviewen. Enzo Baldoni gilt als erfahrener Journalist. Er hat unter anderem von Kolumbien, Birma und Osttimor aus berichtet.

Zwei Journalisten immer noch vermisst
Das Schicksal der seit dem 19. August im Irak vermissten französischen Journalisten, Christian Chesnot vom französischen Sender Radio France Internationale (RFI) und Georges Malbrunot von der französischen Tageszeitung Le Figaro, ist immer noch ungeklärt.
"Wir sind sehr beunruhigt über das Verschwinden der Journalisten. Die Vorfälle der letzten Wochen haben deutlich gemacht, wie gefährlich es für Journalisten ist, im Irak zu arbeiten. Sie werden nicht als zivile und neutrale Beobachter anerkannt, die ihrer journalistischen Aufgabe nachkommen, über die Lage im Irak zu berichten", betont Reporter ohne Grenzen.
Von den beiden französischen Korrespondenten fehlt seit Tagen jede Spur. Beide gelten als gute Irak-Kenner. Jean Louis Validire, Auslandschef von Le Figaro, hält es für möglich, dass die beiden versucht haben, nach Nadschaf zu gelangen und daher ihre Redaktionen nicht verständigen konnten. In beiden Redaktionen sei man sehr besorgt.
Seit Anfang des Jahres sind im Irak 12 Journalisten und 11 Medienmitarbeiter ums Leben gekommen.

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