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Ruanda

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 131 von 180
Ruanda 14.11.2007

Journalistin nach elf Jahren Haft von Völkermordanklage freigesprochen

Tatiana Mukakibibi Foto: ROG

Reporter ohne Grenzen (ROG) begrüßt die Freilassung von Tatiana Mukakibibi, einer ehemaligen Moderatorin und Produzentin des staatlichen „Radio Rwanda“. Mukakibibi wurde von einem Volksgericht, einem so genannten Gacaca, am 6. November vom Vorwurf des Völkermords freigesprochen. Sie war elf Jahre ohne Prozess in Haft. Die 42-Jährige konnte am 10. November zu ihrer Familie zurückkehren.

„Mukakibibi war elf Jahre schuldlos im Gefängnis. Wir sind sehr froh, dass dieser tragische Fall abgeschlossen ist und hoffen, dass die Journalistin nun mit ihrer Tochter, die heute ein Teenager ist, ein normales Leben führen kann“, so ROG.

Nach einer dreistündigen Anhörung sprach ein Gacaca in Kimegeri in der südlichen Provinz Ruhango Mukakibibi frei vom Vorwurf des Völkermords, sowie der Planung von und der Beteiligung an Völkermord und dem Verteilen von Waffen in Kimegeri in der Zeit von April bis Juli 1994.

Eine Reihe von Entlastungszeugen hatte ausgesagt, dass sich Mukakibibi nicht in Kimegeri aufhielt, als die Präsidentengarde Waffen verteilte, die für den Völkermord genutzt wurden. Auch war sie nicht, wie ihr vorgeworden wurde, an dem Mord an Eugène Bwanamudogo beteiligt, einem Tutsi-Journalisten, der Beiträge für das Landwirtschaftsministerium produziert hatte. Mukakibibi hatte stets ihre Unschuld beteuert.

Nach dem Genozid von 1994 war Mukakibibi für André Sibomana tätig, einem katholischen Priester, Menschenrechtsaktivisten und ehemaligen Herausgeber der Zeitung „Kinyamateka“. Sibomana erhielt 1994 den Menschenrechtspreis von Reporter ohne Grenzen. Er starb im März 1998.

Tatiana Mukakibibi wurde am 2. Oktober 1996 festgenommen und unter extrem schlechten Haftbedingungen in einer Gemeindezelle festgehalten, bis sie im Dezember 2006 in ein Gefängnis verlegt wurde. Sie glaubt, des Mordes an Eugène Bwanamudogo beschuldigt worden zu sein, weil man sich so an ihrem späteren Arbeitgeber Sibomana rächen wollte. Der Publizist hatte über Vergeltungsschläge der Tutsi berichtet.

Reporter ohne Grenzen hat über die Jahre hinweg auf Mukakibibis Schicksal aufmerksam gemacht und sich immer wieder für ihre Freilassung eingesetzt. Zahlreiche Medien, vor allem in Frankreich und Belgien, und das Mitglied des Europäischen Parlaments Claire Gibault haben Mukakibibi auf Initiative von ROG mit regelmäßigen Berichten begleitet.


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Katrin Evers
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