Russland 22.06.2006

ROG fordert Schutz für tadschikischen Journalisten

Dodojon Atovulloev
Dodojon Atovulloev

Reporter ohne Grenzen fordert den russischen Innenminister auf, für die Sicherheit des tadschikischen Journalisten Dodojon Atovulloev zu sorgen. Atovulloev gibt in Moskau die unregelmäßig erscheinende Exilzeitung „Tschagori Rus“ heraus, in der er Korruption und Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland anprangert.

Seit rund zwei Wochen erhält Atovulloev anonyme Anrufe auf seinem Handy sowie in seinem Büro, in denen er aufgefordert wird, „den Mund zu halten.“ Die Anrufer drohten, ihn dafür „zahlen zu lassen“, sollte er weiterhin seine Artikel veröffentlichen. Zudem hatte ein Unbekannter ihn in seiner Wohnung aufgesucht. Atovulloev vermutet, dass ein kritisches Gedicht über den tadschikischen Präsidenten Imomali Rakhmonov Ursache dieser Drohungen ist. Er hatte es in den letzten beiden Ausgaben von „Tschagori Rus“ veröffentlicht.

„Wir sind um die Sicherheit von Atovulloev besorgt und nehmen die anonymen Drohungen gegen ihn sehr ernst“, so Reporter ohne Grenzen. „Da er die tadschikische Führung und ihre Beziehungen zu russischen Behörden kritisiert, ist er sehr gefährdet.
In Russland sind in den vergangenen Jahren mehrere Journalisten ermordet und die Täter bis heute nicht gefasst und bestraft worden. Daher muss der russische Innenminister Rashid Nurgaliev alles zu tun, um die Sicherheit Atovulloevs zu gewährleisten.“ So sind etwa Wachtposten vor seinem Haus notwendig.

Im Jahr 2001 musste der Journalist aus Tadschikistan fliehen; er war aufgrund seiner Arbeit wegen „Beleidigung des Präsidenten“ und „Volksverhetzung“ angeklagt. Im selben Jahr wurde er auf dem Moskauer Flughafen verhaftet. Daraufhin starteten Reporter ohne Grenzen und die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte eine Kampagne, um seine Auslieferung nach Tadschikistan zu verhindern. Vom ARD-Studio Moskau und der Moskauer „Glasnost Defense Foundation“ über das Europaparlament bis hin zum Auswärtigen Amt und dem Hamburger Bürgermeister wurden alle Kanäle genutzt. Daraufhin kam Atovulloev bereits nach wenigen Tagen wieder frei. In Tadschikistan hätte ihm eine langjährige Haftstrafe gedroht.

Im Jahr 2002 wurde Atovulloev in Deutschland politisches Asyl gewährt; seitdem lebt er in Hamburg und in Moskau. Inzwischen haben die tadschikischen Behörden die Anklage gegen ihn fallen gelassen. Dennoch befürchtet er, dass die Einschüchterungsversuche gegen ihn noch bis zur Präsidentschaftswahl in Tadschikistan im November dieses Jahres anhalten werden. Ebenso wie zurzeit hatte Atovulloev auch vor seiner Festnahme in Russland 2001 Morddrohungen erhalten. Außerdem wurden damals zahlreiche Mitglieder seiner Familie verhaftet und über Wochen festgehalten.

Weitere Informationen:
Katrin Evers
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