Afghanistan 05.03.2007

US-Soldaten bedrohen und zensieren Journalisten

Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert von der US-Armee in Afghanistan eine Erklärung zur Zensur und Bedrohung von afghanischen Journalisten. Diese hatten von tödlichen Schüssen einer US-Spezialeinheit auf Zivilisten entlang der Straße von Kabul nach Jalalabad berichten wollen.

Nach einem Selbstmordattentat, dem mehrere Menschen im Osten Jalalabads zum Opfer gefallen waren, hatten Mitglieder der US-amerikanischen „Marinesondereinheit“ am 4. März 2007 entlang der Straße Kabul-Jalalabad rund zehn Zivilisten getötet und 30 weitere verwundet.

Eine halbe Stunde später traf eine Gruppe Journalisten, unter ihnen auch ein Fotograf und ein Kameramann von „Assosciated Press“ sowie Reporter der afghanischen Sender „Ariana TV“ und „Tolo TV“ am Ort der Schießerei ein.

Ein amerikanischer Soldat forderte die Journalisten auf, keine weiteren Bilder von einem Fahrzeug zu machen, in dem drei Zivilisten umgekommen waren. Das Militär konfiszierte die Ausrüstung der Journalisten und löschte alle Aufnahmen von ihren Kameras. Trotz offizieller Akkreditierung und Drehgenehmigung wurden sie an ihrer weiteren Arbeit gehindert. Zudem wurden ihnen Repressalien angedroht für den Fall, dass irgendwelche Aufnahmen veröffentlicht würden.

„Die Untersuchungskommission, die nach diesem Vorfall von Präsident Hamid Karzai eingesetzt wurde, muss dringend aufklären, was am 4. März in der Nähe von Jalalabad passiert ist – auch, was die Zensur von Journalisten durch die amerikanische Armee betrifft“, so Reporter ohne Grenzen. „Wenn die amerikanischen Soldaten nichts zu verbergen haben, warum haben sie dann alles getan um zu verhindern, dass die Medien über ihr Verhalten berichten?“

Die Journalisten Rahmat Gul, Khanwali Kamran und Taqiullah Taqi
haben bestätigt, dass sie bedroht wurden. „Associated Press“ hat
angekündigt, eine Beschwerde bei der amerikanischen Armee einzureichen. Das amerikanische Militär gab an, dass seine Soldaten angegriffen worden waren und daraufhin das Feuer erwidert hätten. Die Vorwürfe, Journalisten zensiert und bedroht zu haben, wurden nicht kommentiert.

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