China 16.01.2007

Journalist nach Recherche erschlagen

Reporter ohne Grenzen hat die chinesischen Behörden aufgerufen, den Tod von Lan Chengzhang, einem Mitarbeiter der Zeitung Zhongguo Maoyi Bao (Chinesische Handelsnachrichten), gründlich zu untersuchen. Lan hatte über ein illegales Bergwerk und die Situation der Minenarbeiter in Hunyuan (Provinz Shanxi) vor Ort recherchiert, als er niedergeknüppelt wurde. Er starb kurz darauf an einer Gehirnblutung.

Die chinesischen Behörden weigern sich, Lan als Journalisten anzusehen, da er über keinen Presseausweis und keine offizielle Genehmigung für seinen Bericht verfügte.

„Auch wenn Lan keine Genehmigung hatte, über die Situation in der Hunyuan-Mine zu berichten, sollte sein Tod dennoch genau untersucht werden“, so Reporter ohne Grenzen. „Viele Journalisten werden von bezahlten Schlägern oder privaten Sicherheitskräften attackiert, wenn sie in Minen recherchieren. Die chinesischen Behörden müssen die Sicherheit von Journalisten, die die Arbeitsbedingungen der chinesischen Minenarbeiter untersuchen, gewährleisten.“

Lan war am 10. Januar mit anderen Mitarbeitern der Zhongguo Maoyi Bao zu der offenbar illegalen Mine in Hunyuan gefahren. Er wurde angegriffen, als er im Auto auf zwei seiner Kollegen wartete, die zum Bergwerkleiter in dessen Büro gegangen waren. Einem Kollegen zufolge handelte es sich bei den Angreifern möglicherweise um vom Minendirektor bezahlte Schläger. Lan Chengzhang wurde in ein Krankenhaus in Datong gebracht, wo er am nächsten Tag seinen Verletzungen erlag. Der Fahrer der Gruppe und ein weiterer Mitarbeiter der Zhongguo Maoyi Bao wurden ebenfalls schwer verletzt.

Lan war seit weniger als einem Monat bei Zhongguo Maoyi Bao angestellt und befand sich noch in der Probezeit. Die Behörden gaben an, sie hätten die Untersuchung des Falles angeordnet, sähen Lan aber nicht als Journalisten an. Auf der Website Tianya wurde Lan beschuldigt, ein „falscher Journalist“ und Erpresser zu sein – ein in China häufiger Vorwurf gegenüber Journalisten.

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