Sri Lanka 01.09.2009

ROG kritisiert 20-jährige Haftstrafe für tamilischen Journalisten

Reporter ohne Grenzen (ROG) ist entsetzt über die 20-jährige Gefängnisstrafe, zu der ein srilankisches Gericht einen tamilischen Journalisten am 31. August verurteilt hat. Das Hohe Gericht in der Hauptstadt Colombo sprach J.S. Tissainayagam schuldig, mit seinen Veröffentlichungen „den Terrorismus unterstützt“ und „zum Rassenhass angestiftet zu haben“.

ROG kritisiert den Richterspruch aufs Schärfste: „Die Richter scheinen Gerechtigkeit mit Rache zu verwechseln. Das Urteil basiert auf erzwungenen Geständnissen und falschen Informationen. Zudem hat das Gericht ein Anti-Terrorismus-Gesetz angewendet, das ausschließlich der Verfolgung von Terroristen dient und nicht von Journalisten und Menschenrechtsaktivisten“, so ROG.

Der 45-jährige Journalist leitete eine Website, die sich an die tamilische Bevölkerung wendet. Er arbeitete ferner für die in Colombo ansässige Zeitung Sunday Times sowie der Zeitschrift North Eastern Monthly. In dem Magazin, das mittlerweile nicht mehr existiert, hatte Tissainayagam unter anderem die humanitäre Krise beschrieben, die durch eine Militäroffensive der srilankischen Armee im Tamilengebiet mitverursacht wurde.

Tissainayagams Familie und Anwälte hatten nach dem Urteil angekündigt, in die Berufung gehen zu wollen. „Wir hoffen, dass sich das Berufungsverfahren an Fakten orientiert und im Einklang mit den Gesetzen verläuft. Wir fordern die Behörden auf, bis dahin die körperliche Unversehrtheit des Journalisten zu garantieren. Nach unseren Informationen hat sich der gesundheitliche Zustand von Tissainayagam seit dessen Festnahme am 7. März 2008 stark verschlechtert“, sagt ROG.

 

Wie ROG und das Global Media Forum am 31. August bekannt gegeben haben, wird Tissainayagam mit dem diesjährige Peter-Mackler-Preis für ethische und mutige Berichterstattung ausgezeichnet. Mit dem Preis, der dieses Jahr zum ersten Mal verliehen wird, werden Journalisten geehrt, die unerschrocken berichten, obwohl die Pressefreiheit in ihren Heimatländern nicht respektiert wird.

Die Verleihung des Peter-Mackler-Preises wird am 2. Oktober im National Press Club in Washington stattfinden. Der Preis wurde zur Erinnerung an den im vergangenen Jahr verstorbenen, ehemaligen Chefredakteur des Nordamerika-Dienstes der Nachrichtenagentur AFP in Washington, Peter Mackler, geschaffen. Die Auszeichnung wird von der US-Sektion von ROG und dem Global Media Forum gestiftet.


Ausführliche Informationen (in englischer Sprache) zum Urteil gegen J.S. Tissainayagam lesen Sie hier:

Weitere Informationen:
Anja Viohl
Tel.: 030 615 85 85



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