Rangliste der Pressefreiheit

Weltweite Entwicklungen im Überblick

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Spitzenreiter und Schlusslichter

Die vorderen Plätze auf der Rangliste der Pressefreiheit machten in der Vergangenheit zumeist die skandinavischen Länder unter sich aus. Zum neunten Mal in Folge steht Norwegen auf Platz 1 – auf Platz 2 landet in diesem Jahr allerdings Estland. Damit ist es das bestplatzierte EU-Land. In beiden Staaten profitieren Medienschaffende von stabilen Strukturen, einer hohen gesellschaftlichen Wertschätzung unabhängiger Medien und einem starken rechtlichen Schutz der Pressefreiheit. Beide Staaten verfügen über ein effektives Auskunftsrecht, das journalistische Recherchen erheblich erleichtert. 

Auf Platz 3 stehen die Niederlande. Dort sind sechs Angeklagte in erster Instanz wegen des Mordes an dem Journalisten Peter R. de Vries im Jahr 2021 verurteilt worden – ein Meilenstein im Kampf gegen die weltweit noch immer verbreitete Straflosigkeit bei Verbrechen an Medienschaffenden. Ähnlich gut und wie in den vergangenen Jahren sieht die Lage in Schweden, Finnland und Dänemark aus (Plätze 4 bis 6).

Am unteren Ende der Skala gibt es ebenfalls nur wenig Bewegung, mit Ausnahme von China (178): Das Land fiel um sechs Plätze auf den drittletzten Rang. Mindestens 113 Medienschaffende sind in Haft, mehr als in jedem anderen Land. Eine von ihnen ist die auch international bekannte Journalistin Zhang Zhan. Sie saß bereits vier Jahre im Gefängnis, weil sie kritisch über den Beginn der Covid-19-Pandemie in Wuhan berichtet hatte.

Etwas aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten ist Iran (176), doch das Regime lässt unabhängigem Journalismus weiterhin absolut keine Bewegungsfreiheit. Es ist beinahe unmöglich, sich dem unnachgiebigen Druck der Regierung und ihrer Behörden zu entziehen. Noch immer sitzen 23 Medienschaffende in den Gefängnissen, Folter ist verbreitet. Ebenfalls schwierig bleibt die Lage in Syrien (177). Nach dem Sturz der Assad-Diktatur haben die neuen Machthaber zwar die Pressefreiheit in der vorläufigen Verfassung festgeschrieben. Was davon zu halten ist, wird sich zeigen – die Chance, aber auch die Herausforderungen sind angesichts einer in Trümmern liegenden Medienlandschaft riesig

Auf dem vorletzten Platz auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Nordkorea (179). Das Regime in Pjöngjang riegelt sich totalitär ab und lässt keine unabhängige Berichterstattung zu. Das Schlusslicht bleibt Eritrea (180). Dort trat das Parlament zuletzt 2001 zusammen, seitdem regiert Isayas Afewerki das Land diktatorisch. Alle Medien stehen unter direkter Kontrolle des Informationsministeriums. Die Diktatur unterbindet den freien Fluss von Nachrichten und Informationen systematisch und mit großer Härte und Brutalität. Vier der vor über 20 Jahren festgenommenen Journalisten sitzen bis heute ohne Anklage in Haft, etwa der schwedische Staatsbürger Dawit Isaak. Er gehört zu den am längsten inhaftierten Medienschaffenden der Welt.

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Osteuropa und Zentralasien

Unabhängige Medien in Osteuropa und Zentralasien kämpfen mit großen finanziellen Schwierigkeiten. Die prekäre Lage vieler Redaktionen wird durch die Aussetzung der Auslandshilfen der US-Entwicklungsbehörde (USAID) zusätzlich verschärft. Die Entscheidung der Trump-Regierung schwächt unabhängige Redaktionen, welche in den zunehmend autoritär regierten Ländern der Region oft auf ausländische Gelder angewiesen sind. Außerdem schränkt die geplante Einstellung der Finanzierung des US-Auslandssenders Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) die unabhängige Berichterstattung ein. In Zentralasien und Osteuropa ist das Medium bisher der größte unabhängige Anbieter unabhängiger Informationen.

In der Ukraine (62) sind etwa 90 Prozent der Redaktionen auf finanzielle Zuschüsse angewiesen, die bisher hauptsächlich aus den USA kamen. Die Aussetzung dieser Gelder gefährdet die weitere Tätigkeit dieser Medien. Die unabhängige Berichterstattung über russische Kriegsverbrechen, Korruption und andere Probleme wird dadurch erschwert. Dem stehen die gut finanzierten russischen Staatsmedien gegenüber, welche die Propaganda des Kreml verbreiten.

Im vierten Jahr des russischen Angriffskrieges kämpfen auch viele Exilmedien aus Russland (171) und Belarus (166) mit Finanzierungsproblemen und fehlenden Einnahmen. Falls die Unterstützung aus den USA wegbricht, droht vielen Mitarbeitenden die Entlassung. In Georgien (114) wird der Werbemarkt vom Oligarchen und eigentlichen Machthaber Bidzina Iwanischwili kontrolliert, was unabhängige Medien von Werbeeinnahmen ausschließt. Darüber hinaus kriminalisiert ein Gesetz gegen „ausländische Einflussnahme“ die Annahme ausländischer Finanzhilfen. Unabhängige Berichterstattung über die seit Monaten anhaltenden Proteste gegen die Regierungspartei Georgischer Traum wird so – und wegen der brutalen Gewalt gegen Medienschaffende – immer schwerer. Auch in Aserbaidschan (167) gibt es kaum noch unabhängige Finanzierungsmöglichkeiten für kritische Medien. Zusätzlich überzieht Präsident Ilham Alijew die letzten unabhängigen Medienschaffenden seit November 2023 mit einer nicht abreißenden Serie von Festnahmen. Viele Journalisten und Journalisten haben daher das Land verlassen oder ihre Arbeit eingestellt.

In vielen Ländern der Region häufen sich Angriffe auf die Presse, welche in den meisten Fällen straffrei bleiben. So wurden in Moldau (35) investigative Medienschaffende von Gegnern der Präsidentin Maia Sandu in den sozialen Medien diskreditiert und bedroht. In Kirgistan (144) wurde der unabhängige Sender 24.kg durch den Pressesprecher des früheren Präsidenten Kurmanbek Bakijew übernommen. In Usbekistan (148) weitet sich das staatliche Vorgehen gegen unabhängige Blogger immer mehr aus. Teilweise versuchen die Behörden, kritische Medienschaffende durch Bestechung von unbequemen Berichten abzubringen.

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Europa

Europa ist weiterhin jene Weltregion, in der Journalistinnen und Journalisten am freiesten berichten können – es ist die einzige Region, in der Staaten mit „guter Lage“ der Pressefreiheit vertreten sind. Doch selbst innerhalb der Europäischen Union und auf dem westlichen Balkan sind große Herausforderungen deutlich spürbar. Strukturelle Verbesserungen, die durch den European Media Freedom Act (EMFA) EU-weit vereinbart wurden, werden noch nicht in allen Ländern konsequent umgesetzt.

Zudem wird in vielen Ländern die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) zum Gradmesser staatlicher Medienpolitik: Während die Regierung in Tschechien (10) den ÖRR gestärkt hat, gibt es in Deutschland (11) eine zum Teil erbittert geführte Auseinandersetzung zu seiner Rolle und Finanzierung, und in Frankreich (25) stehen wichtige Reformen aus. 

In der Slowakei (38), in Bosnien und Herzegowina (86), Serbien (96) und im Kosovo (99), dem Schlusslicht auf dem Balkan, stecken öffentlich-rechtliche Medien in einer existenziellen Krise, ausgelöst durch Budgetkürzungen und politische Einflussnahme. In Serbien werden seit November 2024 Reporterinnen und Reporter während der Berichterstattung über Antikorruptionsproteste schikaniert und körperlich angegriffen. Zudem werden Medienschaffende vom serbischen Geheimdienst BIA gesetzwidrig abgehört und unabhängige Medien verfolgt und kriminalisiert.

Auch in der EU greift die Politik immer wieder in journalistische Arbeit ein. In Ungarn (68) und Zypern (77) etwa erfolgt die Vergabe staatlicher Werbung intransparent und willkürlich. In Griechenland (89) – seit mehreren Jahren EU-Schlusslicht – ist die Medienlandschaft geprägt von Interessenkonflikten, ebenso beim EU-Beitrittskandidaten Albanien (80). 

Zudem sehen sich Medienhäuser, die sich dem politischen Druck widersetzen, gerade auf dem Balkan immer häufiger mit sogenannten SLAPP-Klagen (strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung) konfrontiert, die ihre finanziellen Ressourcen stark belasten. Das ist etwa in Kroatien (60) und Bulgarien (70) der Fall.

Sorgen bereitet RSF weiterhin die Türkei (159). Während 2024 seit Jahren übliche Schikanen das journalistische Arbeit erschwerten, geraten kritische Reporterinnen und Reporter seit Beginn der İmamoğlu-Proteste im März 2025 noch stärker unter Druck als zuvor – durch Zensur, Polizeigewalt und willkürliche Festnahmen.

Doch es gibt Hoffnungsschimmer: In Polen (31) hat sich nach der Abwahl der PiS-Partei im Jahr 2023 die Lage des Journalismus verbessert, was unter anderem am Rückgang missbräuchlicher Klagen gegen Journalistinnen und Journalisten liegt. In Österreich (22) zeigt der Medienmarkt wirtschaftliche Erholung. Estland (2) ist inzwischen das bestplatzierte EU-Land im weltweiten Pressefreiheitsindex – direkt hinter Norwegen (1). Dort profitieren Journalistinnen und Journalisten von stabilen Strukturen, einer hohen gesellschaftlichen Wertschätzung unabhängiger Medien und einem starken rechtlichen Schutz der Pressefreiheit. Besonders hervorzuheben ist der unkomplizierte Zugang zu amtlichen Informationen – beide Länder garantieren ein effektives Auskunftsrecht, das Recherchen erheblich erleichtert.

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Asien-Pazifik

Journalistinnen sitzen jahrelang in Haft, Reporter werden getötet, Medien müssen schließen: Auch in der Region Asien-Pazifik arbeiten Medienschaffende unter schwierigsten Bedingungen. In 17 der 32 Staaten ist die Gesamtpunktzahl gefallen. 13 Länder liegen inzwischen im dunkelroten Bereich. Dort gilt die Lage der Pressefreiheit als „sehr ernst“.

Neu in dieser Kategorie ist Hongkong. Die chinesische Sonderverwaltungszone fiel um fünf Plätze auf Rang 140. Im September 2024 verurteilte ein Gericht die Journalisten Chung Pui-kuen und Patrick Lam zu 21 und zu elf Monaten Haft. Sie sollen angeblich aufrührerische Artikel verbreitet haben. Es ist das erste Urteil dieser Art seit der Übergabe Hongkongs an China 1997. Zehn Medienschaffende sitzen im Gefängnis. Einer von ihnen ist der Verleger Jimmy Lai. Dem 77-Jährigen droht lebenslange Haft, weil er gegen ein drakonisches Sicherheitsgesetz verstoßen haben soll. Im März 2024 trat zudem ein weiteres Sicherheitsgesetz in Kraft, mit dem die Behörden gegen kritische Stimmen vorgehen können. Aus Angst um die Sicherheit der Mitarbeitenden schloss der Sender Radio Free Asia daraufhin sein Hongkonger Büro.

Auch in China (178) hat sich die Lage verschlechtert. Das Land fiel um sechs Plätze auf den drittletzten Rang. Mindestens 113 Medienschaffende sind in Haft, mehr als in jedem anderen Land. Eine von ihnen ist die auch international bekannte Journalistin Zhang Zhan. Sie saß bereits vier Jahre im Gefängnis, weil sie kritisch über den Beginn der Covid-19-Pandemie in Wuhan berichtet hatte. Nordkorea (179) bildet das Schlusslicht der Region. Das Regime lässt keinerlei unabhängige Berichterstattung zu.

Kambodscha (161) fiel um zehn Plätze. Insbesondere die Kategorie Sicherheit hat sich verschlechtert. Im Dezember wurde der Journalist Chhoeung Chheng erschossen. Der 63-Jährige hatte für das Online-Medium Kampuchea Aphivath zu illegaler Abholzung in einem Naturschutzgebiet recherchiert. Auch in Indonesien (127) ist die Punktzahl für Sicherheit deutlich gefallen. Das Land fiel um 16 Plätze. Im Juni starb der Journalist Sempurna Pasaribu bei einem Hausbrand. Er hatte zu illegalem Glücksspiel recherchiert. RSF dokumentierte zudem zahlreiche Fälle von Polizeigewalt gegen Journalistinnen und Journalisten.

In einigen Ländern der Region konzentriert sich Medienbesitz in den Händen weniger einflussreicher Geschäftsleute. In Indien (151), Indonesien und Malaysia (88) etwa kontrolliert eine Handvoll Konglomerate mit Verbindungen in die Politik die meisten Medienkonzerne.

Bangladesch (149) ist um 16 Plätze aufgestiegen. Im vergangenen Jahr trat Premierministerin Sheikh Hasina nach Massenprotesten zurück. Sie stand auf der RSF-Liste der größten Feinde der Pressefreiheit weltweit. Seitdem führt Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus eine Übergangsregierung. Das hat Hoffnung auf Besserung geweckt – doch Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten halten an.

Aus methodischen Gründen kann ein Land aufsteigen, obwohl sich die Lage verschlechtert hat. Das gilt etwa für Afghanistan (175), wo die Taliban weiter systematisch kritischen Journalismus unterdrücken. Im vergangenen Jahr mussten mindestens zwölf Medien schließen

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Naher Osten und Nordafrika

In der Region Naher Osten und Nordafrika fällt über die Hälfte der Länder in die schlechteste Wertungskategorie. In keiner anderen Weltregion ist es für Journalistinnen und Journalisten so gefährlich. Die ökonomische Lage ist für den Großteil der Medien sehr schwierig, sie schwächt ein von Straflosigkeit, Gewalt und Einflussnahmen geprägtes journalistisches Umfeld noch weiter.

Der Krieg in Gaza bestimmt den Blick in die Region. Bei Angriffen der israelischen Armee im weiterhin abgeriegelten Gazastreifen wurde eine schockierend hohe Zahl palästinensischer Medienschaffender getötet, mehrere von ihnen gezielt. RSF hat deshalb vor dem Internationalen Strafgerichtshof mehrere Strafanzeigen gegen die israelische Armee eingereicht. Auch Redaktionsräume und Ausrüstung sind vielerorts zerstört. Die Palästinensischen Gebiete (163) sind für Journalistinnen und Reporter derzeit die gefährlichste Region der Welt. Auch im Westjordanland leiden Journalistinnen und Reporter unter Gewalt, mehrere von ihnen sitzen in israelischen Gefängnissen. Die Behörden in Israel (112) gehen weiter auch gegen kritische Medien im eigenen Land vor. Auf der Rangliste der Pressefreiheit fällt Israel um elf Plätze. 

Auch Jordanien (147) sinkt ab, vor allem wegen eines drakonischen Gesetzes, das sich gegen unliebsame Berichterstattung richtet, gerade auch zum Krieg in Gaza. Im Jemen (154) haben die langen Jahre des Krieges das Land in verschiedene Zonen gespalten. Angesichts der lokalen und internationalen Einflusssphären ist unabhängiger Journalismus kaum noch möglich. Auch Ägypten (170) bleibt weiter am unteren Ende der Rangliste. Das Land wird diktatorisch regiert, zusätzlich versucht die Regierung, Berichte über die Finanzkrise zu unterdrücken. Im Libanon (132) ist die ökonomische Lage weiter düster und setzt Redaktionen unter großen Druck. Allerdings wirken sich Hoffnungen auf einen politischen Aufbruch positiv auf die Platzierung in der Rangliste aus. 

Nach dem Sturz der Assad-Diktatur in Syrien (177) haben die neuen Machthaber zwar die Pressefreiheit in der vorläufigen Verfassung festgeschrieben. Was davon zu halten ist, wird sich zeigen – die Chance, aber auch die Herausforderungen sind angesichts einer in Trümmern liegenden Medienlandschaft riesig. Etwas aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten ist Iran (176), doch auch hier lässt das Regime weiter Journalistinnen und Journalisten einsperren. Es ist beinahe unmöglich, sich dem unnachgiebigen Druck der Regierung und ihrer Behörden zu entziehen. 

In den reichen Golfstaaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten (164), Saudi-Arabien (162), Oman (134) und Kuwait (128) zeigt sich, dass auch eine solide ökonomische Lage nicht notwendigerweise in freie Berichterstattung mündet. Im Gegenteil: Repressive Gesetze, politischer Druck und Drohungen gegenüber Medienschaffenden behindern die freie Berichterstattung. Die beste Platzierung im regionalen Vergleich belegt Katar (79). Es ist das einzige Land der Region, das nicht in die schlechteste oder zweitschlechteste Ranglistenkategorie fällt.

In Nordafrika schaut RSF mit stetig wachsender Sorge nach Tunesien (129). Die Regierung von Präsident Kais Saied übt weiter hohen politischen Druck auf unabhängige Medien aus. In der Kategorie Wirtschaft verzeichnet Tunesien den größten Absturz in der Region. In Algerien (126) werden Medienschaffende weiter juristisch schikaniert. Weil jedoch der Journalist Ihsane el-Kadi nach 22 Monaten Haft begnadigt wurde, verbesserte sich die Platzierung um wenige Ränge.

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Südliches Afrika

Im südlichen Teil Afrikas hat sich die Situation der Presse deutlich verschlechtert. Eritrea (180) bleibt das Schlusslicht auf der Rangliste der Pressefreiheit. In 80 Prozent aller Länder dieser Region hat sich die wirtschaftliche Lage für Medien zugespitzt. Dies betrifft etwa Burkina Faso (105), den Sudan (156) und Mali (119). Medien sind gezwungen, sich selbst zu zensieren, zu schließen oder ins Exil zu gehen. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo (133) mussten dutzende Radiostationen schließen, Medienschaffende flohen vor anhaltenden Attacken und sind in der Folge arbeitslos geworden.

Häufig sind Werbeanzeigen die wichtigste Einnahmequelle für Medien. Diese werden in der Regel durch große Firmen oder staatliche Stellen geschaltet, was zu Abhängigkeiten führt und Einflussnahme Vorschub leistet. Aus Angst, Werbekunden zu verlieren, zensieren sich viele Medien selbst. Was passiert, wenn sie es nicht tun, zeigt ein Beispiel aus Kenia (117): Dort entzog der Telekommunikationskonzern Safaricom der Zeitung The Nation die Werbemittel. Das Medium hatte zuvor darüber berichtet, welche Rolle das Unternehmen bei der Überwachung der Kommunikation von Bürgerinnen und Bürgern des Landes gespielt hatte.

Viele Medien im südlichen Afrika sind in den Händen reicher Unternehmer und politischer Eliten, die Einfluss nehmen auf die redaktionelle Arbeit. So zum Beispiel in Nigeria (122), Kamerun (131) und Ruanda (146). Eine erfreuliche Entwicklung zeichnet sich demgegenüber im Senegal (74) ab: Das westafrikanische Land verbesserte sich um 20 Plätze, nachdem die Regierung wirtschaftliche Reformen angekündigt hatte. Allerdings müssten diese erst noch umgesetzt werden.

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Nord-, Mittel- und Südamerika

Auch auf dem amerikanischen Kontinent geht der Trend weiter abwärts: In mehr als der Hälfte der Länder hat sich die Lage der Pressefreiheit verschlechtert. Zwölf von 28 Ländern fallen in die beiden schlechtesten Wertungskategorien – dort ist die Lage für Medienschaffende schwierig oder sehr ernst. Wie in vielen anderen Teilen der Welt steckt der Journalismus in Nord-, Mittel- und Südamerika in einer strukturellen und wirtschaftlichen Dauerkrise. Zusätzlicher Druck kommt von autoritären Regierungen, die unabhängige Medien als Feinde sehen. In vielen Ländern der Region sind Medienschaffende außerdem nach wie vor mit Einschüchterungen und Gewalt konfrontiert.

In den USA (57) ist mit der Trump-Administration eine offen pressefeindliche Regierung an der Macht, die systematisch gegen kritische Berichterstattung und unliebsame Medien vorgeht. Den US-Auslandssendern Voice of America und Radio Free Europe/Radio Liberty hat die Trump-Regierung drastisch die Finanzierung gekürzt. Der Associated Press wurde der Zugang zum Weißen Haus verweigert, weil sie sich nicht nach der Wortwahl der Regierung richten will. Schon während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr hatte Donald Trump Journalistinnen und Journalisten wiederholt angefeindet und mit Rache gedroht, sobald er im Amt ist. Mit mehreren Gerichtsklagen versucht er, Medien für ihre Berichterstattung zu bestrafen. Diese von Trump und seinen Verbündeten befeuerte pressefeindliche Stimmung ist längst auf die Menschen im Land übergeschwappt. Mehr als ein Drittel der Amerikaner vertraut den klassischen „Mainstream“-Medien nicht. Dazu kommt eine weiterhin schlechte wirtschaftliche Lage, die vor allem gravierende Auswirkungen auf den Lokaljournalismus hat.         

Den autoritären Führungsstil, den Donald Trump in den USA einschlägt, haben die Regierungen mehrerer Länder weiter südlich bereits erfolgreich genutzt, um die Pressefreiheit zu demontieren. In Argentinien (87) ließ Präsident Javier Milei den öffentlichen Rundfunk zerschlagen, die staatliche Nachrichtenagentur Télam schließen und den Zugang zu öffentlichen Informationen einschränken. Wie Trump beschimpft Milei Journalistinnen und Journalisten regelmäßig auf Social Media. Das Land ist im diesjährigen Ranking um 21 Plätze gefallen und somit größter Absteiger auf dem amerikanischen Kontinent. Auch in El Salvador (135) fördert die Regierung unter Nayib Bukele ein Klima der Angst, indem sie Medienschaffende öffentlich diffamiert und ihnen Verbindungen zu kriminellen Gruppen unterstellt – oft ohne Beweise. In Peru (130) greifen die Regierungsbehörden ebenfalls in die journalistische Arbeit ein. Insbesondere Journalistinnen und Journalisten, die zu sensiblen Themen wie Korruption und Machtmissbrauch recherchieren, müssen juristische Verfolgung befürchten.

Erfreuliche Nachrichten kommen dagegen aus Brasilien (63): Das Land gehört zu den wenigen in der Region, die sich in der Kategorie Wirtschaft verbessern konnten. Auch die Sicherheitslage ist besser geworden. Trotz dieser Fortschritte bleibt die Lage angespannt. Physische und digitale Gewalt, insbesondere gegen marginalisierte Gruppen, stellt weiterhin eine ernsthafte Bedrohung für die Presse dar. Das gefährlichste Land für Journalistinnen und Journalisten bleibt jedoch Mexiko (124) – in keinem anderen Land außerhalb von Kriegsgebieten werden so viele Medienschaffende ermordet. Seit ihrem Amtsantritt im Oktober 2024 hat Präsidentin Claudia Sheinbaum kaum Fortschritte erzielen können. Absprachen zwischen Behörden und der organisierten Kriminalität lähmen das Justizsystem – es herrscht Straflosigkeit. Ähnlich schwierig ist die Lage in Kolumbien (115), wo Journalistinnen und Journalisten Drohungen und Gewalt ausgesetzt sind. Die Regierung verfolgt keine klare Linie gegenüber der Presse: Einerseits zeigt sie Bestreben, kleine, lokale Medienunternehmen zu fördern, andererseits fällt Präsident Gustavo Petro immer wieder mit einer feindseligen Rhetorik gegenüber den großen, etablierten Medienhäusern auf.

Noch ernster ist die Lage in Venezuela (160), wo aufgrund der Zensur des Regimes kaum freie Berichterstattung möglich ist. Medienschaffende werden verfolgt und ins Gefängnis gesteckt. Und auch in Nicaragua (172) ist Journalismus praktisch nicht mehr möglich: Das Ortega-Murillo-Regime hat die unabhängige Presse zerschlagen und Hunderte Medienschaffende ins Exil getrieben. Das Land rutscht um neun Plätze hinter Kuba (165) auf Rang 172 ab und bildet somit das Schlusslicht der Region.

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