China 17.03.2006

ROG-Preisträger Zhao Yan freigesprochen

Die Anklage gegen den chinesischen Journalisten und Mitarbeiter der „New York Times“ Zhao Yan wegen „Geheimnisverrat“ und „Betrug“ wurde fallen gelassen. Reporter ohne Grenzen (ROG) begrüßte die bevorstehende Freilassung des ROG-Menschenrechtspreisträgers. Der 42-Jährige war von den chinesischen Behörden 18 Monate festgehalten worden. Ihm drohte die Todesstrafe.

Dem Journalisten war vorgeworfen worden, Informationen über den Rücktritt des ehemaligen chinesischen Präsidenten Jiang Zemin vor der offiziellen Bekanntgabe an die US-amerikanische Tageszeitung „New York Times“ gemeldet zu haben. Diese hatte jedoch immer bestritten, dass Zhao die Quelle war.

„Wir sind sehr froh über die Nachricht, dass Zhao Yan freikommt“, teilte die Organisation mit. „Das Gericht hat schließlich akzeptiert, dass er unschuldig ist. Der mutige Mann sollte zum Sündenbock einer Regierung werden, die investigativen Journalismus ablehnt.“

„Wir danken allen, die für Zhao Yan gekämpft haben. Die Entschiedenheit sowohl seines Arbeitgebers, der New York Times, als auch seines Anwalts haben die Freilassung bewirkt“, sagte Reporter ohne Grenzen. Die Organisation hatte dem chinesischen Journalisten im letzten Jahr ihren Menschenrechtspreis für dessen „Einsatz für die Pressefreiheit“ verliehen.

Mo Shaoping, der Verteidiger Zhaos, bestätigte ROG, dass die Richter und die Staatsanwaltschaft in Peking am 17. März die Anklage fallen gelassen haben. Zhao müsste in wenigen Tagen frei kommen. Shaoping vermutet einen Zusammenhang der Entscheidung mit dem anstehenden Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jinato im April.

Zhao war am 20. Oktober 2004 zunächst wegen des „Verrats von Staatsgeheimnissen“ verhaftet worden. Hinzu kam eine Anklage wegen Betruges, die es den Behörden erlaubte, ihn noch weitere sieben Monate festzuhalten.

Der Journalist saß in Pekings Hochsicherheitsgefängnis in Isolationshaft. Er hat zehn Kilo Gewicht verloren. Die Behörden verweigerten ihm offensichtlich medizinische Versorgung.

30 weitere Journalisten sowie 53 Internetdissidenten sind derzeit in China hinter Gittern.

Weitere Informationen:
Katrin Evers
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