China 01.07.2008

Journalist zu vier Jahren Haft verurteilt

Reporter ohne Grenzen kritisiert das Urteil gegen den chinesischen Journalisten Sun Lin. Sun ist am 27. Juni zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Offensichtlich wegen seiner Berichte auf Boxun News, einer in den USA betriebenen Website, werden ihm „Anstiftung zu Unruhen“ sowie „illegaler Waffenbesitz“ vorgeworfen. Sun und seine ebenfalls für Boxun News arbeitende Frau He Fang wurden bereits im Mai 2007 festgenommen. He Fang ist nun auf Bewährung frei. 

„Zwei Mitarbeiter einer bekannten Website sind auf Grundlage absurder Vorwürfe und in einem unlauteren Verfahren verurteilt werden“, so ROG. „Dies zeigt einmal mehr die Unfähigkeit der chinesischen Regierung, adäquat mit Journalisten umzugehen, die aller Zensur zum Trotz frei berichten.“ 

Das Urteil wurde in Abwesenheit von Suns Anwalt und seiner Familie verlesen, die nicht über den Termin informiert waren. Suns Anwalt Mo Shaoping sagte gegenüber Radio Free Asia: „Laut Gesetz hätte das Gericht eine solche Anhörung drei Tage vorher ankündigen und dann das Urteil öffentlich verlesen müssen. Das Gericht hat beide Vorgaben missachtet.“ 

Boxun News geht davon aus, dass Sun für seine Berichte – vor allem für seine Videobeiträge – bestraft wurde. Auch sein Anwalt berichtet, die Polizei hätte Sun vor allem nach seiner journalistischen Arbeit befragt. Die Beamten sagten Sun, man hätte ihn festgenommen, weil er seine Arbeit für Boxun nicht aufgeben wollte.

Sun selber, der auch Mitbegründer der mittlerweile verbotenen Tageszeitung Da Du Shi ist, wies beide Anklagepunkte zurück. Der Vorwurf des illegalen Waffenbesitzes beruht offenbar auf Aussagen ihm unbekannter Personen, denen er angeblich Druckluftpistolen gegeben haben soll. Die „Anstiftung zu Unruhen“ bezieht sich vermutlich auf einen Fall im Jahr 2004, als Sun versucht hatte, zur Räumung gezwungenen Menschen zu helfen. Sun sagte gegenüber Reporter ohne Grenzen, dass er vor seiner Festnahme zwar Artikel über Amts- und Machtmissbrauch geschrieben, aber nie etwas Illegales getan habe.

Reporter ohne Grenzen fordert die Freilassung Suns und der weiteren über hundert Journalisten, Onlinedissidenten und Menschenrechtler, die in China im Gefängnis sitzen.

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