Russland 29.02.2008

Unausgewogene Berichterstattung zugunsten Putins und Medwedews im Rennen um den Kreml

Berlin/Paris, 29. Februar 2008. Reporter ohne Grenzen ist über die Wahlberichterstattung in Russland besorgt. Eine gestern veröffentlichte Studie des „Centre for Journalism in Extreme Situations“ (CJES) macht deutlich, wie sehr russische Fernsehstationen zugunsten des derzeitigen Präsidenten Wladimir Putins und seines favorisierten Nachfolgers Dimitri Medwedew informieren.

„Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Fernsehsender sehr unausgewogen über die Kandidaten der Präsidentschaftswahl am 2. März berichten,“ sagte die Organisation für Pressefreiheit.

Vom 2. bis 25. Februar beobachtete die russische Menschenrechtsorganisation CJES das Programm von fünf Fernsehstationen während der Hauptsendezeit zwischen 18 Uhr und 24 Uhr. Zu den untersuchten Sendern gehörten drei staatliche (Perwi Kanal, Russia und TV Tsentr) und zwei private (NTV und RenTV).

Den Ergebnissen der Studie zufolge erhielten Putin und Medwedew wesentlich mehr und eine qualitativ bessere Berichterstattung als ihre Konkurrenz. Sie überfluteten geradezu die russische Mattscheibe.
So berichteten vier der fünf Fernsehstationen mit 85.5 % der untersuchten Sendezeit über den Noch-Präsidenten und seinen gewünschten Nachfolger. Bei NTV erreichten sie sogar einen Anteil von 97.5%. Einzige Ausnahme war der Fernsehkanal RenTV. Er berichtete nicht nur anteilsmäßig ausgewogener über alle Präsidentschaftskandidaten, sondern erzielte auch das höchste Niveau an Neutralität.

Laut CJES herrscht im russischen Fernsehen ein Mangel an Pluralismus, der das Land bei der Demokratisierung hindert. Da sich die Bevölkerung vor allem im Fernsehen informiert, ist es sehr fraglich, ob die Menschen in Russland sich so eine eigene Meinung bilden und unbefangen zur Wahl gehen können.

Am kommenden Sonntag stehen vier Kandidaten für das Amt des Präsidenten zur Wahl: Dimitri Medwedew (Einiges Russland und von Putin unterstützt), Gennadi Sjuganow (Kommunistische Partei), Wladimir Jirinowski (Liberaldemokratische Partei, Nationalist) und Andrej Bogdanow (Demokratische Partei, pro-europäisch).
Medwedew, derzeitiger Ministerpräsident und Aufsichtsratsvorsitzender des Energiekonzerns Gazprom, gilt Umfragen zufolge als Favorit.

Die komplette Studie finden Sie auf der Internetseite des CJES: www.cjes.ru

Weitere Informationen:
Katrin Evers
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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