Iran 30.06.2006

„Jede kleinste kritische Äußerung führt zur Zensur“

Akbar Ganji berichtet über Menschenrechte im Iran

Im Iran sind zahlreiche Regimekritiker und Journalisten hinter Gittern. Menschenrechte werden missachtet, Presse- und Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt. Akbar Ganji, einer der prominentesten Journalisten und Dissidenten im Iran, hat Repression am eigenen Leib erfahren. Im März dieses Jahres kam er nach einer sechsjährigen Haftstrafe endlich frei. Jahrelang hatten sich Menschenrechts­organisationen wie amnesty international und Reporter ohne Grenzen für seine Freilassung eingesetzt.

„Der Iran ist das einzige Land auf der Welt, das einem Journalisten ein lebenslanges Schreibverbot auferlegen kann“, sagte Akbar Ganji auf der heutigen Pressekonferenz von amnesty international und Reporter ohne Grenzen anlässlich seines Deutschlandbesuches in Berlin. „Jede kleinste kritische Äußerung führt dort zur Schließung einer Zeitung. Dies hat zu starker Selbstzensur bei den nicht-staatlichen Medien geführt“, beschrieb Ganji die Situation der Medien. Kritischen Journalisten und Intellektuellen drohe jederzeit eine Anklage wegen „Spionage“, fuhr Ganji fort.

Zu Beginn seiner Haft sei er völlig isoliert gewesen. Er habe weder Zeitungen noch Bücher zu lesen bekommen. Toilettengänge seien nur mit Augenbinde erlaubt gewesen, damit man die Folterer nicht erkenne. „Die Einzelhaft ist so ähnlich wie ein Grab“, fasste Ganji die nicht nur für ihn geltenden Haftbedingungen im Iran zusammen. Menschenrechte haben seiner Ansicht nach einen universellen Charakter. Für ihre Verwirklichung müsse überall mit friedlichen Mitteln gestritten werden.

„Der Iran ist und bleibt das größte Gefängnis für Journalisten im mittleren Osten“, hielt Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen, fest. „Allein in diesem Jahr sind zehn Journalisten verhaftet und acht Zeitungen geschlossen worden. Willkürliche Verhaftungen, Vorladungen und Einschüchterungen von Journalisten sind an der Tagesordnung. Auch das Internet wird schärfer zensiert“, kritisierte Rediske die Einschränkungen der Medien im Iran und forderte dazu auf, kritische Stimmen wie die Akbar Ganjis stärker zu unterstützen.

„Die Verfolgung Andersdenkender im Iran ist allgegenwärtig,“ bestätigte auch Barbara Lochbihler, Generalsekretärin von amnesty international. „Folter und Misshandlungen werden systematisch eingesetzt. Geständnisse werden erpresst und dann über die staatlichen Medien verbreitet, um die Gefangenen zu diskreditieren“. Akbar Ganji habe keinen Kampf für seine persönliche Freiheit ausgetragen, betonte Lochbihler weiter. „Er kämpft bis heute für die Menschenrechte und für Demokratie im Iran. Alle diese mutigen Aktivisten im Iran brauchen die Aufmerksamkeit und den Druck der Weltöffentlichkeit."

Auch Akbar Ganji appellierte an die europäischen Regierungen, „Menschenrechte nicht den ökonomischen Interessen zu opfern, sondern überall gleichermaßen für deren Verwirklichung einzutreten."

Eine weitere Veranstaltung mit Akbar Ganji, Dr. Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen und Ruth Jüttner, Nahost-Expertin von amnesty international findet am Sonntag, 2. Juli 2006, um 19:00 Uhr im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, Berlin im Robert-Havemann-Saal satt.

Weitere Informationen:
Elke Schäfter
Fon +49-30-6158585
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