Syrien 19.02.2008

Sorge um verhaftete Journalisten

Reporter ohne Grenzen und das französische Damaskus-Komitee haben heute bei einer Pressekonferenz in Paris ihre zunehmende Sorge über das Schicksal von Mitgliedern der pro-demokratischen Oppositionsbewegung in Syrien geäußert.
Mitte Dezember 2007 waren in der syrischen Hauptstadt zwölf Aktivisten verhaftet worden, weil sie die „Damaskus-Deklaration“ unterzeichnet hatten. Diese ruft zu politischen Reformen und einer Verbesserung der Beziehungen zum Libanon auf. Unter den Verhafteten waren drei Journalisten, so auch der 57-jährige Ali Abdallah.
Abdallahs Sohn Mohammed, der live aus Beirut zur Pressekonferenz zugeschaltet wurde, berichtete von Misshandlungen seines Vaters im Gefängnis: „Als mein Vater zum ersten Mal vor den Richter trat, konnten seine Anwälte viele Anzeichen von Schlägen und Verletzungen an Gesicht und Körper erkennen. Meine Mutter darf ihn einmal pro Woche besuchen, aber seine Anwälte dürfen noch immer nicht zu ihm ins Gefängnis.“
Der syrische Schriftsteller Faruk Mardam-Bey erklärte den Hintergrund der dritten Verhaftungswelle seit Bashar al-Assads Amtsantritt im Jahr 2000. „Im Jahr 2001 waren zunächst die führenden Akteure des 'Syrischen Frühlings' das Ziel. 2006 sollten dann die wichtigsten Vertreter der Deklaration ‚Damaskus-Beirut, Beirut-Damaskus’ zum Schweigen gebracht werden, darunter auch der Journalist und Schriftsteller Michel Kilo. In einer dritten Verhaftungswelle wurden schließlich zwölf weitere Aktivisten wegen erfundener Verbrechen und Vergehen angeklagt.“

„Wir machen uns große Sorgen um die Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die unter sehr harten Haftbedingungen festgehalten werden und zum Teil medizinische Hilfe benötigen“, sagte Reporter ohne Grenzen. „Trotz der Gründung neuer Medien hat sich die Situation der Pressefreiheit in Syrien nicht verbessert, und das Regime hält die Journalisten des Landes noch immer in einem eisernen Griff.“

Die Menschenrechtsorganisation äußert sich auch über die Lage des Internets besorgt: „Das Internet wird stärker unterdrückt als je zuvor. Die Behörden haben 2007 zahlreiche Webseiten geschlossen. Eine Gesetzesänderung zwingt zudem die Betreiber von Internet-Cafés, alle Kommentare zu speichern, die ihre Klienten in Internet-Diskussionsforen veröffentlichen.“
Syrien liegt auf Platz 151 von 169 der Weltrangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen.


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Katrin Evers
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