Philippinen 05.09.2002

Journalistin und Menschenrechtlerin von Soldaten erschossen

 

Reporter ohne Grenzen fordert in einem Brief an die philippinische
Staatspräsidentin Gloria Macapagal-Arroyo, den Mord an der Journalistin und
Menschenrechtlerin Benjaline Hernandez aufzuklären und die Täter zu
bestrafen. Die Journalistin ist am 5. April auf der Insel Mindanao von
Soldaten der philippinischen Armee getötet worden. "Den
Menschenrechtsverletzungen und gewalttätigen übergriffen durch
philippinische Sicherheitskräfte im Namen der Anti-Terror-Kampagne muss ein
Ende gesetzt werden", verlangt Robert Ménard, Generalsekretär der
internationalen Menschenrechtsorganisation zum Schutz der Pressefreiheit,
in Paris.

Die 22-jährige Journalistin Benjaline Hernandez schrieb für verschiedene
Studentenpublikationen und gab die Studentenzeitschrift Atenews der
Universität Ateneo in Davao heraus. Im Auftrag der
Menschenrechtsorganisation "Karapatan" war sie auf der Insel Mindanao
als Beobachterin der Umsetzung des Friedensprozesses im Tal Arakan (Provinz
Cotaboto) unterwegs. Mit drei von dort stammenden Begleitern geriet sie
unter Beschuss von Soldaten einer Spezialeinheit der philippinischen Armee,
geführt von Antonio Torella. Alle vier wurden getötet.

Die offiziell vorgenommenen Autopsien von Hernandez und ihren Begleitern
Crisanto Amora, Vivian Andrade und Labaon Sununday ergaben eindeutig, dass
alle aus nächster Nähe erschossen worden sind. Benjaline Hernandez wurde
von Kugeln in Kopf, Genick, Brust und Hand getroffen.

Armeesprecher gaben bekannt, die Vier seien in einen Feuergefecht zwischen
Rebellen und philippinischen Truppen geraten und dabei erschossen worden.
Freunde von Hernandez bezweifeln diese Version. Ihren Angaben zufolge ist
die Journalistin verletzt und anschließend von Soldaten regelrecht
hingerichtet worden.

Joel Virador, Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation "Karapatan", will eine Untersuchungsmission einsetzen, die die
Tatumstände aufklärt. Auch Vertreter der lokalen Menschenrechtskommission
haben Nachforschungen angekündigt. Der für die Provinz Cotabato zuständige
Staatsanwalt hat Ermittlungen eingeleitet.

Seit der Amtsübernahme durch Präsidentin Macapagal-Arroyo im Januar 2001
sind 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bürger- und
Menschenrechtsgruppen ums Leben gekommen. Auf der Insel Mindanao sind von
November 2000 bis Mai 2001 drei Journalisten getötet worden. Candelario
Cayona, ein Mitarbeiter des Radiosenders dxLL, erhielt vor seinem
Tod Morddrohungen wegen seiner Interviews mit Anführern der Abu
Sayyaf-Rebellen.

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