Ukraine 19.11.2004

Schikane gegen Medien vor Präsidentschaftswahlen

Die Regierung der Ukraine hindert die Medien an einer objektiven Berichterstattung über die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen am 21. November. Reporter ohne Grenzen verurteilt dieses Vorgehen scharf. Bereits im Vorfeld der ersten Wahlrunde vom 31. Oktober informierten die Medien ausschließlich zugunsten von Viktor Janukowitsch, dem jetzigen Premierminister der Ukraine.

Nun versucht die Regierung weiterhin mit allen Mitteln, Berichte über den Gegenkandidaten Viktor Juschtschenko zu unterdrücken. Reportern, die dennoch die oppositionelle Seite zu Wort kommen lassen wollen, werden Informationen verweigert, sie werden entlassen oder tätlich angegriffen.

Rund 30 Journalisten der führenden ukrainischen Fernsehsender demonstrierten am 15. November gegen diese Schikanen der Regierung. Am Tag einer Fernsehdebatte zwischen Janukowitsch und Juschtschenko versammelten sie sich vor den Studios der Sender UT-1 und 1+1. Sie protestierten vor allem gegen die so genannten „Temnyks“. Diese Anweisungen der Regierung schreiben Redaktionen vor, wie über bestimmte Themen zu berichten ist.

Einen „Temnyk“ zu ignorieren, kann schwerwiegende Folgen für einen Journalisten haben. So wurde Volodimir Holosniak, Nachrichtenmoderator des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders UT-1 am 3. November entlassen, weil er sich geweigert hatte, vor einer Fernsehdebatte mit Viktor Janukowitsch den Inhalt einer solchen Anweisung zu lesen.

Opfer eines tätlichen Angriffes wurde etwa Sergji Skorobohatko, Kameramann beim größten oppositionellen Fernsehsender Kanal 5. Am Vorabend der ersten Wahlrunde überfielen ihn mehrere Männer in einem Wahllokal, verprügelten ihn und stahlen seine Kamera.

Eine andere Art der Zensur erlebte die oppositionelle Tageszeitung Silski Visti. Die Ausgabe vom 17. November, in der ein Interview mit Gegenkandidat Viktor Juschtschenko abgedruckt war, erreichte ihre Leser nicht. Der Lieferant Pressa Ukrajini, ein Zweig der staatlichen Post, hielt die komplette Auflage zurück.

Weitere Informationen:
Reporter ohne Grenzen - Katrin Evers
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