03.10.2007

Mindestens fünf Journalisten hinter Gittern - Informationswege weiterhin blockiert

Reporter ohne Grenzen und die Burma Media Association (BMA) begrüßen die Freilassung von Min Zaw, birmesischer Korrespondent der japanischen Tageszeitung „Tokyo Shimbun“. Die birmesischen Militärs hatten ihn sechs Tage festgehalten. Seine Frau, die AP-Korrespondentin Aye Aye Win, sagte, er sei zu dem Aufenthalt des japanischen Journalisten Koij Hirata in Myanmar befragt worden. Der war am 24. September dort eingetroffen, um über die Demonstrationen zu berichten Am 26. September reiste er wieder ab, nachdem Militärs ihn in seinem Hotel aufgesucht und gedrängt hatten, das Land zu verlassen.



1. Oktober 2007 - Mindestens vier Journalisten in Rangun verhaftet, davon ein Korrespondent einer japanischen Tageszeitung


Reporter ohne Grenzen und die Burma Media Association (BMA) verlangen die sofortige Freilassung von Min Zaw, dem birmesischen Korrespondenten der japanischen Tageszeitung „Tokyo Shimbun“ sowie von drei jungen birmesischen Journalisten. Sie werden anscheinend an unbekanntem Ort von den Sicherheitskräften festgehalten. Mit ihren Verhaftungen steigt die Zahl der in Birma inhaftierten Journalisten auf zehn. Es wurden mindestens Tausend Menschen seit Beginn der Demonstrationen vor einem Monat festgenommen.

„Die Versuche der Medien, über die pro-demokratischen Demonstrationen zu berichten, fordern ihren Tribut: Bis zum heutigen Tage wurde ein Journalist getötet, fünf wurden verhaftet und etwa zehn verletzt oder verfolgt“, teilten die beiden Organisationen mit. „Die internationale Gemeinschaft muss handeln, um die Unterdrückung zu stoppen und die bedingungslose Freilassung von Zivilisten zu erwirken.“

Ein japanischer Diplomat trifft heute in Birma ein, um den Mord an dem japanischen Video-Journalisten Kenji Ngai aufzuklären. Reporter ohne Grenzen und die BMA fordern, dass er sich auch für die baldige Freilassung von Min Zaw einsetzt.

Min Zaw, 56, wurde am 28. September in seiner Ranguner Wohnung inhaftiert. Associated Press berichtete, dass die Behörden sein Mobiltelefon eingezogen hätten, ihm aber erlaubt hatten, seine Medikamente mit ins Gefängnis zu nehmen. Seine Familie sagt, er habe lediglich über die Demonstrationen berichtet. Der „Foreign Correpondents Club of Myanmar“, dem Min Zaw angehört, forderte gestern in einem Brief an die Behörden dessen Freilassung.

Weitere Korrespondenten von ausländischen Medien, wie Reuters oder Agence France-Press, wurden zum Teil durch tätliche Angriffe an der Ausübung ihrer Arbeit gehindert.

Die Internet-Nachrichten-Seite Irrawaddy meldete gestern, dass drei weitere birmesische Journalisten seit einigen Tagen vermisst werden. Es handelt sich um Kyaw Zeya Tun, 23, von der Zeitung „The Voice“, May Lin Aung, 20, von der Wochenzeitung „7 Day Week“ und eine weibliche Journalistin der Zeitung „Weekly Eleven News“, deren Identität noch ungeklärt ist. Ein Kollege von Kyaw Zeya Tun bestätigte gegenüber Reporter ohne Grenzen und BMA das Verschwinden des Journalisten.

Nach Angaben von birmesischen Menschenrechtsorganisationen wurden seit Beginn der Demonstrationen am 19. August mindestens 1000 Menschen festgenommen.
Laut lokalen Quellen von Reporter ohne Grenzen und BMA drängt das Zensurbüro des Militärs die Herausgeber der Zeitungen, Propaganda-Artikel in den Ausgaben ihrer Zeitungen zu veröffentlichen. Die meisten privaten birmesischen Printmedien sind seit der Niederschlagung der Proteste geschlossen.

 

30. September 2007
Internet gekappt, Sorge um das Schicksal der Mönche und Zivilisten wächst

Obwohl Festnetzanschlüsse und einige Mobiltelefone noch funktionieren, wird es durch die fehlende Internetverbindung immer schwieriger, über die Lage in Birma mittels Fotos und Video zu informieren. So gibt es so gut wie keine Berichte darüber, was mit den Tausenden politischen Gefangenen passiert.

Reporter ohne Grenzen und die Burma Media Association fordert die internationalen Medien dazu auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um eine Nachrichtenblockade zu verhindern. Besonders über die Schicksale der Gefangenen, denen Folter droht, muss weiter berichtet werden. Die beiden Organisationen bitten außerdem den UN-Gesandten Ibrahim Gabari öffentlich zu verurteilen, dass die Militärjunta den freien Informationsfluss verhindert.

Nachdem das Internet gestern für einige Stunden funktionierte, haben die Behörden den Zugang heute wieder unterbrochen. Gestern Nachmittag haben Truppen vor dem Gebäude des führenden Internetanbieters, Myanmar Infotech, Stellung bezogen. Die Website des Anbieters (www.myanmarinfotech.com.mm) ist derzeit nicht erreichbar, wie auch alle anderen Webseiten, deren Domäne die Endung „.mm“ hat.

Es scheint, dass Regierungsbeamte E-Mails versenden können, sofern der Inhalt vorher von der Abteilung für Post und Kommunikation kontrolliert worden ist.

„Vorab-Zensur für die Printmedien gibt es schon seit langer Zeit. Nun scheint dies auch auf das Internet ausgeweitet worden zu sein“, so Reporter ohne Grenzen und BMA. „Dass die gesamten Informationen, die durch das Internet versandt werden, vorher kontrolliert werden, ist in dieser Form einzigartig in der Welt.“

Als Konsequenz gibt es keine neuen Bilder oder aktuelles Videomaterial. Vieles bleibt undokumentiert: Das Schicksal der 700 Mönche, die vom Militär festgehalten werden, der Verbleib von Hunderten festgesetzten Zivilisten, das Schicksal von Aung San Suu Kyi und anderen Führern der nationalen Liga für Demokratie, die Situation in den Klöstern, die jetzt vom Militär kontrolliert werden und die Situation von Hunderten politischen Gefangenen im Insein-Gefängnis, nördlich der ehemaligen Hauptstadt Rangun.

Da Rangun unter der Kontrolle des Militärs steht, konnte kein Journalist bestätigen, ob die Mönche wirklich im Technologischen Institut in Rangun festgehalten werden oder auf einer unbenutzten Rennbahn, bekannt als Kyeikkasan-Befragungszentrum. Die Nachrichten-Webseite „Irrawaddy“ zitiert einen Kloster-Sprecher, der berichtet, dass die Mönche gezwungen würden, ihre Kutten abzulegen und Gefängniskleidung tragen müssten.

Heute wurde über friedliche Demonstrationen in Pakokku, Sittwe und Taung Goke mit Tausenden Teilnehmern berichtet. Durch die fehlende Internetverbindung gelangten jedoch keine Bilder ins Netz. Die Nachrichtenblockade heizt Gerüchte über die Zahl der Opfer und über Differenzen innerhalb des Militärregimes an. „Man sollte weder die offizielle Propaganda noch die verrückten Gerüchte glauben, die im Land umher gehen“, meint ein Journalist in Rangun.

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