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Sudan

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 148 von 180
Sudan 01.02.2011

Festnahmen von Journalisten und Medienzensur bei Protesten gegen Regierung

Reporter ohne Grenzen (ROG) zeigt sich besorgt über die massive Verschlechterung der Lage der Pressefreiheit im Sudan. Die jüngste Welle von Repressionen gegen Medienschaffende ereignete sich am 30. Januar in dem nordostafrikanischen Land: Mindestens sechs Journalisten wurden bei Protesten gegen die Regierung festgenommen. Außerdem wurden die Ausgaben von zwei Tageszeitungen konfisziert und eine Reihe von Internetseiten blockiert.


ROG verurteilt die Übergriffe und Einschüchterungsmaßnahmen gegen Journalisten sowie die Zensur. „Die Medien werden daran gehindert, über die Proteste und deren Niederschlagung durch Sicherheitskräfte zu berichten“, kritisiert ROG. „Die Behauptung der Behörden, die Reporter gefährdeten die nationale Sicherheit, ist nicht aufrechtzuerhalten. Die Journalisten sind lediglich ihrer Aufgabe nachgekommen, die Bevölkerung über die aktuellen Ereignisse zu informieren“, kritisiert ROG.


Am 30. Januar fanden in verschiedenen Städten des Sudan, vor allem in Khartum und in dem etwa 15 Kilometer nördlich der Hauptstadt gelegenen Omdurman, Demonstrationen statt. Inspiriert von den Protestbewegungen in Tunesien und Ägypten forderten die Teilnehmer der Demonstrationen ein Ende der „Ungerechtigkeit und Erniedrigung“.


Die Proteste richteten sich unter anderem gegen aktuelle Preiserhöhungen und die Regierung unter Staatschef Omar Hassan Ahmad al-Baschir. Die Demonstrationen wurden über das soziale Netzwerk Facebook organisiert: Eine Gruppe mit dem Namen “30. Januar, ein Wort an die sudanesische Regierung“ rief über das soziale Netzwerk zu friedlichen Demonstrationen auf. Die Seite der Gruppe ist mittlerweile blockiert.


Fünf der am Sonntag verhafteten sechs Reporter – drei Mitarbeiter von sudanesischen Zeitungen, ein Korrespondent einer katarischen Zeitung und ein Korrespondent einer türkischen Nachrichtenagentur sind offenbar nach wie vor in Haft. Dagegen wurde ein Fotograf, ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP), nach rund zwei Stunden wieder freigelassen.

Eine Reihe von Journalisten haben über Anweisungen der Behörden berichtet, die Demonstrationen nicht zu thematisieren. In der Nacht vom 30. auf den 31. Januar wurden zudem die Ausgaben der Tageszeitungen Al Sahafa und Ajras al-Hurriya mit Berichten über die Demonstrationen beschlagnahmt.


Bereits seit Jahren erregt die schwierige Situation der Medien im Sudan Besorgnis. Die Republik rangiert auf der aktuellen ROG-Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 172 von insgesamt 178 Staaten und Regionen. Die Repressionen gegen kritische Journalisten haben sich im vergangenen Jahr weiter verstärkt, mindestens fünf Medienmitarbeiter wurden im Jahr 2010 festgenommen und sind noch immer im Gefängnis. Zwei weiteren im Januar 2011 verhafteten Journalisten droht sogar die Todesstrafe.

 

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