Russland 07.10.2008

Mord an Anna Politkowskaja nach zwei Jahren noch nicht aufgeklärt. Mörder und Auftraggeber weiterhin auf freiem Fuß

Plakat Anna Polikowskaja

Reporter ohne Grenzen fordert die internationale Gemeinschaft auf, neue Anstrengungen zu unternehmen, um den Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja endlich aufzuklären. Die Kaukasusexpertin wurde am 7. Oktober 2006 in ihrem Wohnhaus in Moskau erschossen. Sie arbeitete für die zwei Mal pro Woche erscheinende Nowaja Gazeta.

 

Der Leiter der Ermittlungen, Petros Garibian, kündigte in der Nowaja Gazeta die Eröffnung des Verfahrens vor einem Militärgericht für die nächsten Wochen an. Einer der Beschuldigten, Pavel Rijaguzow, gehört dem russischen Geheimdienst FSB an. Laut Garibian soll gegen drei Verdächtige der Prozess eröffnet werden. Weder die mutmaßlichen Drahtzieher noch der mutmaßliche Mörder, Rustam Makhmudow, der für den FSB als Informant arbeitete, gehören dazu.

 

Verantworten müssen sich Dschabrail und Ibrahim Makhmudow sowie Sergej Chadschikurbanow. Die beiden Makhmudows gelten als Komplizen, während Chadschikurbanow den Mord arrangiert haben soll. Er gehörte als Polizist einer speziellen Einheit gegen organisierte Kriminalität an.

Auf einer Pressekonferenz von Reporter ohne Grenzen am 3. Oktober in Paris äußerte Politkowskajas Sohn, Ilja, die Befürchtung, der Prozess könne hinter verschlossenen Türen abgehalten und so der Öffentlichkeit entzogen werden. Garibian bestätigte diese Zweifel wegen der sensiblen Dokumente, die während des Prozesses behandelt werden. Er sagte, es handele sich um ein Verfahren vor einer Jury.

„Wir müssen sehr wachsam bleiben, da nur ein kleiner Kreis, der vermutlich in den Mord Verwickelten, auf der Anklagebank sitzt. Daher müssen die Ermittlungen weiter gehen bis der Mörder und die Auftraggeber zur Rechenschaft gezogen worden sind“, fordert Reporter ohne Grenzen.

Nowaja Gazeta veröffentlichte eine lange Liste von unbeantworteten Fragen, darunter:
Wer hat die Überwachung der Journalistin angeordnet? Wer steht hinter den seit August 2007 gestreuten Informationen zum Stand der Ermittlungen? Wer gab dem Schützen, der in Russland seit 1998 wegen Entführung gesucht wird, einen falschen Pass, um zu fliehen?

Mit einer gemeinsamen Initiative erinnert Reporter ohne Grenzen und das Zentrum für Journalismus in Extremsituationen (CFES) an die mutige Journalistin und fordert die russische Justiz auf, die Täter und Auftraggeber endlich zu bestrafen. Poster und Sticker mit dem Porträt Annas sind gedruckt und in ganz Russland verteilt worden.

Nowaja Gazeta rief zu einer Gedenkveranstaltung in Moskau auf. Eine Veranstaltung in St. Petersburg wurde nicht genehmigt. 


Ansprechpartnerin: Elke Schäfter, Tel: 030-615 85 85,
Email: presse@reporter-ohne-grenzen.de

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