Indien / Malta / Philippinen 09.11.2018

ROG ehrt Journalisten des Jahres

© Die indische Journalistin Swati Chaturvedi

Reporter ohne Grenzen (ROG) zeichnet Swati Chaturvedi aus Indien, Matthew Caruana Galizia aus Malta und Inday Espina-Varona aus den Philippinen als Journalisten des Jahres 2018 aus. Mit den Preisen ehrt ROG jährlich Journalisten und Medien, die sich in besonderer Weise um die Förderung oder Verteidigung der Pressefreiheit verdient gemacht haben.

„Die Journalisten Swati Chaturvedi, Matthew Caruana Galizia und Inday Espina-Varona arbeiten in Ländern, in denen unabhängige Medien unter zunehmendem Druck stehen“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Wir möchten sie mit dieser Auszeichnung unterstützen, damit sie ihre wichtige und mutige Arbeit fortsetzen können.“

Die Preise wurden am Donnerstagabend in der Getty Images Gallery in London verliehen. In diesem Jahr waren zwölf Journalisten, Medien und NGOs in den drei Kategorien „Mut“, „Wirkung“ und „Unabhängigkeit“ nominiert. Weil die Preisverleihung zum ersten Mal in Großbritannien stattgefunden hat, waren vier britische Journalisten und Medien für einen Sonderpreis nominiert. Gewonnen hat ihn die Journalistin Carole Cadwalladr.

Journalistin des Jahres in der Kategorie „Mut“

Swati Chaturvedi ist freie Journalistin für Print- und Rundfunkmedien und arbeitet unter anderem als Kolumnistin für den Sender NDTV. Immer wieder wurde sie Opfer von Hetz-Kampagnen im Internet. Als Antwort auf die Anfeindungen im Netz recherchierte sie investigativ über die Troll-Armee der Bharatiya Janata Partei (BJP) von Premierminister Narendra Modi.

Heraus kam das Buch „I am a Troll: Inside the Secret World of the BJP’s Digital Army”. Darin beschreibt sie, wie Modis Trolle mittels Todesdrohungen und der Androhung von Gruppenvergewaltigung Journalistinnen schikanieren, die regierungskritisch berichtet haben. Seit ihren Recherchen steht Chaturvedi besonders im Visier der Trolle.

In dieser Kategorie werden Journalisten, Medien und NGOs für ihren Mut ausgezeichnet, unter gefährlichen Arbeitsbedingungen zu recherchieren oder Journalismus zu verteidigen.

Journalist des Jahres in der Kategorie „Wirkung“

Der Investigativjournalist und Pulitzer-Preisträger Matthew Caruana Galizia hat fünf Jahre beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) gearbeitet, einem Recherchenetzwerk, das vor allem durch die Panama-Papers-Enthüllungen bekannt wurde. Im Jahr 2018 verließ er das ICIJ um sich auf den Fall seiner Mutter Daphne Caruana Galizia zu konzentrieren.

Die Investigativjournalistin wurde am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe in dem Ort Bidnija im Norden Maltas getötet. Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran. Drei Männer sitzen seit Dezember in Untersuchungshaft, jedoch ist bis heute unklar, wer die Drahtzieher sind. Matthew Caruana Galizia setzt sich unermüdlich dafür ein, dass der Mord an seiner Mutter und die Verbrechen, die ihre Recherchen offenbart haben, aufgeklärt werden.

In der Kategorie werden Journalisten, Medien oder NGOs ausgezeichnet, deren Arbeit eine konkrete Verbesserung journalistischer Freiheit, Unabhängigkeit und Vielfalt ermöglicht hat.

Journalist des Jahres in der Kategorie „Unabhängigkeit“

Die langjährige Journalistin Inday Espina-Varona hat umfangreich über auf den Philippinen heikle Themen wie Kinderprostitution, Gewalt gegen Frauen, LGBT-Rechte und die Moro Islamic Liberation Front auf der Insel Mindanao berichtet.

Seit Juni 2018 leitet sie die Kampagne #BabaeAko, das philippinische Pendant zu #MeToo. Diese informiert und mobilisiert die Öffentlichkeit zum Thema Frauenrechte und ist eine Antwort auf das frauenfeindliche Verhalten des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte.

In dieser Kategorie werden Journalisten, Medien und NGOs ausgezeichnet, die sich finanziellem, politischem, wirtschaftlichem oder religiösem Druck widersetzt haben.

Sonderpreis für britische Reporterin

Die preisgekrönte Reporterin Carole Cadwalladr schreibt für die Zeitungen The Guardian und The Observer. Ihre Berichterstattung hat die Rolle der Datenalayse-Firma Cambridge Analytica im US-Wahlkampf und in der Brexit-Kampagne in Großbritannien aufgedeckt.

Ihre Recherchen offenbarten, dass Cambridge Analytica die Daten von Millionen von Facebook-Nutzern abgegriffen hatte um damit eine Software zu entwickeln, die das Wahlverhalten voraussagen soll. Auch Cadwalladr wurde wegen ihrer Berichterstattung angefeindet.

Nominierte aus zwölf Ländern

ROG verleiht den Preis „Journalist des Jahres“ seit 1992. Vergangene Preisträger waren unter anderem der chinesische Dissident Liu Xiaobo, der inhaftierte Blogger Raif Badawi aus Saudi-Arabien, die syrische Journalistin Zaina Erhaim und die türkische Zeitung Cumhuriyet. Viele der diesjährigen Nominierten kommen aus Ländern, in denen die Pressefreiheit massiv unterdrückt wird, und haben sich trotz Strafverfolgung und Drohungen durch mutige, unabhängige Berichterstattung ausgezeichnet. Der marokkanische Journalist Hamid el Mahdaoui sitzt seit Juli 2017 im Gefängnis.

In der Kategorie „Mut“ waren nominiert:

•    Paolo Borrometi (Italien)
•    Swati Chaturvedi (Indien)
•    Çiğdem Toker (Türkei)
•    Hamid el Mahdaoui (Marokko)

In der Kategorie „Wirkung“ waren nominiert:

•    Matthew Caruana Galizia (Malta)
•    The Centre for Communication and Information for Women (Mexiko)
•    Khaled el Balshy (Ägypten
•    Afsar Sadiq Vali (Afghanistan)

In der Kategorie „Unabhängigkeit“ waren nominiert:

•    Anas Aremeyaw Anas (Ghana)
•    Péter Pető (Ungarn)
•    Inday Espina-Varona (Philippinen)
•    SAFE Newsrooms (Pakistan)

Für den Sonderpreis waren nominiert:

•    Carole Cadwalladr (The Guardian, The Observer)
•    Madison Marriage (Financial Times)
•    The Bureau Local
•    BBC und The Guardian

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