Usbekistan 20.05.2010

Tochter des usbekischen Präsidenten beim Filmfestival in Cannes / ROG kritisiert Einladung von Gulnara Karimowa

In einem offenen Brief an die Organisatoren von „Cinema against AIDS“ kritisiert Reporter ohne Grenzen (ROG) die Teilnahme von Gulnara Karimowa, der Tochter des usbekischen Präsidenten Islom Karimow und Botschafterin des zentralasiatischen Staates. Die Veranstaltung wird am Abend des 20. Mai im Rahmen des Filmfestivals in Cannes stattfinden.

Mit der Teilnahme von Karimowa „werden Sie zu Komplizen einer repressiven Politik und verletzen nicht nur diejenigen, die sich im Kampf gegen AIDS engagieren, sondern auch all jene, die in einer der schlimmsten Diktaturen willkürlich verhaftet und gefoltert werden“, schreibt ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard an Vertreter von „The Foundation for Aids Research“ (amfAR) und an die Vorsitzenden der Veranstaltung „Cinema against AIDS”.

In dem zentralasiatischen Land werden regelmäßig Menschenrechte verletzt. Vor einigen Monaten wurde beispielsweise der 27-jährige Aktivist Maksim Popow für die Verteilung von Anti-AIDS-Broschüren zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Organisation „amfAR“ hat am 10. Mai sogar eine Petition zur Freilassung von Popow unterzeichnet, gleichzeitig aber Gulnara Karimowa nach Cannes eingeladen, deren Vater für die Verhaftung Popows verantwortlich ist. Karimowa, Botschafterin Usbekistans in Spanien, hat in der Vergangenheit für die „amfAR“-Stiftung eine größere Geldsumme gespendet.

„Wir rufen Sie dazu auf, eine klare Position gegenüber Gulnara Karimowa einzunehmen und von ihr zu fordern, sich öffentlich für die Freilassung Maxim Popows und anderer Menschenrechtsverteidiger in Haft einzusetzen“, fordert Julliard die Veranstalter auf.

In Usbekistan steht alleine schon die Diskussion mit Minderjährigen über Kondome unter Strafe. Der Präsident Islom Karimow steht außerdem auf der Liste der 40 größten „Feinde der Pressefreiheit“, die ROG am 3. Mai veröffentlicht hat. Derzeit sind in Usbekistan elf Journalisten in Haft.

Julliard schreibt weiter: „Sind sich Sharon Stone, Giorgio Armani, Elizabeth Taylor, um nur einige zu nennen, des politischen Kontextes bewusst? Sind sie mit der Politik gegenüber Menschenrechtsaktivisten und mit der Verhinderung von AIDS-Prävention einverstanden?“

ROG ruft alle Teilnehmer von „Cinema against AIDS“ auf, von Gulnara Karimowa zu fordern, signifikante Schritte zur Unterstützung von usbekischen politischen Gefangenen zu unternehmen. Nur so sei die Veranstaltung dem Kampf für Freiheit und gegen AIDS gewidmet und biete keine internationale Bühne für Präsident Karimow und sein diktatorisches Regime.

Lesen Sie hier den offenen Brief im Original (englisch).


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