Türkei 27.07.2011

Urteil gegen Dink-Mörder / Auch Hintermänner der Tat müssen bestraft werden

© AP

Ein Istanbuler Jugendgericht hat am 25. Juli 2011 Ogün Samast des Mordes an dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink für schuldig befunden. Der Täter wurde zu 22 Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Reporter ohne Grenzen (ROG) bewertet das Urteil als einen ersten Schritt bei der Suche und Bestrafung der Täter. Gleichzeitig hält ROG die Verurteilung des Schützen für nicht ausreichend.


Es sei relativ einfach, einen zum Zeitpunkt des Mordes minderjährigen Täter zu verurteilen, der nach Aussage der Staatsanwaltschaft „zur Tat angetrieben wurde“. „Der wahre Test für das Justizsystem wird in deren Fähigkeit bestehen, die Organisatoren und Auftraggeber des Mordes zu identifizieren und zu bestrafen“, so ROG.

Bei der türkisch-armenischen Wochenzeitung Agos, die von Dink herausgegeben wurde, gingen auch heute noch Todesdrohungen ein, so ROG weiter. Auch vor diesem Hintergrund sei ein starkes Signal an ultra-nationalistische Kreise und an mögliche versteckte Unterstützer im Staatsapparat unerlässlich.

Dink wurde am 19. Januar 2007 vor dem Redaktionsgebäude von Agos niedergeschossen. Der damals 17-jährige Mörder Samast wird der rechtsradikalen Szene zugeordnet. Vor seiner Ermordung erhielt Dink wiederholt Drohungen, die wahrscheinlich aus dem ultra-nationalistischen Milieu kamen. Dem Journalisten wurde vorgeworfen, die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich als „Völkermord“ bezeichnet zu haben.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenreche (EGMR) hatte im vergangenen Jahr eine Mitverantwortung des türkischen Staates für die Ermordung von Dink festgestellt.

Lesen Sie hier die vollständige ROG-Meldung (Englisch).

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