Ukraine 16.07.2003

Journalist und Korrespondent von Reporter ohne Grenzen bei Autounfall getötet / RoG fordert Untersuchung

Reporter ohne Grenzen fordert die ukrainische Regierung auf, die Ursachen des Autounfalls, bei dem der ukrainische Journalist und Korrespondent der internationalen Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit, Wolodymyr Jefremow, am Montag, den 14. Juli ums Leben kam, gründlich zu untersuchen. Der Journalist war auf dem Weg von der ukrainischen Stadt Dnepropetrowsk in die Hauptstadt frontal mit einem Lastwagen zusammengestoßen.

Wolodymyr Jefremow war als Kritiker von Präsident Leonid Kutschma in der Ukraine bekannt. Er war Herausgeber der Tageszeitungen Sobor und Dniepropetrovsk und Gründer der Fernsehstation TV11, die den ehemaligen Konkurrenten von Kutschma und ukrainischen Ministerpräsidenten Pavlo Lasarenko unterstützten.

In einem Interview mit der Deutschen Welle äußert die Tochter Jefremows, Julia Jefremow, die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen den Aussagen des Journalisten in einem Geldwäsche-Verfahren gegen Lasarenko, das in den USA anhängig ist, und seinem Tod geben könnte. Ihr Vater, so Julia Jefremowa, habe sich mit politisch brisanten Themen beschäftigt und sich gerade in letzter Zeit bedroht gefühlt.

Tatsächlich stand Wolodymyr Jefremow bereits seit mehreren Jahren unter massivem Druck der ukrainischen Behörden. Im Januar 1999 wurde ein Gerichtsverfahren gegen ihn eingeleitet wegen des Vorwurfs der unsachgemäßen Verwendung von Krediten, und er wurde für zwei Tage festgenommen. Dieses Verfahren ist später eingestellt worden. Im März desselben Jahres wurde sein Fernsehsender angeblich aus technischen Gründen geschlossen, obwohl die Station eine Lizenz bis zum Jahr 2001 besaß.

Wolodymyr hat sich als Korrespondent von Reporter ohne Grenzen und als Vertreter des Instituts für Massenmedien in den letzten Jahren mit zahlreichen Verstößen gegen die Meinungs- und Pressefreiheit in der Ukraine befasst. Angesichts seines Engagements und der Repressionen gegen ihn in der Vergangenheit fordert Reporter ohne Grenzen die ukrainischen Behörden nachdrücklich dazu auf, bei der Untersuchung des Falles unvoreingenommen und gründlich vorzugehen.

Die Ukraine gehört zu den Ländern, in denen gewalttätige übergriffe auf Journalisten und massiver Druck auf unabhängige Medien an der Tagesordnung sind. In dem von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Index zur Situation der Pressefreiheit nimmt die Ukraine einen der hinteren Ränge (112 von 139) ein. Präsident Kutschma steht auf der Liste der schlimmsten Feinde der Pressefreiheit.

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