28.04.2006

Yahoo hat in weiterem Fall mit chinesischer Polizei kooperiert

Das Internet-Unternehmen Yahoo hat in einem vierten Fall nachweislich zur Verhaftung eines Internetdissidenten durch die chinesische Polizei beigetragen. Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert Yahoo daher auf, seine Internetserver vom chinesischen Markt zu nehmen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der 55jährige Wang Xiaoning im September 2003 zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, weil er „subversive“ Artikel online gestellt hatte. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights in China (HRIC) ist in der Urteilsbegründung auf Angaben von Yahoo Bezug genommen worden.

„Chinesische Journalisten und Dissidenten vertrauten Yahoo beim Schutz ihrer elektronischen Kommunikation mehr als einheimischen Unternehmen. Yahoo hat dieses Vertrauen missbraucht, indem es mit der Polizei zusammenarbeitete“, beklagt Reporter ohne Grenzen.

Yahoo hat sich zwar „bestürzt“ über die Vorfälle geäußert. Reporter ohne Grenzen fordert jedoch weitergehende Schritte von den Führungskräften des Unternehmens, insbesondere von Yahoo-Gründer und Vorstand Jerry Yang. Die E-Mail-Server sollten aus China abgezogen werden, fordert die internationale Menschenrechtsorganisation zur Verteidigung der Pressefreiheit.

Wang war angeklagt worden, zwischen 2000 und 2002 pro-demokratische Artikel in einem elektronischen Newsletter per E-Mail verschickt zu haben. Laut HRIC nannte das Urteilsschreiben mehrere Texte, darunter einen mit dem Titel: „Vergiss niemals, dass China noch immer eine Diktatur ist“. Das Schreiben zeige, dass die Informationen des in Hongkong sitzenden Zweiges von Yahoo dabei halfen, die Verbindung zwischen Wang Xiaoning und den beanstandeten Nachrichten in einem Diskussionsforum herzustellen. Die Moderatoren des Forums in Yahoo hatten entschieden, den Internetdissidenten von den Diskussionen auszuschließen.

Wang war am 1. September 2002 verhaftet und am 12. September 2003 wegen „Anstiftung zum Umsturz“ zu zehn Jahren Haft und zwei Jahren Entzug der Bürgerrechte verurteilt worden. Nach Angaben des HRIC wurde er zwischen September 2002 und Februar 2004 im Gefängnis misshandelt. Er sitzt angeblich in Einzelhaft im örtlichen Gefängnis Nr. 2 von Peking.


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Katrin Evers
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