Irak 31.10.2006

Journalisten werden zunehmend Opfer von Gewalt

Die Morde an drei Medienleuten hat die Zahl der getöteten Journalisten und Medienmitarbeiter seit Beginn des Krieges im März 2003 auf 126 erhöht. ROG verurteilt die neue Welle der Gewalt und die fehlende Strafverfolgung.

„Irakische Journalisten sind Opfer politischer und religiöser Morde“, so die Organisation für Pressefreiheit. „Sie sind momentan einer der Hauptangriffsziele für bewaffnete Gruppen. Zudem leiden sie unter Übergriffen des US-Militärs. Sie werden willkürlich verhaftet und der Verbindung zur bewaffneten Miliz beschuldigt.“

Da ihre Namen und Gesichter bekannt sind, sind Journalisten einem hohen Risiko ausgesetzt. Seit Beginn des Jahres sind insgesamt 51 Journalisten und Medienmitarbeiter getötet worden. Die derzeitige Situation lässt nicht auf eine positive Veränderung hoffen.

Saad Mehdi Shalash, Journalist der Zeitung „Rayat Al Arab“, wurde am 25.Oktober zusammen mit seiner Frau in Bagdad getötet. Nach mehreren Drohungen zog der Schiit in eine sichere Wohngegend. Als das Paar zu seinem früheren Haus im Bezirk Al Amriya zurückkehrte, um letzte persönliche Sachen abzuholen, wurde es ermordet.

Nakshin Hama Rashid, 31-jährige Sprecherin des kurdischsprachigen Senders „Atiaf“, wurde am 29.Oktober zusammen mit ihrem Fahrer Anas Kassim Nejm in ihrem Wagen im Zentrum Bagdads ermordet. Die von ihr moderierten Sendungen richteten sich an kurdische und christliche Minderheiten. In der Vergangenheit hatte sie anonyme Drohungen erhalten und war umgezogen. Doch die Täter fingen sie auf ihrem Weg zur Arbeit ab.

In der Nähe der Fernsehstation „Al Iraqiya“ in Bagdad explodierte zudem eine Granate und verwundete zwei Sicherheitsbeamte.

Verletzungen der Pressefreiheit durch die US-Armee

Die niedrige Platzierung (119) der Vereinigten Staaten im Irak in der kürzlich erschienenen ROG-Rangliste der Pressefreiheit liegt an den andauernden Rechtsverletzungen der US-Armee gegenüber den lokalen Medien im Irak. Verhaftungen aus vorgeschobenen Gründen, rechtswidrige Beschlagnahmungen und Durchsuchungen sind an der Tagesordnung.

Am 26.Oktober verhaftete die US-Armee die beiden Journalisten Rabiaa Abdul Wahab und Ali Burhan vom Radiosender „Dar Al Salam“, welcher der islamistischen Partei nahe steht. Berichten zufolge wurden die Journalisten aufgrund ihrer angeblichen Verbindungen zu bewaffneten Gruppen inhaftiert. Doch wegen der mangelnden Transparenz, mit der die US-Armee im Irak arbeitet, bleiben der wirkliche Grund für ihre Festnahme sowie ihre Haftbedingungen ungewiss.

Desweiteren durchsuchten US-Truppen am 23.Oktober ohne Berechtigung den Hauptsitz des TV-Senders „Al Furat“. Wächter wurden entwaffnet und Computer beschlagnahmt. Der Kanal mit Verbindungen zu schiitischen Gruppen konnte während dessen weiter senden und live über die Razzia berichten.

Insgesamt wurden im Irak seit Beginn des Krieges 126 Journalisten und Medienmitarbeiter getötet. 51 wurden entführt, vier befinden sich noch in der Gewalt von Geiselnehmern.

Weitere Informationen:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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