19.04.2006

Polizei schließt älteste Oppositionszeitung

Die weißrussischen Behörden haben am Dienstag die Reaktionsräume der Wochenzeitung „Nascha Niwa“ versiegelt. Damit ist die älteste und eine der letzten verbliebenen Oppositionszeitungen in Belarus kurz vor ihrem 100-jährigen Jubiläum zum Schweigen gebracht worden. Als Grund für die Schließung der Wochenzeitung haben die Beamten eine zehntägige Haftstrafe gegen den Chefredakteur Andrej Dynko genannt. Dynko hatte Ende März an den Demonstrationen gegen die umstrittene Wiederwahl des autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko teilgenommen und war festgenommen worden.

„Diesen Vorgehen ist vollkommen absurd“, urteilt Reporter ohne Grenzen. „Die Verhaftung des eines Chefredakteurs ist kein Grund, seine Zeitung am erscheinen zu hindern.“

Die Schließung der Redaktion auf Anordnung der Ideologie-Abteilung in der Stadtverwaltung von Minsk verstoße gegen weißrussisches Recht, erklärte "Nascha Niwa". Das Blatt wolle seine Arbeit fortsetzen, unter anderem im Internet. Bereits im Januar hatte das weißrussische Informationsministerium "Nascha Niwa" den Verkauf an Zeitungskiosken untersagt. Abonnements im Postversand blieben erlaubt, weil die Behörden damit die Empfänger ermitteln konnten. Lukaschenko hatte die Kundgebungen gegen seine Wiederwahl gewaltsam auflösen lassen.

„Nascha Niwa“ wurde 1906 im litauischen Vilnius gegründet uns erschien wöchentlich auf weißrussisch.

nach oben