24.06.2008

Olympisches Feuer in China: Ausländische Medien in Arbeit eingeschränkt

Zahlreiche ausländische Journalisten wurden in den vergangenen Tagen daran gehindert, frei über den Weg des olympischen Feuers durch die chinesischen Provinzen Xinjiang und Tibet zu berichten. Aus Sicht von Reporter ohne Grenzen bricht China damit klar sein Versprechen an das Internationale Olympische Komitee (IOC), ausländische Medien uneingeschränkt in China arbeiten zu lassen.

Nur wenige Journalisten durften für den Fackellauf in die Städte Kashgar, Urumqi und Lhasa reisen. Dort war es ihnen jedoch weder gestattet, mit der lokalen Bevölkerung zu sprechen, noch die vorher festgelegte Route zu verlassen.

„Die Reise des Olympischen Feuers war selten eine derartige Farce. Die Bewohner der Orte durften nicht zuschauen, da sie als Bedrohung gelten“, so Reporter ohne Grenzen (ROG). „Zudem sind noch nie zuvor ausländische Journalisten so in ihrer Berichterstattung eingeschränkt gewesen, wie bei diesen Olympischen Spielen. Trotzdem schweigt das IOC auch weiterhin beharrlich zu diesen erneuten Verstößen der chinesischen Behörden gegen die olympische Charta.“

Nur ungefähr 50 ausländische Journalisten konnten über die Reise der olympischen Fackel durch Lhasa am 21. Juni berichten. Fast die Hälfte waren von chinesischen Behörden handverlesene Korrespondenten aus Hongkong, Macao und Taiwan. Internationale Presseagenturen und einige Fernsehsender mit Übertragungsrechten für die Spiele durften zwei Tage aus Lhasa berichten. US-amerikanische oder britische Zeitungen hatten gar keinen Zutritt. Die Journalisten, die nach Lhasa reisen konnten, hatten wenig Bewegungsfreiheit. „Polizisten in Zivil und Uniform filmten jeden unserer Schritte“, erfuhr ROG von einem Journalisten. Die Behörden sperrten Webseiten mit Berichten ausländischer Journalisten von dem Fackellauf, etwa die kanadische „Globe and Mail“-Seite.

Andere Regionen Tibets sind für Ausländer seit mehr als drei Monaten nicht mehr zugänglich. Auch in Xingjiang durfte die ausländische Presse trotz anderer Zusicherungen nicht mit der lokalen Uigurbevölkerung sprechen. Dort gaben die Behörden zudem ein Handbuch für ausländische Medien heraus, das Journalisten beispielsweise auffordert, bei einem unerwartet auftretenden Ereignis – gemeint sind Demonstrationen – sofort das Gebiet zu verlassen.

 

Weitere Informationen:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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